Als die XCOM-Reihe mit „XCOM: Enemy Unknown“ wiederbelebt wurde, war das ein wahres Fest für die Spieler. Der Titel bot ein unglaublich gutes und strategisches Gameplay und wurde durch eine exzellente Erweiterung nochmal verbessert und erweitert. Doch eben weil das Spiel so gut war, haben sich viele einen Nachfolger gewünscht, der natürlich dann auch erschien, jedoch erstmal nur für den PC. Nun hat „XCOM 2“ auch die PlayStation 4 erreicht und wir wollen euch voller Freude erzählen, wieso wir gar nicht mehr davon loskommen.

Nach dem Ende kommt der Anfang

Das Abenteuer beginnt in „XCOM 2“ nicht genau da, wo der Vorgänger aufgehört hat. Denn damals musste man zu verschiedenen Missionen reisen, um die Erde vor den Aliens zu verteidigen. Das überraschende Ende offenbarte dann jedoch, dass das alles eigentlich nichts gebracht hat, da der geliebte Planet im Endeffekt von den Außerirdischen erobert wird. Und deshalb gibt es im Nachfolger vertauschte Rollen, denn man ist nicht mehr einer der Verteidiger des Planeten, sondern versucht ihn zurückzuerobern.

Die Geschichte dreht sich natürlich um das Zusammenleben von Menschen und Aliens. Denn obwohl die XCOM die Invasoren bekämpft, glauben die normalen Bürger, seit 20 Jahren mit ihnen normal zusammenleben zu können. Doch dahinter steckt ein finsterer Plan, der das Ende des Friedens bedeuten könnte. Diejenigen, die den Plan durchschauen, werden zu Rebellen und stehen ständig zwischen Leben und Tod, während sie eine Welt retten, die scheinbar in Frieden lebt. Zwar wirkt das alles recht stereotypisch, „XCOM 2“ brilliert aber was Inszenierung und Storytelling angeht. Das liegt an den grandiosen Zwischensequenzen und vielen Twists, denn man ist eben nicht der Held, der immer siegt. Menschliche Momente des Versagens gehören dazu und machen die Geschichte deutlich realistischer als vieles im Sci-Fi-Genre. Zwar erreicht das nie den Grad, dass man den Titel für seine Geschichte spielt, jedoch wird man definitiv nicht enttäuscht, wenn man eine Motivation braucht.

Avenger Assemble!

Da es keinen festen Platz für die XCOM mehr gibt, ist der Stützpunkt in der Luft. Das Flugzeug Avenger ist nun der Platz, an dem man zu Einsätzen fliegt, Entscheidungen trifft, Einheiten trainiert und seine Basis ausbaut. Durch die Geschichte ist es nun auch nicht mehr so, dass man auf Meldungen warten muss, denn ständig gibt es etwas zu tun und man muss sich seine Zeit extrem gut einteilen, damit man auch möglichst viel schafft. Man sucht also nach Vorräten, findet Verbündete und darf dann wichtige Missionen angehen, wobei der Verlauf in der Kampagne zufällig aufgebaut ist.

Es ist wichtiger denn je was man macht, denn jede Aktion kostet Zeit, und die effizienteste Lösung zu finden benötigt viel Überlegung. Glücklicherweise ist man immer nur ein paar Knöpfe von allen wichtigen Menüs entfernt, sodass man den Überblick normalerweise nicht verliert. Man wird jederzeit beschäftigt, wodurch ein flüssiger Ablauf entsteht, der ungemein fesselt, sogar wenn man nicht gerade auf dem Schlachtfeld ist. Die Macher haben es geschafft den Spieler in das Geschehen einzubinden und so nie zu langweilen. Zudem ist auch das Managen der Basis deutlich verbessert worden, mit neuen Räumen, mehr Optionen und weiteren Arbeitern, die beschäftigt werden wollen. Nur, wer hier viel Zeit investiert, kann auch tatsächlich das Maximum herausholen, zumal auch Kenner durch die neuen Elemente aus der Bahn geworfen werden und nicht einfach nur ein aufgewärmtes Produkt erhalten.

Ein absehbares Ende

Natürlich ist es wieder wichtig seine Räume auszubauen, um im weiteren Verlauf weiter reisen zu können oder mehr Kontinente überwachen zu können. Ähnlich wie das Satelliten-Netzwerk muss man auch im neuesten Teil nämlich ständig darauf achten, was gerade wo passiert. Mehr sogar noch, denn der sogenannte Avatar-Fortschritt ist der größte Feind. Das Projekt der Feinde startet nämlich, falls man zu viel ignoriert, falsch plant oder in den Missionen versagt. Ist die Anzeige voll, bedeutet das das Ende der Kampagne und alles was man getan hat, war umsonst. Dieser Druck ist enorm, wird jedoch nie zum nervigen Gimmick, da man tatsächlich dank guter Planung und Beobachtung den Fortschritt des Projektes zurückwerfen oder verlangsamen kann. Man hat permanent ein Ziel vor den Augen und überlegt sich deshalb jeden Schritt drei bis fünf Mal. Man kann nämlich natürlich die Aliens sabotieren und dadurch viel Zeit gewinnen.

Die düsteren Ereignisse sind aber nicht weniger schlimm. Diese erhöhen die Einsatzkraft der Feinde, sabotieren den Spieler oder erschweren bestimmte Ziele. Da man alle vier Wochen nur eines davon verhindern kann, muss die Planung immer wieder umgestellt werden, um sich vor dem geringsten Übel zu schützen. Das reiht sich in die Entscheidungskraft der Kampagne ein, die nie langweilig wird und bis zur letzten Sekunde fesselt. Da eben auch diese Ereignisse zufallsbasiert sind, spielt sich jede Kampagne anders. Der Wiederspielwert ist also selbst nach dem Ende durchaus gegeben.

Ein Fest im Krieg

Als Anfänger wird man recht schnell merken, dass das eigentliche Gameplay auf den Schlachtfeldern alles andere als einfach ist. „XCOM 2“ richtet sich nämlich auf seinen normalen Schwierigkeitsstufen direkt an Spieler des Vorgängers und ist deshalb erbarmungslos. Man spürt wortwörtlich was es bedeutet in der Minderheit zu sein, und gegen eine Übermacht anzutreten. Im weiteren Verlauf wird das angenehmer, da man seine Einheiten verbessern kann, jedoch wird man auch dann noch für jeden Fehler bestraft.

Der Spielablauf ist genauso wie im Vorgänger. Man kämpft sich in den Missionen zu einem Ziel, oder besiegt alle Feinde, was deutlich einfacher klingt als es ist. Die Positionierung der Truppen ist das wichtigste und man muss damit rechnen, dass um jede Ecke ein Alien erscheinen kann. Glücklicherweise helfen die Anzeigen sehr, sodass man im Geschehen stets einen Überblick darüber hat, welche Möglichkeiten gegeben sind. Das wurde im Nachfolger natürlich erweitert, da man nun deutlich mehr zerstören kann. Fallen Feinde, da man den Boden zerstört hat, erhalten sie zusätzlichen Schaden, und die Höhenvorteile, die dadurch entstehen, sind unglaublich befriedigend und hilfreich. Die gesamte Planung der Einsätze ist dynamischer und vielfältiger und unterhält auch. Sowohl die optische als auch taktische Variation ist nie eintönig und kann somit selbst gegen Ende mit Überraschungen aufwarten. Das macht den Spielverlauf von „XCOM 2“ deutlich besser im Vergleich zum Vorgänger.

Sinnvolle Änderungen

Das Spiel macht nicht nur vieles besser, sondern hat einen ganzen Haufen an Verbesserungen parat. Da man nun nicht mehr die Einheit ist, die von den Feinden überrascht wird, kann man in bewachten Umgebungen auch schleichen, und somit einen Hinterhalt vorbereiten, um direkt zu Beginn des Kampfes einen unglaublich wichtigen Vorteil zu erringen. Das Overwatch-System kommt da natürlich noch besser zu tragen und öffnet das Geschehen viel mehr, weshalb man nicht mehr durch unlogische Begrenzungen, die zwar nicht unbedingt störten, aber damals vorhanden waren, aufgehalten wird.

Die Klassen sind ebenfalls verbessert worden. Egal ob Nahkampf-Ranger oder der Spezialist, der sowohl eine Drohne steuert, als auch hacken kann, alle Klassen haben wahnsinnig viel zu bieten und keine ist nutzlos. Natürlich braucht man immer etwas Glück, um auch das volle Potential auszuschöpfen, aber eben auch das macht das Geschehen realistischer, denn nicht immer geht ein Plan auf oder ein Schuss perfekt in die Mitte. Da dasselbe auch bei den Feinden gilt, bleibt das meist relativ fair. Wer taktisch vorgeht, wird nie zu oft bestraft und kann dann auch mal mit Fehlschüssen leben, da diese allein selten eine gesamte Mission zunichtemachen.

Ein spürbarer Fortschritt

Natürlich muss man seine Soldaten wieder aufleveln und ausbilden, um auch auf dem Schlachtfeld nicht komplett chancenlos dazustehen. Das ist ebenso erweitert worden und ermöglicht speziellere Fähigkeiten, um mehrere Spielstile zu unterstützen. Ebenfalls lassen sich die Punkte neu verteilen, weshalb nicht jede Fehlentscheidung permanent bestraft wird. Und neue Extras wie das bearbeiten der Waffen, die somit die Farben oder das Muster ändern bieten den nötigen Feinschliff, damit der Fortschritt auch optisch nicht zu kurz kommt. Wer zudem seine Truppen bearbeiten will, darf einen Creator besuchen, auf den viele Spiele neidisch wären, dank unzähliger Optionen.

Das bedeutet aber auch, dass man sich an die Helden bindet, und wie man es bereits kennt, ist das Ableben auf dem Schlachtfeld permanent. Wir hatten besonders bei einer Mission das Problem, dass unsere besten Einheiten immer und immer wieder besiegt wurden, und wir deshalb neuladen mussten. Erst im neunten Anlauf meisterten wir die extrem kniffelige Mission, und waren unfassbar froh, dabei auch keine Einheit verloren zu haben. Diese Bindung und Motivation, niemanden sterben zu lassen, ist unfassbar hoch, und ermutigt erneut, möglichst perfekt zu planen.

Permanente Spannung

Egal wie viele Fehlschläge man hinnehmen muss, selbst gescheiterte Missionen zerstören nicht das Spielgefühl. Die Macher haben einfach unglaublich beeindruckende Arbeit geleistet, denn kaum ein Spiel fühlt sich als Gesamtpaket so gut an wie „XCOM 2“. Dabei ist das Durchspielen der rund 30 bis 40 Stunden langen Kampagne noch nicht mal das Ziel, denn durch die zufällig generierten Missionen hat man auch nach dem Ende nicht genug von der Reise und ein erneutes Durchspielen macht nicht weniger Spaß als der erste Durchlauf. Die enormen Möglichkeiten das abwechslungsreiche Gameplay, und die konstante Entwicklung des Abenteuers motivieren wie kaum ein anderes Werk des Genres.

Auch die Gegner-Vielfalt ist gegeben, und selbst gegen Ende wird man noch neue finden. Das war ein großer Kritikpunkt des Vorgängers, der sich gegen Ende etwas eintönig angefühlt hat. Dieser Kritikpunkt wurde weggefegt und durch stetig neue Bedrohungen ersetzt, die sich nie wirklich wiederholen, zumindest in ihrem Verhalten und der Planung. Die KI ist klasse, und das merkt man auch wirklich, selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad.

Technik

Technisch kommt der nahezu perfekte Titel dann doch ins straucheln. Die Grafik ist zwar ordentlich, aber leider nicht so gut wie auf dem PC. Noch immer sind die Umgebungen unglaublich detailliert und laden zum Staunen ein, dafür wirken einige wenige Texturen etwas verschwommen, und auch die Animationen sind nicht ganz so rund. Die Bildrate ist meist stabil, stürzt jedoch bei Explosionen regelmäßig ein. Das stört eigentlich nie, ist aber dennoch etwas nervig. Ebenso sind die Ladezeiten etwas zu lang und selbst in den Missionen vorhanden. Besonders im späteren Verlauf können diese bis zu zwei Minuten andauern, was einfach viel zu lang ist und dringend durch einen Patch behoben werden muss. Gepaart mit einigen Bugs und Grafikfehlern ist das alles nicht schön, jedoch auch nicht so schlimm, wie es sich anhören mag, da das das Spielgeschehen nur in den seltensten Fällen auch wirklich beeinträchtig, bis auf die Ladezeiten.

Dafür macht der unfassbar tolle Soundtrack vieles wieder wett, der sich nicht vor großen Hollywood-Blockbustern verstecken muss. Jeder Track ist eine Granate und passt perfekt zum Geschehen, besonders in den tollen Zwischensequenzen kommt er dann richtig zur Geltung. So eine gute Musik in einem Spiel bekommt man nur selten, und in dem Genre dürfte „XCOM 2“ die Liste nun definitiv anführen. Die Sprecher machen ihren Job auch gut, leider wird der Ton manchmal abgeschnitten, was ebenfalls durch Patches verbessert werden muss. Die Steuerung über den DualShock 4-Controller funktioniert ebenfalls sehr gut und wurde noch einen Tacken besser umgesetzt als in „XCOM: Enemy Unknown“. Man wird also nie Probleme damit haben und kann deshalb das Spiel von Anfang bis Ende genießen. Manch einer würde sogar behaupten, dass die Steuerung sogar angenehmer ist, als auf dem PC.