Man kann das schwedische Indie-Studio Image & Form für seinen Mut nur bewundern. Anstatt sich auf den Lorbeeren von „SteamWorld Dig“ auszuruhen und „Dig 2“ zu veröffentlichen, bringen die Jungs und Mädels ein Spiel, das sich in Bezug auf Handlung und Spielkonzept deutlich vom Vorgänger unterscheidet. War der Vorgänger noch ein Action-Platformer, haben wir mit „SteamWorld Heist“ nun einen rundenbasierten Strategie-Titel. Beiden Spielen zugrunde liegt einzig das Steampunkt-Setting. Geht das gut?

Warum SteamWorld Heist heißt

„SteamWorld Heist“ handelt viele Jahre nach seinem Vorgänger – die Erde ist mittlerweile zerstört und die dampfbetriebenen Roboter fristen seitdem in den Weiten des Weltalls ein Schattendasein. Denn Wasser ist zu einer knappen Ressource geworden, um die die Steambots kämpfen – darum der Titel „Heist“, zu deutsch: „Raubüberfall“. So übernehmen wir die Rolle der freibeuterischen Kapitänin Piper. Sie schlägt sich mit ihrem Steuermann, der einzigen überlebenden Person ihrer Piraten-Crew, durch.

Im Laufe des Abenteuers, in dem Piper die Steambots unterdrückenden Royalisten bezwingen will, heuert sie weitere Mitglieder für ihre Crew an, mit denen sie gegnerische Schiffe plündert. Das Ganze ist als rundenbasierte Strategie in der 2D-Perspektive umgesetzt. Stellt euch die Genre-Größe „XCOM“ oder auch „Code Name: S.T.E.A.M.“ aus der Seitenansicht vor, dann habt ihr einen ungefähren Eindruck, was euch erwartet.

Geschoss-Billard

Jedes Crew-Mitglied hat eine eigene Persönlichkeit und individuelle Fähigkeiten. Zudem kann der Spieler festlegen, welche Waffen, Ausrüstungen und Hüte jeder Kämpfer tragen soll – diese Items werden im Laufe der Missionen erbeutet und können in Bars gekauft werden. Das Inventar ist jedoch sehr klein, sodass man gute Entscheidungen treffen sollte!

Der Kern von „SteamWorld Heist“ sind die taktischen Schusswechsel. Das Besondere dabei ist, dass Geschosse von Wänden oder anderen Hindernissen abprallen. Dies lässt sich geschickt für umständliche, aber schlagkräftige Schüsse einsetzen. Sehr hilfreich dafür sind natürlich die Sniper-Waffen mit Laser, doch auch Pistolen und Maschinengewehre können eingesetzt werden.

Dabei muss man stets abwägen zwischen Bewegen und Angreifen, denn entweder geht die Spielfigur nur ein paar Schritte weiter und kann dann noch schießen, oder sie sprintet ein gutes Stück, kann dafür dann aber keine Aktion mehr ausführen. Haben die eigenen Crew-Mitglieder ihre Aktionen durchgeführt, sind die Gegner an der Reihe. Dabei sollten die eigenen Kämpfer am besten in Deckung sein. Überall gibt es schließlich Hindernisse, die ein paar Schüsse abwehren können.

Steampunk-Weltraum-Wildwest-Roboter-Piraten-Abenteuer

Das Abenteuer ist in zahlreiche Missionen aufgeteilt, die über eine Weltkarte angesteuert werden. Die meisten Missionen sind zufallsgeneriert und befriedigen den Erkunderinstinkt, denn die Level haben viele Abzweigungen und Schätze, die nur darauf warten, eingesackt zu werden. Hat man eine Mission erfolgreich abgeschlossen, erhalten die beteiligten Crew-Mitglieder Erfahrungspunkte, und wenn sie im Level aufsteigen, dann erlangen sie weitere Fähigkeiten, Kampfaktionen oder verbesserte Eigenschaften.

Quasi als Oberwelt fungiert dabei Pipers Raumschiff, in dem man auch mit den anderen Crew-Mitgliedern sprechen kann. Hier entfaltet sich die auf Dialoge basierte Story. Ihr ist leider nicht sehr einfach zu folgen, dafür kommt sie nüchtern und trostlos daher – passend zur nüchternen und trostlosen Atmosphäre des gesamten Spiels. Nett ist, dass die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Crew in den Texten perfekt zum Ausdruck kommen.

Für Casuals und Experten

Fünf Schwierigkeitsstufen bietet „SteamWorld Heist“, und wir müssen zugeben, dass wir selbst die niedrigste Stufe „Casual“ für recht fordernd empfanden. Anspruch und Tiefgang sind hier also definitiv gegeben, sodass Fans des Genres sich schön festbeißen können. Allerdings fällt der Einstieg in das Spiel nicht sehr einfach aus – das mag man angesichts des flotten und sich einfach darbietenden Spielkonzepts kaum glauben. Ferner sorgen die zufallsgenerierten Level zwar einerseits für Abwechslung und Wiederspielwert, andererseits fanden wir uns aber manchmal in unfairen Situationen wieder. Auch die Gegner-KI lässt mitunter zu wünschen übrig.

Läuft wie geschmiert

So oder so, mit zehn bis zwanzig Stunden Spielzeit für den ersten Durchgang wird viel Inhalt geboten. Der hübsche, handgezeichnet wirkende Grafikstil mit den flüssigen Animationen und der atmosphärische, leider teils etwas repetitive Soundtrack lassen die Kompetenz von Image & Form erkennen. Die Menüs, der Spielablauf, die Kämpfe, alles funktioniert flott und unkompliziert – ganz anders als beim trägen „Code Name: S.T.E.A.M.“. Manchmal mangelte es uns aber an Übersicht in den Gemengelagen.

Selbstverständlich läuft das Spiel auf der PlayStation 4 bei 1080p und mit 60 FPS, womit das Wegfallen des 3D-Effekts vom Nintendo-3DS-Original kompensiert wird. In diesem Genre ist eine hohe Bildrate zwar nicht entscheidend, sie trägt aber in diesem Fall sehr zum ölgeschmierten Spielablauf bei. PlayStation-Fans müssen sich derweil nicht zwischen der PlayStation-4- und PlayStation-Vita-Fassung entscheiden, da man die jeweils andere Version nach dem Erwerb kostenlos herunterladen kann.