„Resident Evil“-Fans müssen den alten Konsolen nur selten hinterher trauern. Die meisten Spiele der Reihe haben mittlerweile ihren Weg auf diverse Konsolengenerationen geschafft. So auch „Resident Evil 5“, das wir in der PlayStation 4-Fassung im Review-Labor auf etwaige Virusinfektionen untersucht haben. Der Laborbericht folgt natürlich ohne Umschweife!

B.O.W.

Chris Redfield wird nach Afrika geschickt, um dem Schmuggel von Bio-organischen Waffen nachzugehen. Dort angekommen trifft er auf eine neue Kollegin, Shiva Alomar. Zusammen suchen sie in den Straßen von Kijuju ihren Kontaktmann. Auf dem Weg dorthin scheinen die Einheimischen sie von ein paar skeptischen Blicken abgesehen weitgehend zu ignorieren. Doch kurze Zeit später sind die Straßen leer. Als sie dann das vermisste Alpha-Team tot und übel zugerichtet finden, wird ihnen klar, dass mehr dahinter steckt.

Auf der Suche nach dem Ursprung kommt das Team an die verschiedensten Orte, wie eben der staubigen Stadt Kijuju, einen Sumpf, Höhlen und auch Fabriken. Die Story ist natürlich abgedreht und übertrieben wie häufig in der Resident Evil-Reihe, was Fans jedoch nicht stören wird. Und die toll gemachten Zwischensequenzen sorgen dafür, dass auch alle anderen zufrieden sein werden. Wobei Kenner sich über Auftauchen einiger alter Bekannter deutlich mehr freuen werden.

Und Action!

Wie auch schon „Resident Evil 4entfernt sich der fünfte Teil vom ursprunglichen Survival-Horror, sogar noch etwas mehr als der direkte Vorgänger. Mit der Kamera knapp über Chris' Schulter kommt es deutlich mehr auf eine gute Hand beim Schießen als auf das nackte Überleben an. Wobei hier und da noch die Ursprünge zu erkennen sind. So ist die Munition deutlich knapper bemessen als beim durchschnittlichen Action-Spiel, und manchmal ist die Flucht aufgrund der Überzahl an Gegnern oder/und einem besonders starken Exemplar die beste Wahl. Im Laufe des Spiels findet man neue Waffen, mit denen man dann in frühere Level zurückkehren kann, um diese Situation dann doch noch zu meistern. Notwendig ist das nicht, wenn man das Spiel einfach nur durchspielen möchte, doch wer wirklich alles finden möchte, wird viel Zeit in das Spiel stecken können!

Teamwork

Schon bei „Resident Evil 4“ war man über große Strecken des Spiels zu zweit unterwegs, doch da war man eher der Babysitter für einen sehr verletzlichen KI-Charakter. Dies hat sich nun komplett geändert, denn Chris und Shiva sind fast durchgehend gemeinsam unterwegs. Spielt man alleine, handelt der Partner vollkommen selbstständig und das auch sehr vernünftig. Man kann ihn zwar beauftragen aggressiv oder defensiv vorzugehen, und auch das Inventar bestimmen, doch auch wenn man dies ignoriert klappt es ganz gut. Gegner werden gut getroffen, geheilt wird auch selbstständig und ist man selbst in Not, ist die KI schnell zur Stelle. Einzig die Munition wird etwas knapper sein als bei einem selbst, da auf Nahkampfangriffe nur selten zurückgegriffen wird. Diese leichte Kritik lässt sich komplett ignorieren, wenn man zu zweit unterwegs ist, was wir an dieser Stelle wirklich wärmsten empfehlen. Da der Schwierigkeitsgrad auch auf der niedrigsten Stufe nicht zu unterschätzen ist, macht die Zusammenarbeit mit einem menschlichen Spieler einfach deutlich mehr Spaß. Gut abgesprochene Aktionen sorgen dafür, dass man auch die eingangs erwähnten härteren Auseinandersetzungen früher schafft als mit der KI. Sowohl online als auch offline kann man zu zweit loslegen und jederzeit ins Spiel einsteigen. Ein großes Lob hätte somit an dieser Stelle eigentlich auch der Splitscreen-Modus verdient, den heutzutage kaum noch ein Spiel bietet. Jedoch hat man auf Anpassungen im Vergleich zur PlayStation 3-Fassung verzichtet, denn die Bildausschnitte füllen nicht die ganze Bildschirmbreite, sondern müssen schwarzen Kästen ein wenig Platz einräumen.

Levels & Bosse

Was „Resident Evil 5“ vom großen Rest des Genres abhebt, sind die Level und die Bosse. Erstere sind jedes für sich schon sehr gut designt, so dass zwischen Häusern, in Höhlen und auch in Fabriken jede Menge Raum für taktisches Vorgehen ist. Oft gibt es gute Punkte, um sich zu verschanzen, und Wege für den Rückzug. Letzteres ist auch nicht selten nötig, denn durch die schlau agierenden Gegner ist man nirgendwo zu lange sicher. Aber vor allem die Abwechslung in den unterschiedlichen Leveln weiß zu gefallen. Die meisten Level sind zwar relativ linear aufgebaut, doch gibt es innerhalb dieser öfters Bereiche, die offener gestaltet sind. Doch auch komplett offene Level, bei denen man die Aufgaben in beliebiger Reihenfolge angehen kann, sind dabei. Zusätzlich gibt es noch mehrere Fahrzeug-Sequenzen, wobei man manchmal selbst steuert und manchmal der Schütze ist. Das Highlight des Spiels sind aber definitiv die grandiosen Boss-Kämpfe. Hier führen meist unterschiedliche Taktiken zum Sieg, die oft die Umgebung mit einbeziehen. Vor allem zu Beginn des Spiels, wo die Bewaffnung noch knapp ist, muss man auf die Möglichkeiten um einen herum zurückgreifen und wird gar nicht daran denken, dass die Bosse auch normal besiegt werden können. Man geht einfach von einem gescripteten Verhalten aus, das man über mehrere Phasen des Kampfes schlichtweg überleben muss. Doch hält man später mit einem der raren Raktenwerfer drauf, wird man feststellen, dass auch dies eine Möglichkeit zum Sieg ist.

Ikonische Altlasten

Die „Resident Evil“-Reihe hatte schon immer einige Elemente, die in die Kategorie „Man kann sie nur lieben oder hassen” gehören. Allen voran die berühmt-berüchtigte Panzer-Steuerung. Der gute Chris ist nämlich nicht gerade gelenkig, sondern muss sich schön gekonnt in die Kurven legen, wenn man flüssig durch die Level hetzen will. Mit ein wenig Übung ist das kein Problem, aber in der heutigen Zeit definitiv etwas ungewohnt. Auch scheint der Super-Spezial-Held eine unruhige Hand zu haben, denn während des Laufens ist es weiterhin nicht möglich, zu schießen. Stehen bleiben, schießen, zu einer sicheren Position wechseln, stehen bleiben, schießen, und wiederholen. Das mag an der Stelle wirklich sehr nervig klingen, doch es passt einfach ins Gameplay. Wer das System einmal verinnerlicht, wird gar nicht mehr merken, dass man es heutzutage anders gewohnt ist.

Sammler

„Resident Evil“ war noch nie ein Spiel, das man nach dem ersten Beenden der Geschichte einfach zur Seite legen sollte. In den Levels gibt es Schätze und Embleme zu finden, am Ende wird ein Rang angezeigt und auch das Unterbieten einer Gesamtzeit schaltet etwas neues frei. Darüber hinaus können alle gefundenen Waffen in unterschiedlichen Bereichen verbessert werden, so dass man auch gerne noch einmal in früheren Levels aufräumt. Darüber hinaus sind auch alle zusätzlichen Inhalte der PlayStation 3-Fassung mit dabei, was die Spielzeit noch einmal ein wenig erhöht. Besonders Lost in Nightmares steht dem Hauptspiel in nichts nach, im Gegenteil: es versprüht sogar noch ein wenig Flair des Ursprungs der „Resident Evil“-Reihe.

Angemodert

Auf der PlayStation 3 sah „Resident Evil 5“ wirklich sehr, sehr gut aus. Doch das ist nun sieben Jahre her, und Capcom hat sich leider sehr wenig Mühe gegeben, diese im Bereich der Videospiele sehr lange Zeitspanne zu überdecken. Nur im direkten Vergleich mit der letzten Konsolengeneration wird man sehen, dass die Texturen einen Hauch schärfer geworden sind. Immerhin läuft das Spiel nun meist durchgehend mit geschmeidigen 60 Bildern pro Sekunde. Doch leider hat man anscheinend ein paar Elemente bei der Anpassung vergessen. Manch ein aufgehobenes Item präsentiert sich extrem pixelig. Vom Stil her kann man dem Spiel dagegen sein Alter fast schon verzeihen. Die abwechslungsreichen Szenerien und die echt fies aussehenden Gegner machen einfach Freude beim Spielen. Auch die Soundkulisse braucht sich absolut nicht zu verstecken und sorgt für hitzige Gefechte mit allen Sinnen.


Anmerkung: Es gibt Berichte, dass das Spiel einige technische Probleme aufweist. Die Bildrate soll bei einigen Spielern deutlich in die Knie gehen, im Splitscreen-Multiplayer soll der zweite Spieler das Inventar gelegentlich nicht mehr verwalten können und in einigen der zusätzlichen Spielmodi soll die Hauptwaffe ab und zu verschwinden, womit man wehrlos wird. Da wir abgesehen von leichten Rucklern während unserer Review-Zeit nichts feststellen konnten, geht dies auch nicht in die Wertung ein, da wir die Probleme als „selten” ansehen. Dennoch hat Capcom bereits einen Patch versprochen, womit sich das Problem hoffentlich bald komplett in Luft aufgelöst hat.