Während sich beim türkischen Entwickler und Publisher TaleWorlds Entertainment mit „Mount & Blade II: Bannerlord“ bereits der mittlerweile vierte Teil der „Mount & Blade“-Reihe in der Entwicklung befindet, dürfen PlayStation 4-Besitzer vorab noch einmal das 2010 erschienene „Warband“, grafisch überarbeitet und zum günstigen Einstiegspreis erhältlich, bestreiten. Wir haben uns ins Mittelalter gewagt und wollen euch nun erzählen, wie es uns dabei gegangen ist.

Europa im Mittelalter

Europa zu Zeiten des Mittelalters: Das Land Calradia ist durch die Kriege der angrenzenden, verfeindeten Königreiche in Mitleidenschaft gezogen. In dem zerrütteten Land findet man sich wieder, nachdem man sich kurzer Hand einen eigenen Charakter erschaffen hat. Der Charaktereditor ist einer der größten, die ich bislang in einem Videospiel gesehen habe. Allein wie viele Möglichkeiten es gibt, die Augen zu beeinflussen, wie durch Tiefe, Höhe oder Breite, ist schon beeindruckend. Allerdings täuscht das nicht darüber hinweg, dass unser Charakter am Ende hässlich ist wie die Nacht. Übrigens haben wir uns gegen einen weiblichen Charakter entschieden, da wir schon zu Beginn den Hinweis erhalten, dass diese es in „Warband“ noch wesentlich schwerer haben, zu bestehen. Wer seinen Charakter optisch erschaffen hat, muss allerdings noch seinen bisherigen Lebensweg aussuchen, was von der Geburt bis zum ausgeübten Beruf reicht. Wir haben uns beispielsweise für den Sohn eines verarmten Adligen entschieden, der später dem Beruf des Schmieds nachgegangen ist. Natürlich hat selbiger auch ein eigenes Banner, das auf unserem Schild abgebildet sein wird. Damit hat man allerdings noch nicht alle Abenteuervorbereitungen abgeschlossen, immerhin müssen nun noch Punkte auf die Charakter-Attribute, Fertigkeiten und Fähigkeiten verteilt werden, bevor man sich entsprechend gestärkt ins Abenteuer begibt. Die vier Attribute sind Stärke, Wendigkeit, Intelligenz und Charisma. Zu den Fertigkeiten zählt beispielsweise Schlagkraft, Erste Hilfe oder Baumeister, und bei den Fähigkeiten findet man zum Beispiel Bogenschießen und Umgang mit Einhandwaffen. Fertig ist man dann allerdings immer noch nicht, aber es steht nur noch die Wahl aus in welches der Königreiche man mit der Karawane zuerst reisen möchte.

Ein Mann ging allein,…

Eine gefühlte Stunde später finden wir uns endlich im Spiel wieder. Direkt an diesem Punkt sei allerdings schon darauf hingewiesen: Drachen, Orks und Zwerge wird man in Calradia nicht finden, sondern nur das wahre Leben eines Ritters. Und das beginnt auch nicht mit einer spannenden Geschichte, wie die Geliebte wurde entführt und man muss sie zurückhole oder die Familie wurde getötet und man Sonntag sich nach Rache. Im Gegenteil wird irgendwo im nirgendwo eine Geschichte auf Basis der Entscheidungen erzählt, die man sich zuvor bei der Charaktererstellung ausgesucht hat. So sehr wir uns auch einen wirklichen roten Pfaden gewünscht hätten, „Mount & Blade: Warband“ hört unser Flehen nicht. Bevor wir allerdings richtig Einsteigen, absolvieren wir erst einmal ein Training, um uns in den Kategorien Reiten, Nahkampf, Schwertkampf, Blocken und Bogenschießen eine gewisse Basis anzueignen. Beim Bogenschießen werden wir in den Umgang mit Pfeil und Bogen, der Armbrust und dem Speer von einem stummen Trainer eingewiesen. Selbiges funktioniert übrigens, wie auch die restlichen Kämpfe, ausgesprochen gut. Probleme beim Training hatten wir nur auf dem Pferd, lustiger Weise aber nicht mit den Wurfwaffen, sondern eher mit dem Pferd selbst beziehungsweise spezifisch mit der Position des Reiters auf dem Pferd. Die kann nämlich durch entsprechende Drehungen, die beispielsweise beim Bogenschießen vom Pferd notwendig sind, so verändert werden, dass wir uns in vollem Ritt schon einmal auf die Suche nach dem Kopf des Pferdes gemacht haben.

…in die weite Welt hinein…

Doch nun zurück ins Abenteuer: Statt einem wirklichen Plan gehen wir ohne Ziel los. Nun darf beziehungsweise muss man selbst entscheiden wohin man geht und was man mit seinem Leben vorhat. Beispielsweise kann man in die nächste Stadt ziehen und für die Bewohner Aufträge erledigen. Ebenso kann man sich in den Dienst eines Königs stellen und sich in seiner Armee beweisen, um sie irgendwann einmal zu befehligen. Wer möchte kann auch Intrigen spinnen, einen übergangenen Thronerben unterstützen oder selbst irgendwann einmal König werden. Vielleicht kann man auch die Damen seines Herzens erobern. Der Weg des Ritters gefällt einem nicht? Dann kann man lieber selbst als Dieb und Räuber durch die Lande ziehen oder sich als Händler seinen Lohn verdienen. Ganz gleich welchen Weg man wählt, das Spiel zeigt an diesem Punkt seine Stärken und passt sich den getroffenen Entscheidungen an beziehungsweise reagiert auf sie. Geächtete müssen sich vor den Soldaten des Königs in Acht nehmen, Händler können frei reisen und wer unter dem Banner eines fremden Königs reitet, wird auch schon einmal in den Krieg ziehen. Wer möchte kann selbige übrigens auch online in Mehrspielerschlachten mit bis zu 32 Teilnehmern bestreiten, bei denen dann allerdings nicht das Erkunden oder Verwalten, sondern das Kämpfen im Mittelpunkt steht. Grundsätzlich bewegt man sich auf einer Karte von Ort zu Ort und erledigt Aufträge für Dorfbewohner, Gilden und Könige, und bekommt dafür Erfahrungspunkte, mit denen man Stufen aufsteigt und mit den entsprechenden Punkten die Charaktereigenschaften verbessert. „Warband“ zeigt, dass die Möglichkeiten des Spiels vielfältig sind, aber auch, dass man viele Stunden in das Spiel investieren muss, wenn man wirklich Spaß haben möchte.

Technik

Natürlich kann man von einem sechs Jahre alten Spiel, welches grafisch etwas überarbeitet wurde und zum Einstiegspreis in die Spielreihe erhältlich ist, nicht die beste Grafik erwarten, allerdings ist „Mount & Blade: Warband“ technisch hoffnungslos veraltet. Städte, Dörfer, Burgen, Schlösser, Wälder, Berge, Seen und sämtliche Charaktere und deren Animationen wären schon auf der letzten Konsolengeneration krachend durch die Wertung gefallen. Ich war sogar kurz davor die beiden „Knights of the Temple“-Spiele herauszusuchen, um sie mit „Warband“ zu vergleichen. Und noch einmal: Egal wie man seinen Charakter bei der Erstellung designt, er wird letztendlich immer unglaublich hässlich sein. Natürlich ist das Ambiente schon stimmig, aber das ist es bei zig anderen Spielen mit ähnlichem Thema auch. Außerdem fehlt eine Sprachausgabe, zumindest wenn man sich für die deutsche Sprache entschieden hat, bekommt man nur Bildschirmtexte geboten. Diese sind zudem ziemlich klein geschrieben, da bringt es mir akustisch auch nicht viel, dass die Kampfgeräusche ganz ordentlich geworden sind. Die Steuerung funktioniert übrigens, mit kleineren Ausnahmen, ebenfalls ganz gut.