Der Formel 1 Zirkus ist zurück auf der PlayStation 4. Ob die Königsklasse des Motorsports dieses Jahr ihre Rundenzeit noch etwas verbessern kann, wollen wir euch nun verraten.

Das ist drin

F1 2016 bietet selbstverständlich alle elf aktuellen Teams und ihre Fahrer sowie die 21 originalen Rennstrecken des diesjährigen Rennkalenders. Neu hinzugekommen sind gegenüber dem letzten Jahr der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring sowie der Stadtkurs des Großen Preises von Europa in Baku. Aber nicht nur bei den Strecken hat sich etwas getan, denn besonders inhaltlich hat man sich bei Codemasters die Anregungen der Spielergemeinde sehr zu Herzen genommen und endlich ein Safety Car in das Spiel integriert. Auch eine Einführungsrunde vor dem Rennen kann nun auf Wunsch absolviert werden, wobei darauf zu achten ist Reifen und Bremsen im optimalen Temperaturfenster zu halten und den Motor nicht zu hoch drehen zu lassen, um eine Überhitzung zu vermeiden. Auch beim Start muss der Motor im optimalen Drehzahlbereich gehalten werden während man den X-Knopf gedrückt hält. Sobald die Ampel auf Grün umspringt, muss der Button losgelassen werden um die Kupplung kommen zu lassen. Ein Frühstart ist ebenso möglich wie ein Abwürgen des Motors bei zu geringer Drehzahl. Die wichtigste Neuerung im Vergleich zum Vorgänger dürfte jedoch der sehr umfangreiche Karrieremodus sein, für den sich die Entwickler mächtig ins Zeug gelegt haben. Er ist sicherlich das Herzstück des Spiels, das zusätzlich aber auch die Modi "Championship Season", "Quick Race", "Time Trial" und natürlich den Multiplayermodus enthält, der sich aber auf eine reine Onlinevariante beschränkt.

Karrieremodus

Der Karrieremodus ist sehr umfangreich ausgefallen und bietet extrem viele Einstellungsmöglichkeiten. Um es dem Spieler, der die volle Formel 1 Erfahrung machen möchte, etwas zu vereinfachen, kann man zu Beginn die sogenannte Pro Karriere auswählen. Volle Rennwochenenden, volle Renndistanz, keinerlei Fahrhilfen und der höchste der insgesamt sieben Schwierigkeitsgrade versprechen in Verbindung mit einem Rennsitz inklusive Lenkrad das ultimative Formel 1 Erlebnis. Wählt man den "normalen" Karrieremodus, können wir gefühlt alles unseren persönlichen Vorlieben anpassen. Schadensschwere, Reifenabnutzung, Bremshilfe und Idealline sind ebenso in mehreren Stufen anpassbar wie die Länge der Trainingssessions, des Qualifyings oder der Rennen. Darüber hinaus kann man selbst entscheiden, ob man die Einführungsrunde, die Rückspulfunktion oder das Safety Car während der Rennen wünscht und wie stark das Spiel einem bei den Boxenstopps unter die Arme greifen soll, denn eine Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse zieht drastische Strafen nach sich, was selbstverständlich auch für selbstverschuldete Kollisionen in der Hitze des Renngeschehens gilt. Sobald man die Optionen seinen Wünschen entsprechend justiert hat, muss man sich für eines der elf Teams entscheiden. Hier ist es durchaus sinnvoll nicht sofort eines der Topteams zu wählen, da diese wesentlich höhere Anforderungen an einen ihrer Fahrer stellen als vermeintlich schwächere Teams. So verlangt Mercedes zum Beispiel, dass man innerhalb von 1-2 Saisons den Weltmeistertitel gewinnt, während der Teamchef von Manor in den ersten vier Saisons nicht mal davon träumen dürfte.

Etappenziele

Hierin liegt eine große Stärke von F1 2016, denn abgesehen von dem übergeordneten, großen Ziel der Weltmeisterschaft steckt es viele kleine Etappenziele, die das Spiel ungeheuer motivierend gestalten und den Spaßfaktor auch auf lange Sicht hochhalten dürften. Heuert man bei einem der schwächeren Teams an, so geht es zunächst unter anderem darum in Qualifying und Rennen eine realistische Position im Mittelfeld zu erreichen und das Auto weiterzuentwickeln. Dies geht über die sogenannten Ressource-Points, die man sich durch drei verschiedene Varianten des freien Training, in der Qualifikation und im Rennen durch gute Leistungen verdienen kann. So gilt es im freien Training zum Beispiel die Strecke kennenzulernen und so schnell wie möglich durch Tore auf der Ideallinie zu fahren oder mehrere Runden möglichst reifenschonend zu fahren. Besonders beeindruckend ist hierbei, dass man in der Garage im Auto sitzt und über den Monitor diverse Informationen erhält und das Training starten kann. Ohne die kleinste Ladezeit klappt der Monitor vor dem Fahrer weg und man fährt aus der Garage durch die Boxengasse auf die Piste, absolviert die ausgewählte Trainingseinheit und fährt wieder zurück in die Box, wo die Crew bereits wartet, das Auto zurück in die Garage schiebt, den Monitor herunterklappt und man sich seine Ergebnisse ansehen kann, alles ganz ohne Ladebildschirm. Ein kleines Feature, das allerdings enorm zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Die durch gute Leistungen gewonnen Ressource-Points können dann für Verbessungen hinsichtlich Motorleistung, Gewicht, Kraftstoffverbrauch, Aerodynamik oder Abtrieb ausgegeben werden, wobei der voraussichtliche Effekt auf die Qualität des Boliden im Vergleich zu den anderen Teams angezeigt wird. Am darauffolgenden Rennwochenende wird man in der Teamlounge durch den Entwicklungschef über die neuen Teile und ihren Effekt informiert. Überhaupt spielt sich in dieser Lounge relativ viel ab, was seinen Teil zu der wirklich guten Formel 1 Atmosphäre beiträgt. So wird man von seiner Agentin über die Erwartungen des Teams für das Qualifying oder die Platzierung im Rennen informiert, aber auch über etwaige Rivalen, mit denen man sich über mehrere Rennwochenenden hinweg messen muss. Hierfür existiert ebenso ein motivierendes Punktesystem wie für das Teamstanding, das Auskunft darüber erteilt wie zufrieden der Teamchef mit den erbrachten Leistungen ist. Bei ausbleibenden Erfolgen sinkt das Ansehen im Team und im Extremfall muss man sich ein neues Team suchen. Übertrifft man die Erwartungen, so wird man zum ersten Fahrer des Teams befördert oder bekommt gar Angebote von stärkeren Teams. Sollten all diese Features noch nicht für genug Langzeitmotivation gesorgt haben, hat Codemaster noch den Careerscore im Angebot. Abhängig von den getroffenen Einstellungen werden die eigenen Leistungen mit einem Bonus bzw. Malus versehen und bewertet, so dass man seinen Score mit dem seiner Freunde vergleichen kann.

Weltmeisterschaft

Auf der Rennpiste kann F1 2016 seine gewohnten Stärken ausspielen. Atmosphäre, Grafik und Fahrverhalten sind sehr gut gelungen. Je nach Härte der Reifen spürt man sehr deutlich, wie schnell sie abbauen und an Haftung verlieren, was sich auch realistisch in den Rundenzeiten niederschlägt. Der dynamische Wetterwechsel sieht nicht nur grandios aus, sondern erfordert auch wesentlich feinfühligere Aktionen an Lenkrad und Pedalerie. Pfützen auf der Strecke lassen den Boliden aufschwimmen und sehr nervös aus Kurven herausbeschleunigen. Bereits kleinste Verbremser kosten wertvolle Zehntelsekunden. Man darf das Lenkrad wirklich keine Sekunde locker lassen. Auf Wunsch kann man sich Informationen zu Reifen- und Bremsentemperatur sowie eventuelle Schäden am Auto anzeigen lassen, man kann über das Steuerkreuz oder über das Headset die Box anfunken und den Abstand zum vorausfahrendem oder nachfolgendem Fahrer erfragen, Auskunft über Reifenstatus oder Tankinhalt anfordern oder die Boxenstrategie während des Rennens ändern. Ohne Headset ertönt die Antwort dabei blechern aus dem Lautsprecher des Controllers, was das Gefühl einen echten Funkspruch zu erhalten noch verstärkt. Auch die Gesten des Fahrers bei einer Kollision mit einem Konkurrenten oder im Ziel wirken sehr lebensecht. Sie tragen zusammen mit den Szenen in der Teamlounge zu dem grandiosen Formel 1 Gefühl des Titels bei. Lediglich die Siegerehrung auf dem Podest wirkt etwas hölzern und aufgesetzt.

Multiplayer

Der Multiplayermodus von F1 2016 beschränkt sich leider auf einen reinen Onlinemodus, an einer Konsole auf dem Sofa wird man sich wenig spaßversprechend abwechseln müssen. Dafür bietet die internetbasierte Variante nun die Möglichkeit mit 22 Spielern gleichzeitig auf jeder der 21 Strecken der schwarz-weiss-karierten Flagge entgegenzurasen, was besonders den Online-Ligen dienlich sein dürfte. Auch hier finden sich selbstverständlich die neuen Features wie die Einführungsrunde, der manuelle Start oder das Safetycar wieder. Wem der umfangreiche Karrieremodus gegen CPU-gesteuerte Kontrahenten nicht genügt, dem dürfte der Online-Multiplayer-Modus lange Zeit einige Herausforderungen bieten.