Die „Star Ocean“-Reihe ist vielleicht nicht die bekannteste, Fans des JRPG-Genres werden vom Mix aus Fantasy und Science Ficition allerdings zumindest gehört haben. Kein Wunder, dass viele nun den fünften Teil der Hauptreihe, der hierzulande unter dem Namen „Star Ocean: Integrity and Faithlessness“ erschienen ist, sehnsüchtig erwartet haben. Kann die Reihe, die erstmals ihren Sprung auf die aktuelle Konsolengeneration gewagt hat, diese Erwartungen jedoch auch erfüllen, oder gerät sie langsam ins Schwanken? Das erfahrt ihr in unserem Test.

Ungewohnt belanglos und lieblos

Der Spieler übernimmt die Rolle von Fidel, der gemeinsam mit seiner Kindheitsfreundin Miki loszieht, um Verstärkung gegen Banditen zu finden, die das Dorf, das er beschützt, bedrohen. Schnell wird aber klar, dass der gesamte Planet in Schwierigkeiten steckt, und als Aliens die Welt angreifen, muss Fidel eine ungewöhnliche Gruppe zusammenstellen, um die Gefahr zu eliminieren. Zudem spielt auch ein mysteriöses Mädchen mit dem Namen Relia eine Rolle, die für die Aliens besonders interessant ist. Sie könnte auch die Lösung für alle Probleme sein, weshalb die Gruppe eine Reise antritt, die das Schicksal der Welt bestimmt.

Man könnte von „Star Ocean: Integrity and Faithlessness“ eigentlich eine gute, spannende Geschichte erwarten, allerdings enttäuschen die Macher hier auf ganzer Linie. Nicht nur die Charaktere sind langweilig und zeigen kaum eine echte Entwicklung im Verlauf des Abenteuers, auch die allgemeine Handlung überzeugt nicht. Die Wendungen sind selten überraschend und zudem nicht wirklich spannend. Allgemein gibt es keinen echten Anreiz, die Handlung zu verfolgen, weshalb man den Spaß am Abenteuer schnell verliert. Auch die Präsentation ist eine Katastrophe, da auf ständige Cutscenes verzichtet wurde, und stattdessen viele Dialoge direkt in der Welt stattfinden. Das mag eine gute Idee für Passagen sein, in denen man läuft, wenn alle Charaktere jedoch an einem festen Punkt stehen, ist das einfach unfassbar öde anzusehen. Das ist auch ein Grund dafür, wieso die Charaktere so leblos wirken, zusätzlich zu den teilweise dummen Dialogen.

Eine riesige Welt

Die Welt macht da schon einen besseren, wenn auch nicht gerade makellosen Job. Die Umgebungen sind groß, weitläufig und unterscheiden sich optisch stark voneinander. Zwar merkt man hier dem Titel an, dass er auch für PlayStation 3 entwickelt wurde, dennoch sind einige Aussichten ganz nett. Vor allem die mitunter versteckten Dungeons, die tatsächlich riesig sein können, motivieren alles abzusuchen. Wer also stundenlang herumlaufen will, um zu kämpfen und Gegenstände zu finden, wird bestens bedient.

Leider fühlt sich die gesamte Welt allerdings sehr leer und leblos an. Denn neben den Gegnern, die immer am selben Platz nach einer Zeit respawnen, gibt es kaum etwas, das sich hier bewegt. Das ist zwar schön, falls man aufleveln möchte, jedoch wird die Bewegung durch die Welt dadurch erschwert. Tatsächlich muss man nämlich sowohl für die Nebenquests, als auch für die eigentliche Geschichte viele Gebiete mehrfach durchlaufen, weshalb die eigentlich offene Welt doch sehr viel linearer ist, als man zuerst glaubt und dadurch viel Charme verliert. Zudem fehlt eine Weltkarte, weshalb man sich gut merken muss, wie man zu welchem Ort kommt, da man sonst wahllos durch die Welt läuft. Das macht keinen Spaß und langweilt irgendwann genauso wie die Geschichte, wenn es auch einige Lichtblicke gibt. Zwar kann man Schnellreisen, diese Funktion wird aber so spät eingeführt, dass das Backtracking kaum vermindert wird.

Kämpfe von einer anderen Dimension

Die Kämpfe sind glücklicherweise ein echtes Highlight von „Star Ocean: Integrity and Faithlessness“, wenn auch diese unter vielen Problemen leiden. Ohne langwierige Umwege geht es nämlich auf der Oberwelt direkt in die Kämpfe, die durch einen roten Kreis eingeschränkt werden. Hier kann man blitzschnell zwischen allen Charakteren in der Party wechseln, und auch das Geschehen pausieren, um bestimmte Aktionen, wie zum Beispiel Zauber oder Kampffähigkeiten, mit aller Ruhe zu planen und dann auszuführen. Eigentlich laufen die Kämpfe nach dem Stein, Schere, Papier-Prinzip ab, mit schnellen und langsamen Angriffen sowie dem Verteidigen. Da es jedoch bei mehreren Charakteren und Feinden extrem chaotisch zugehen kann, und dieses Planen Präzision verlangt, kommt das später nur selten zum Tragen, und mit dem Ausweichen und Angreifen ist man weitaus besser bedient, was auch wunderbar funktioniert. Allgemein ist das Geschehen auf dem Bildschirm ein Spektakel und wunderbar mit anzusehen, auch wenn nicht alles wirklich dynamisch geschieht.

Die Kämpfer unterscheiden sich durchaus voneinander, weshalb man ihnen passende Rollen zuteilen muss. Nach dem Besiegen von Feinden erhält man nämlich Punkte, um Rollen freizuschalten, die das Verhalten der Charaktere in den Kämpfen bestimmen, wenn man sie gerade nicht direkt steuert. Das ist anfangs etwas ungewohnt, da man in den meisten Spielen so eher Fähigkeiten freischaltet, ist jedoch eine angenehme Abwechslung. Man kann mit der Zeit nämlich tatsächlich verschiedene Strategien anwenden und perfektionieren, was dem Mix aus Strategie und Action extrem zugutekommt. Wer also stundenlang seine Party optimieren möchte, ist hier bestens aufgehoben.

Questen war gestern

Leider werden auch die Kämpfe mit der Zeit nervig, da die Tonabmischung selten gelungen ist. Schlimm wird das in den wichtigen Kämpfen, wo das Gerede der eigenen Charaktere den eigentlichen Dialog mit dem Boss-Gegner übertönen kann. Einmal mehr muss man sich fragen, wieso die Entwickler hier nicht sehr viel mehr Wert auf die Zwischensequenzen gelegt haben. Auch das Missions-Design ist viel zu langweilig und macht keinen Spaß. Mal muss man einen Charakter beschützen, mal schier endlose Gegnerwellen bezwingen, und andere können gar nicht normal beendet werden, da die Geschichte erst bestimmte Dialoge abspielen will. Das verlangsamt das Geschehen einfach unnötig.

Auch die Nebengeschichten sind unglaublich langweilig. Das Spiel will nämlich, dass man mit den Gruppenmitgliedern spricht und etwas für sie erledigt, damit sie in den Kämpfen hilfreicher sind. Das ist ein weiteres Mal von schlechten Dialogen begleitet und ergibt am Ende kaum einen echten Vorteil. Auch das Crafting-System ist alles andere als spannend und kann viel zu einfach vernachlässigt werden, ohne einen Nachteil zu spüren.

Technik

Technisch läuft in „Star Ocean: Integrity and Faithlessness“ nichts richtig rund und nichts wirklich schief. Die Grafik ist in Ordnung und sieht manchmal extrem schön, manchmal sehr komisch aus. Die Animationen hingegen sind teilweise eine Katastrophe, vor allem, da die Charaktere sich in Gesprächen abseits echter Zwischensequenzen kaum bewegen und wie leblose Hüllen wirken. Die Bildrate stockt zudem in den Kämpfen manchmal, stört allerdings nie zu sehr.

Das Speichersystem ist ein wenig zu klassisch, da die Speicherpunkte sehr weit voneinander entfernt sind. Schlimm ist das besonders, wenn man Boss-Kämpfe angeht, da man dort im Falle des Todes immer wieder unüberspringbare Zwischensequenzen schauen muss. Die Steuerung hingegen funktioniert gut, und nur das Anvisieren kann auf den chaotischeren Feldern problematisch werden.