Eigentlich klingt „Loading Human“ auf dem Papier wie ein tolles Spiel. Das Spiel soll nämlich vor allem eine Geschichte erzählen, die von der Beziehung zwischen Mensch und KI handelt. Da die Episoden jeweils einzeln im Handel erscheinen, haben wir uns dazu entschieden, auch jeden einzeln zu bewerten und nicht unser übliches Episoden-Format zu nutzen. Eigentlich wollen wir auch gar nicht zu viel vorweg nehmen, denn so eine schlechte Erfahrung wie in „Loading Human“ haben wir in einem Spiel schon lange nicht mehr gemacht. Wieso das Machwerk in der ersten Episode völlig versagt, erfahrt ihr im Test.

Und nun, küsst euch

Die Geschichte von „Loading Human“ beginnt vielversprechend. Der Spieler übernimmt die Rolle von Prometheus, der auf einer Forschungsstation im Auftrag seines Vaters die Quintessenz finden soll, mit der dieser den Tod überwinden kann. Die Geschichte wird dabei in Erinnerungen erzählt, sodass man seine Beziehung zu seinem Vater, seiner Geliebten Alice und der AI der Station nacherleben kann. Innerhalb dieser Fragmente erlebt man nun viele Geschehnisse aus unterschiedlichen Zeiten, sodass man alle Schlüsselmomente hautnah mitbekommt.

Leider ist die Geschichte nicht wirklich gut geschrieben. Das liegt an den belanglosen und langweiligen Dialogen, die selten interessant sind. Vor allem Alice ist viel zu klassisch gehalten, und da einem tatsächlich Elemente der Geschichte fehlen, schließlich werden hier nur Bruchstücke erzählt, kann man keine Beziehung aufbauen. Im Endeffekt bleiben also nur langweilige Charaktere zurück, die den allgemein eher langweiligen Verlauf der Geschichte nicht retten können. Das ist wirklich langweilig.

Es hätte so gut werden können

Dabei ist das erste Kapitel von „Loading Human“ eine Hymne der verpassten Möglichkeiten. Gerade durch die neue Perspektive, die VR ermöglicht, wäre viel mehr drin gewesen. Doch als Einleitung in eine noch sehr rätselhafte Welt gelingt es den Machern nicht einen Spannungsbogen zu erzeugen, der wirklich interessiert. Man läuft also nur von einem Raum zum nächsten und hört sich Dialoge an, die wirklich klischeehafter nicht sein könnten.

Dabei ist sogar eine deutsche Synchronisation enthalten, die gar nicht mal so schlecht geworden ist. Wir würden sogar behaupten, dass dies einer der seltenen Fälle ist, in denen die Arbeit der deutschen Sprecher besser erledigt wurde als die der englischen. Viel mehr Emotionen und eine deutlich bessere Betonung lässt sich erkennen, während man im Original oft den Sprechern anmerkt, dass sie selbst nicht viel vom Skript halten. Leider werden einfach zu viele Fragen offen gelassen, sodass es sich wie ein Prolog zum eigentlichen Abenteuer anfühlt. Da das erste Kapitel aber einzeln im Handel erscheint, ist das sehr unbefriedigend.

Walking Simulator oder Abenteuer?

Das Gameplay ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Vieles liegt an der Steuerung, zu der wir gleich noch kommen. Doch eigentlich macht man nichts anderes als durch die Räume zu gehen, Objekte zu suchen und diese an einen Ort zu bringen. Echte Rätsel sind das nicht, und da es wirklich viel zu anfassen gibt, sucht man länger als nötig nach unwichtigen Objekten, nur um in der Geschichte voran zu kommen. Das macht absolut keinen Spaß und wird bereits nach kurzer Zeit unglaublich monoton. Tatsächlich gibt es sogar viele Schallplatten, die unterschiedliche Lieder beinhalten, doch wieso ist so ein kleiner Bonus so gut ausgearbeitet, das eigentliche Abenteuer aber nicht?

Im weiteren Verlauf werden die Rätsel etwas anspruchsvoller, doch auch hier muss man nur Objekt A suchen und es an Ort B bringen. Ein Hilfssystem soll helfen, ist aber entweder zu ungenau oder ignoriert einfach, dass man bereits etwas getan hat und gibt einem somit Hinweise zu bereits erledigten Aufgaben. Bis auf ein Mini-Spiel macht es also nie Spaß sich durch die Welt zu bewegen.

Eine detaillierte leere Welt

Die Umgebungen in „Loading Human“ sind tatsächlich beeindruckend reich an Gegenständen. Egal ob Bücher, die besagten Schallplatten oder andere Items, ständig findet man detaillierte Umgebungen voller Gegenstände, mit denen man interagieren kann. Dadurch fühlen sich die Räume sehr real und lebendig an, denn anstatt eine handvoll Gegenstände zu platzieren, fühlen sich die Orte tatsächlich wie bewohnte Räume an. Man hat immer etwas zum rumspielen, seien es Bildschirme mit Nachrichten, kleine Hologramme mit Texten, oder Gläser zum Zerstören.

Leider ist dieser Reichtum an Details eben dadurch getrübt, dass das meiste davon belanglos ist. Zwar wird eine gute und lebendige Atmosphäre erzeugt, doch wirklich wichtig ist kaum etwas davon. Im Bezug zu den Rätseln ist es sogar zu voll, denn durch die gigantische Anzahl an Sachen findet man die benötigten Gegenstände umso schwerer. Vieles ist einfach zu unwichtig für die Geschichte, und es macht mehr Spaß, alles durcheinander zu bringen, als alles zu bestaunen.

Die schlimmste Steuerung aller Zeiten

Was aber im Endeffekt das komplette Spiel zerstört, ist die furchtbare Steuerung. Fangen wir mit den Move-Controllern an, denn da der Fokus auf die Handhabung der Objekte liegt, ist das wohl die logischste Steuerungsmethode. Mit den Triggern nimmt man Objekte auf, sogar aus einer Distanz fliegen sie einem in die Hände, was sehr angenehm ist. Da hört es aber auch schon mit dem Positiven auf, denn das Tracking der Hände ist furchtbar. Ständig wackelt alles, feine Bedienfelder lassen sich kaum benutzen und das Werfen von Objekten fühlt sich extrem steif an. Was bei „Job Simulator“ so gut funktioniert, ist bei „Loading Human“ einfach kaputt.

Noch schlimmer ist das Bewegen. Denn drückt man die Move-Taste, und hält den Controller in die Kamera, geht man geradeaus. Drückt man die Taste, hält den Controller aber seitwärts, dreht man sich. Der Grad der Drehung wird aber nicht dadurch bestimmt, wohin man in der Spielewelt zeigt, sondern wohin man in der realen Welt zeigt. Dadurch entsteht eine furchtbare Diskrepanz, welche die komplette Immersion zerstört. Innerhalb der vier Stunden hat sich die Steuerung nie gut angefühlt, und nie auch nur ansatzweise genau. Ständig dreht man sich zu weit, oder man dreht sich obwohl man gehen will. Denn obwohl man mit den Händen nach vorne zeigt, kann es sein, dass man nicht gerade zur Kamera zeigt, was einem im Spiel nicht auffällt, also dreht man sich. Dass man für das ducken und aufstehen den Controller schräg nach oben oder unten zeigen muss, und für den Rückwärtsgang den Controller über die Schulter halten muss, macht das Chaos perfekt. Es ist fast unmöglich sich gut in der Welt fortzubewegen.

Es wird noch schlimmer

Man darf nicht unterschätzen, wie furchtbar diese Steuerung ist. Denn sie zerstört nicht nur das komplette Spielgefühl, sie macht auch so ziemlich alles kaputt, was das Spiel aufgrund seiner Welt erzeugen könnte. Man möchte einfach nicht mehr alles erkunden, da man bereits zu viel Stress hat, die Pflichtobjekte zu finden, und sich dorthin zu bewegen. Tatsächlich macht das die komplette Erfahrung kaputt, und wir waren kurz davor, die Brille auf den Boden zu werfen, so viel Frust wird entfacht. Als will einen das Spiel schon auslachen, bewegt man sich auch noch furchtbar langsam, wenn man zur Seite schaut und sich dementsprechend dahin bewegt.

Dabei ist selbst die Steuerung mit dem Dualshock-Controller schlecht ausgefallen. Denn hier lassen sich die Drehungen zwar mit Übung präziser ausführen, allerdings kann man selbst dann noch nicht genau bestimmte Orte ansteuern. Außerdem fehlt dort einfach das passende Spielgefühl, Objekte in die Hand zu nehmen. Man vergisst also irgendwann die Welt, die Mission und die Charaktere, weil man einfach nicht zu weit weggehen möchte. Das ist schade und man kann nur hoffen, dass die Macher diese Methode überarbeiten, denn wir wissen nicht, ob wir das noch eine weitere Episode lang überleben. Wenn man für das Steuerungstutorial knapp zehn Minuten braucht, läuft einfach etwas unglaublich falsch.

Technik

Optisch macht „Loading Human“ tatsächlich etwas her. Die Umgebungen sind schön gestaltet, und allgemein ist die Grafik überraschend gut. Jedes Detail sticht hervor und vor allem die futuristischeren Szenen beeindrucken. Das gilt leider nicht für die Animationen der Charaktere. Was bei einem bestialischen Spiegelbild anfängt, sieht auch bei den anderen Charakteren furchtbar aus.

Übel wurde uns bei dem Spiel jedes Mal, wenn wir mit der Steuerung nicht klar kamen. Dann fühlt man sich nämlich wirklich so komisch, dass man nicht damit rechnen braucht, den Mageninhalt zu behalten. Schon die Erinnerungen daran haben schlechte Auswirkungen auf unseren Kopf. Die Soundkulisse ist zwar nicht besonders, erledigt aber ihren Job. Die Sprecher sind nicht perfekt, doch vor allem die deutsche Synchronisation überrascht positiv. Die Ladezeiten sind hingegen viel zu lang und interessieren auch optisch nach dem ersten Mal nicht mehr.