Die Macher von „Filthy Lucre“ haben vor dem Release ziemlich viel versprochen. Das haben sie natürlich gemacht, um Werbung für den Titel zu machen, der ebenfalls das erste Spiel von Fabrik Games darstellt. Sie hatten dabei die Vision, ein Heist-Spiel zu entwickeln, das durch die Kombination seiner Faktoren etwas Einzigartiges darstellt. Wir haben den Titel für euch getestet um zu klären, ob es sich hierbei nur um typische Floskeln handelt, oder tatsächlich ein bombastisches Erstlingswerk dabei herauskam.

Gangster: British Edition

Die Geschichte ist sehr belanglos gestaltet. Es geht nämlich um einen britischen Gangster-Boss, dessen wertvolle Gegenstände gestohlen wurden. Es liegt nun am Spieler, einem seiner Angestellten, sich durch verschiedene Orte zu schleichen, um die Gegenstände wieder zu erlangen. Dabei geht es auch noch auf einen Rachefeldzug, damit der eigene Boss am Ende wirklich wieder auf Platz eins der Kriminellen Weltrangliste steht.

Die Geschichte ist weder interessant, noch entwickelt sie sich zu etwas Spannendem. Dabei wären die Voraussetzungen durchaus gegeben, denn der Boss überzeugt mit bestem Cockney-Englisch und versprüht extrem viel Charme. Glücklicherweise hört man ihn mehr als dass man ihn sieht, denn das Figurendesign ist furchtbar. Doch das alles ist sowieso nur ein Mittel zum Zweck, denn wie wir in dem Genre erst vor kurzem durch „PayDay 2“ gelernt haben, braucht das Konzept keine gute Geschichte, wenn das Gameplay stimmt.

Die Jagd nach der Beute

Nachdem man sich im Hauptquartier eine Mission ausgesucht hat, darf man auf den Raubzug gehen. Und hier wirkt alles erstmal ganz amüsant. Man schleicht sich durch die Umgebungen, schaltet Wachen leise aus und versteckt sich vor Kameras, während man Terminals hackt oder die Gegner zu einer bestimmten Stelle lockt. Neben dem Hauptziel, mit dem man schließlich auch entkommen muss, gibt es noch eine Reihe an Nebenmissionen, die zu mehr Geld und Erfahrungspunkte führen. Doch auch so gibt es in den Räumen vieles zu holen, weshalb es sich lohnt, alles durchzusuchen. Je länger man in den Leveln bleibt, desto mehr Gefahren lauern auch, da man diese aber einfach wiederholen kann und sich auf einzelne Ziele immer wieder neu konzentrieren kann, hat das keine allzu großen Auswirkungen auf den Fortschritt.

Doch schon im ersten Level wird klar, dass keine Idee wirklich komplett wirkt. Die Macher haben zwar versprochen, dass man sowohl leise als auch laut vorgehen kann, im Endeffekt macht das aber keinen allzu großen Unterschied. Das liegt an der KI der Gegner, denn selbst wenn diese Leichen finden oder in einem Schussgefecht sind, geht der Alarm nicht immer sofort los. Deshalb lohnt es sich nicht, immer leise vorzugehen, und am einfachsten und effektivsten lassen sich die Level beenden, indem man vorsichtig aggressiv ist. Dadurch kommt keine Herausforderung zustande, da auch die Wachen erst bei der Verstärkung zu einer Herausforderung werden, die nicht immer besonders früh ankommt.

Komische Entscheidungen

Hinzu kommt das Waffen-System. Man darf sich nämlich jeweils zwei Waffen und zwei Ausrüstungsgegenstände mitnehmen, von denen man aber viele erst später freischaltet. Im Endeffekt ist diese Vorbereitung aber nicht sonderlich tief, da man bereits sehr früh ein gutes Set zusammenstellen kann, mit dem man locker durchkommt. Und selbst wenn die Munition knapp werden sollte, in jedem Level findet man mehr als genug davon, sogar weitere Waffen scheinen überall zu sein. Man hat also nie wirklich Schwierigkeiten, da das Spiel einem gerade auf dem brutaleren Weg viel zu sehr hilft. Das ist schade, denn in einigen Momenten macht der Titel wirklich viel Spaß, vor allem wenn die eigene etwas kompliziertere Planung funktioniert. Schaut man jedoch genauer hin, sieht man überall schöne Ideen, die nicht zuende gedacht wurden und deshalb viel Potential verschenken.

Ebenso sind die Stealth-Mechaniken ziemlich veraltet. Durch die Kamera von oben lässt sich nämlich alles nur auf einer Ebene erledigen. Also können Wachen nicht mit Kopfschüssen erledigt werden und Kameras lassen sich ebenfalls nur hacken und nicht abschießen. Das schränkt die Möglichkeiten viel zu sehr ein und ist in einem Genre, das nicht gerade wenig sehr gute Vertreter hat, ein Unding. Schlimmer noch, es fehlen einige wichtige Mechaniken. Wieso muss man erst eine Ausrüstung freischalten, um Leichen verschwinden zu lassen? Wieso kann man sie nicht selber wegtragen und verstecken, sondern muss anfangs genau überlegen, wo man wen ausschaltet? Das mag das Ganze etwas schwieriger wirken, im Endeffekt fehlen aber logische Möglichkeiten, weshalb sich alles sehr ähnlich spielt und man nie das Gefühl hat, einen erfolgreichen Raubzug gemeistert zu haben. Später werden die Level zwar komplexer, die Einschränkungen werden dadurch aber nicht besser. Zumal der Schwierigkeitsgrad auch nicht stufenweise vorangeht, sodass auf ein sehr einfaches Level plötzlich eine große Herausforderung folgen kann. Das ist kein gutes Level-Design, sondern eine falsche Entwickler-Entscheidung.

Technik

„Filthy Lucre“ ist kein besonders schönes Spiel. Die Grafik ist veraltet und nie wirklich ansehnlich. Die Architekturen sind dabei gar nicht mal so schlimm, aber die Texturen selber sind zu matschig, um wirklich herauszustechen. Die Bildrate hingegen ist recht stabil und bricht nie merklich ein. Der Soundtrack ist dann aber wieder nicht allzu toll und dient nur dazu, damit nicht alles komplett leise ist. Die Steuerung geht dafür gut von der Hand und macht nie Probleme, außer in den Schusspassagen, wo man nie wirklich das Gefühl hat, genau zielen zu können.

Der Online-Multiplayer ist hingegen solide. Man kann sich mit Freunden oder Fremden verständigen und zusammen auf Beutezug gehen, auch wenn das Spiel dadurch noch einfacher wird. Die Verbindung war stets stabil und eine Verzögerung gab es auch nicht.