„One Piece“ ist eine Geschichte, deren Ende noch gar nicht abzusehen ist. Das ist den Fans aber auch gar nicht so wichtig, denn obwohl einige Geschichte in letzter Zeit ein wenig zu sehr in die Länge gezogen werden, sind es doch immer wieder die besonderen Momente, die sowohl den Anime als auch den Manga bis heute in die Königsklasse befördern. Nachdem in letzter Zeit vor allem die „Pirate Warriors“-Titel den Spielern die Möglichkeit boten, in große Schlachten zu ziehen, soll im neuesten Spiel der abgeschirmte Kampf gegen einen Kontrahenten im Fokus stehen. Ob „One Piece: Burning Blood“ dabei auch ein gelungenes Prügelspiel ist, haben wir für euch herausgefunden.

Eine kurze Reise

Obwohl die Reihe wahnsinnig viele Arcs, und damit auch Ortschaften zu bieten hat, begrenzt sich der Story-Modus ausschließlich auf den Kampf im Marineford. Die Spieler dürfen hier die Geschehnisse aus der Perspektive verschiedener Charaktere durchleben, und dabei auf einem Feld die diversen Kämpfe auswählen. Manchmal wird nur ein neuer Hauptkampf freigeschaltet, manchmal öffnen sich auch Wege zu Nebenmissionen, in denen andere Kämpfe auf dem Schlachtfeld beleuchtet werden.

Das große Plus des Modus ist die Inszenierung. Während der grobe Rahmen von einem Erzähler mit Anime-Bildern erklärt wird, wird jeder Kampf von einer wunderbar animierten Zwischensequenz eingeleitet. Dabei wird der Geist der Vorlage perfekt umgesetzt und Fans dürfen sich auf die besten Momente des Arcs freuen. Leider beschränkt sich die Geschichte aber wirklich nur auf die Ereignisse im Marineford, was dazu führt, das die drei bis vier Stunden lange Kampagne zu schnell eintönig wird. Wieso hat man nicht einfach aktuellere Geschehnisse, in die mehr Charaktere verwickelt wurden, als Story-Modus verwendet? Wieso müssen unterschiedliche Perspektiven ausgeschlachtet werden, anstatt mehrere Geschichten aus der Vorlage spielbar zu machen? Das ist wahnsinnig ernüchternd und lässt einen eigentlich tollen Modus zum netten Beiwerk verkommen.

Kämpfen wie echte Piraten

Wer sich das Kampfsystem einmal anschaut, dürfte an Spiele wie „Naruto: Ultimate Ninja Storm“ erinnert werden, tatsächlich spielt es sich aber komplett anders. Neben dem normalen Angriff, dem Blocken und dem Spezialangriff kann man nämlich noch Charakter-Spezifische Sonderangriffe ausführen, die je nach Kämpfer Flächenschaden, Nahkampfschaden oder Fernkampfschaden anrichten. Zudem darf man in vielen Kämpfen bis zu drei Charaktere auswählen, und diese auch im Kampf auswechseln und damit sogar besondere Angriffe ausführen. Diese Tag-Team-Kämpfe sind das Herzstück des Spieles und lassen die Kämpfe abwechslungsreicher werden. Die Arenen selbst sind dabei nicht zu groß geraten, und einige besonders starke Attacken, die von einer kleinen Zwischensequenz begleitet werden, lassen die Feinde sogar mit Gegenständen im Hintergrund interagieren.

Das Kampfsystem ist ein wenig langsamer, als man es von anderen Genre-Vertretern gewohnt ist. Zwar lassen sich die meisten Kombos bei allen Charakteren auf dieselbe Art ausführen, jedoch sind Geschwindigkeit, Schaden und Reichweite Aspekte, die man vorerst lernen muss. Deshalb wirken die Kämpfe sowie die Animationen anfangs ein wenig hölzern und man könnte tatsächlich meinen, dass keine Dynamik zustande kommen will. Wer sich jedoch ein wenig genauer damit beschäftigt, und Zeit in das Erlernen der Techniken sowie deren Aneinanderreihen investiert, wird merken, dass man tatsächlich einige wunderbare Kombos ausführen kann, die nicht nur spektakulär aussehen, sondern auch effektiv sind. Das braucht man für die härteren Kämpfe, in denen sich dann glücklicherweise herausstellt, dass die simple Oberfläche eine gelungene Tiefe versteckt, die Prügel-Fans stundenlang unterhalten sollte.

Wenig zu tun

Neben der Gipfelschlacht gibt es noch den Steckbriefmodus, in dem die Spieler Kämpfe gegen den Computer angehen dürfen. Je nach Schwierigkeit und Abschluss gibt es dafür Berry, die man für neue Kämpfer oder Hilfscharaktere einsetzen kann. Während bei den Kämpfern auch einige nicht in die Geschichte eingearbeitete Serien-Favoriten, wie Enel, Bon Curry und Koala, dabei sind, findet man bei den Gehilfen verschiedene Nebencharaktere der gesamten Reihe. Diese treten jedoch nur als Bild auf und unterstützen die Kämpfer passiv. Der Steckbriefmodus entpuppt sich als netter Zeitvertreib, ist jedoch nichts anderes als eine Aneinanderreihung simpler Kämpfe. Zwar müssen in einigen Kämpfen zusätzliche Herausforderungen gemeistert werden, wie bestimmte Angriffe einzusetzen oder nicht zu viel Lebensenergie zu verlieren, das war es dann jedoch auch, und wer nicht monatlich die neuen Steckbriefe angehen möchte, dürfte höchstens für kurze Runden vorbeischauen.

Ansonsten gibt es noch den obligatorischen Kampf gegen den Computergegner, das Training sowie den lokalen Mehrspielermodus. In insgesamt zwölf Arenen, die neben drei Schauplätzen des Marinefords auch Orte auf Dress Rosa, Alabasta, der Thousand Sunny, Skypiea, Drum und der Fischmenscheninsel bereithalten, gibt es über 40 Kämpfer und noch mehr Hilfscharaktere. Man hat also genug freizuschalten und vieles auszuprobieren, was zwar die einzige Langzeitmotivation darstellt, jedoch Fans der Vorlage für viele Stunden bestens unterhalten dürfte, zumal die Kämpfe gegen Freunde sowieso am spaßigsten sind. Merkwürdig ist nur, dass einige Kostüme, wie zum Beispiel Nami im Bikini, als eigene Charaktere gelistet werden, die man nur über DLCs freischalten kann. Diese muss man dann wieder mühsam aufleveln, dafür besitzen sie einige andere Angriffe.

Auf in die großen Weiten des Internets

Der Online-Modus ist tatsächlich aufgrund des geringen Inhaltes für Einzelspieler ein echtes Highlight. Zum einen gibt es natürlich die klassischen Freundschaftskämpfe sowie die Ranglistenkämpfe, in denen erst klar wird, wie dynamisch das Kampfsystem sein kann, wenn man in den ersten Runden gnadenlos verprügelt wird. Wichtiger jedoch ist der Piratenflaggenkampf, in dem man sich einer Fraktion anschließt, um anschließend Inseln zu erobern. Dafür reist man mit seinem Schiff zu einer Insel aus der Vorlage und kämpft dort gegen rivalisierende Gruppen, die ebenfalls die Ortschaft erobern wollen. Diese Online-Kämpfe unterscheiden sich eigentlich nicht von den normalen, jedoch sind die schöner eingebunden und lassen die Spieler tatsächlich ein Ziel verfolgen, denn die Gruppe mit den meisten Punkten am Ende einer Saison darf sich auf Belohnungen freuen.

Ein tolles Technik-Paket

Die Grafik ist für Fans der Vorlage einfach perfekt. Die dreidimensionalen Charaktermodelle sehen fantastisch aus und die Animationen lassen keine Wünsche offen. Auch die Zwischensequenzen sind beeindruckend und man hat selbst in Szenen von der großen Schlacht immer das Gefühl, dass diese spannender kaum sein könnte. Auch die Kämpfe selber überzeugen mit vielen Effekten, und die Bildrate bleibt zudem immer stabil. Die japanischen Sprecher sind gewohnt klasse, der Soundtrack passend und die Steuerung angenehm.