Matt Gilgenbach dürfte nicht jedem Spieler bekannt sein. Das ist schade, denn sein Werk „Retro/Grade“ ist ein sehr gutes Spiel gewesen, das von Kritikern und Spielern in den Himmel gelobt wurde. Leider blieb der Erfolg jedoch aus, und schon während der Entwicklung fiel der Macher in Depressionen, wie schon zuvor in seinem Leben. Dieses Leiden wollte er den Spielern näher bringen, weshalb bereits 2014 mit „Neverending Nightmares“ das Ergebnis einer Kickstarter-Kampagne veröffentlicht wurde. Nun ist das Spiel auch für PlayStation 4 und PlayStation Vita erschienen, weshalb wir uns durch unbehagliche Albträume gegruselt haben, um herauszufinden, ob das Ziel geglückt ist.

Der Traum im Traum im Traum im Traum im Traum…

In „Neverending Nightmares“ übernehmen die Spieler die Kontrolle über Thomas, der eines Tages aus einem furchtbaren Albtraum erwacht. Doch schnell merkt er, dass er nicht in der Realität angekommen ist, sondern mit jedem Aufwachen in einem anderen Albtraum landet. Er weiß selbst nie genau, ob die Welt vor ihm tatsächlich die Realität ist. Seine Reise wird nicht nur von vielen Monstern begleitet, sondern auch von seiner Schwester, deren Schicksal eines der größten Geheimnisse darstellt.

Es ist wirklich wahnsinnig schwer, die Geschichte zu erklären. Das liegt daran, dass genauere Details die überraschenden Momente zerstören würden, denn einige unerwartete Begegnungen und Lokalitäten sind das Herzstück der unbehaglichen Reise. Allgemein wird aber sowieso die komplette Handlung nur angerissen, und soll die Spieler eher dazu anregen, über die Welten und das Leiden nachzudenken, anstatt alle Antworten auf einem Silbertablett präsentiert zu bekommen. Die drei Enden bieten hingegen kaum Wiederspielwert und strecken das Spiel unnötig in die Länge, doch dazu wollen wir nicht zu viel verraten. Allgemein ist die Geschichte eine der Stärken des Spieles, auch wenn die Wahrnehmung dieser sehr stark davon abhängt, was man sich von so einem Spiel erwartet.

Maues Gameplay

Während die Geschichte ein Highlight ist, entpuppt sich das Gameplay als das komplette Gegenteil. Langsam darf der Spieler die surrealen Umgebungen durch schreiten und mit einigen wenigen Objekten interagieren. Diese sind meist farbig, wenn man allerdings mal etwas aufnehmen kann, eröffnet das kaum eine Herausforderung. Mit der Kerze kann man im Dunkeln sehen, mit der Axt kann man eine Tür freimachen und das war es dann auch schon mit dem logischen Denken.

Im weiteren Verlauf gibt es einige gute Ansätze für Rätsel, diese sind meist jedoch so einfach aufgebaut, dass man nie wirklich einer Herausforderung entgegensteht. Das ist schade, denn so wird das Erkunden sehr nervig, da viele Türen in unwichtige Räume führen, und man demnach einfach immer weiter läuft, um gelegentlich von guten Jump-Scares überrascht zu werden. Das ist jedoch auf Dauer extrem langweilig und motiviert kaum. Glücklicherweise ist die Atmosphäre perfekt und man hat ständig ein unbehagliches Gefühl beim Spielen. Der Aspekt des psychologischen Horrors ist wahnsinnig gut umgesetzt, wird vom Gameplay aber leider nicht unterstützt.

Das Schrecken in den eigenen vier Wänden

Ein wenig mehr könnte man sich von den Monstern erhoffen. Schließlich kann Thomas nicht nur gehen und mit Objekten interagieren, sondern auch laufen. Begegnet man also den unterschiedlichen Feinden, die manchmal sehr grotesk und damit gelungen gestaltet wurden, muss man meist weglaufen und sich verstecken. Allerdings leidet der tragische Held auch noch an Asthma, weshalb er bereits nach kurzer Zeit eine Pause einlegen muss, die während einer Flucht eigentlich immer tödlich endet.

Diese Passagen wirken recht ambitioniert, hat man jedoch einmal durch das nervig eingebaute Trial & Error-Verfahren herausgefunden, wie man sich retten kann, bieten auch die Monster kaum noch eine Gefahr. Besonders nervig ist dies in dem zweiten Schauplatz, da genau eine Art von Feind auf viel zu vielen Korridoren lauert, was die allgemein eher langweilige Umgebung zum Pausenfüller macht. Zwar wäre das zwei bis drei Stunden lange Abenteuer ohne diesen noch kürzer, allerdings ist er spielerisch so monoton, dass wir gerne auf ihn verzichtet hätten. Wird man dann von einem Monster erwischt, erwacht man nach einer brutalen Szene wieder im Bett und darf die Stelle auf ein Neues versuchen. Glücklicherweise sind die Rücksetz-Punkte immer nah beieinander, sodass man nie zu viel wiederholen muss.

Großartige Atmosphäre

Der Grafikstil von „Neverending Nightmares“ ist einzigartig. Der Stil aus schwarz-weiß gezeichneten Hintergründen mit einer unheimlichen Portion rot, weiß zu überzeugen, und untermalt die harte Thematik perfekt. Die Umgebungen sind zudem detailliert, wirken jedoch immer unbehaglich und vermitteln den Horror auf eine ganz besondere Art. Das Design der Charaktere und Kreaturen ist fantastisch grotesk und die Animationen wirken wie ein lebendiges Bilderbuch. Der Soundtrack ist zwar nicht überragend, in Kombination mit den unheimlichen Geräuschen jedoch eine Spannungs-Bombe. Die Steuerung ist zudem simpel und bereitet keine Probleme.