In den 90ern gab es einige Versuche von Adventuren, die statt Computergrafiken auf Schauspieler in echten Kulissen setzen. Die wohl bekanntesten Vertreter dieser Nische sind „Phantasmagoria“ und „Gabriel Knight“, die man heutzutage aber maximal wegen ihrem Trash-Faktor noch spielt. „The Bunker“ greift diese gescheiterte Idee auf – mehr oder weniger erfolgreich.

Leben nach Routine

Der atomare GAU ist eingetreten: Die Bombe ist gefallen und die Menschen mussten sich unter die Erde zurückziehen. So auch John, der im Bunker geboren wurde und dort nun schon seit 30 Jahren lebt. Wohlgemerkt alleine, denn bis auf ihn ist niemand übriggeblieben. Und so lebt John tagtäglich nach derselben Routine: Vitamine schlucken, Strahlungswerte und Rationen checken und eine abendliche Gute Nacht-Geschichte seiner Mutter vorlesen. Da John sein Leben lang eingesperrt war, gleicht er einem 30-jährigen Kind, das äußerst nah am Wasser gebaut ist. Keine optimalen Voraussetzungen, um alleine in einem Atom-Bunker zu überleben.

Bedrückende Enge

„The Bunker“ lässt sich wohl zu den „Point and Click“-Adventures zuordnen, auch wenn der Spieler meist recht wenig zu tun bekommt. Hauptsächlich navigiert man durch die Räume, steckt hin und wieder einen Schlüssel in die Tür oder untersucht Objekte. Den Großteil der Zeit verbringt man damit die an einander geschnittenen Videoclips anzusehen, wodurch ein sehr linearer Spielablauf entsteht. Und dennoch kann „The Bunker“ durch die einengende und bedrückende Atmosphäre im Bunker zumindest innerhalb der anfänglichen Spielminuten überzeugen. Kein Wunder, denn die Szenen wurden tatsächlich in einem stillgelegten britischen Bunker gedreht. Mit den Schauspielern Adam Brown als John und Sarah Greene als seine Mutter hat man tatsächlich zwei begabte Schauspieler engagieren können. Trotzdem können die beiden nicht darüber hinwegtäuschen, dass der fade Beigeschmack bleibt die Clips könnten von Film-Studenten stammen.

Erdrückende Öde

Darüber kann man aber noch immer hinwegsehen, wenn man gewillt ist. Viel kritischer wirkt sich der geringe Spielanteil aus. Der enorm lineare und geradlinige Ablauf hat zur Folge, dass die voraussehbare Geschichte und ihre offensichtlichen Enthüllungen deutlich stärker ins Gewicht fallen. In den wenigen Momenten, in dem man die komplette Kontrolle über John hat, ist es mir oft passiert, dass ich orientierungslos durch den Bunker gestreift bin, um den nächsten Schlüssel-Punkt zu finden. Gegen Ende quält man sich dann mit Quick Time-Events herum und muss überraschend feststellen, dass John sterben kann. Sich wegen einem vermasselten Quick Time-Event den selben Clip zwei oder drei Mal ansehen zu müssen, stiehlt „The Bunker“ das letzte bisschen Spannung, das noch übrig ist. Es macht den Eindruck, als hätten die Entwickler nicht recht gewusst, wie sie den Spieler beschäftigen und aus ihrem Kurzfilm ein Spiel machen sollten.