Als riesiger Fan von Tetsuya Mizuguchi war ich von Anfang an von der Idee, „REZ” in VR spielen zu können, begeistert. Dass es aber soweit kommt, dass „REZ Infinite” zu den besten Spiele für die PlayStation VR gehört und nach fünfzehn Jahren endlich sein volles Potenzial entfalten kann, hätte ich nicht gedacht. Warum ich jedem VR-Besitzer das Spiel ans Herz legen möchte und es auch am Fernseher in 2D überzeugt, erläutert die folgende Review.

Wenn die KI überfordert ist

„REZ Infinite” spielt in der Computer-Welt von Project-K, das ein experimentelles Super-Netzwerk ist und die Daten werden von der KI Eden kontrolliert. Jedoch wird Eden von der Fülle an Daten überwältigt, wodurch sie ihre eigene Existenz hinterfragt und die Abschalt-Sequenz einleitet, die katastrophale Folgen für die gesamte Menschheit hätte. Deshalb reist man als Hacker in Form eines Programms durch die Computer-Welt und muss die dort vorhandenen Viren sowie Firewalls außer Gefecht setzen, um an Eden zu gelangen und neuzustarten.

Die Geschichte innerhalb der fünf Areas werden wahrscheinlich nur die wenigsten wirklich verfolgen können, da sie wirklich nur im Hintergrund erwähnt werden. Dafür ist sie ein guter Grund für die Umgebung, die einer der Hauptakteure bei „REZ” ist. Gerade in Kombination mit PlayStation VR erwacht die digitale Welt zum Leben und ist durch die bunten Farben und wilden Formen bis zum Ende interessant zu beobachten.

Eine Welt gefangen im Rhythmus der Musik

Ansonsten hat sich spielerisch auch nach fünfzehn Jahren in den fünf Areas nichts getan. Man fliegt auf Schienen durch die Welt und muss die Gegner per Fadenkreuz anvisieren sowie bis zu acht Punkte gleichzeitig markieren, um sie am Ende abzuschießen. Das Besondere dabei ist aber, dass die Gegner beim Ableben Töne machen, die zur Hintergrund-Musik passen. Dadurch baut sich eine audiovisuelle Erfahrung auf, die schon damals einzigartig war und durch Vibration im Takt auf den Spieler übertragen wird.

In VR noch einmal immersiver

Mithilfe von VR geht Mizuguchi und sein Team noch einmal weiter und platziert den Spieler so direkt im Spiel, dass man sich schon nach wenigen Minuten komplett drin verlieren kann. Ich habe mich sofort dabei erwischt, wie ich leicht mit dem Kopf im Takt gewackelt habe, da einfach alles um mich herum auf den Song im Hintergrund reagiert hat. Ich kannte zwar das Original schon, habe es als ganz nett abgehakt, aber in der neuen Form macht es selbst auf dem 2D-Bildschirm noch ein Stückchen mehr Spaß. Das volle Potenzial entfaltet „REZ Infinite” aber ganz klar innerhalb der VR-Brille, wo die Umgebungen direkt um einen herum sind. Das normale Spiel hat durch einen Score Attack sowie verschiedenen Versionen und einer geheimen Area genügend Anreize die knapp einstündige Reise mehrfach anzugehen.

Area X: Wie ein komplett anderes Spiel

Aber das wohl besondere an „REZ Infinite” und was zeigt, wie die Zukunft für Mizuguchi sowie dem Franchise aussehen könnte, ist die neue Area X. Diese fühlt sich von der ersten Sekunde wie ein komplett anderes Spiel an, denn es entledigt sich von den Schienen und bietet ein offenes Areal, durch das man fliegen darf. Zudem wird eine Mischung aus der eigenen Synesthesia-Engine und der Unreal Engine 4 genutzt, die zusammen eine lebendige Welt aus Partikel-Effekten erzeugen, die mich beim ersten Mal komplett erstaunt zurückgelassen hat. Egal ob in 2D oder innerhalb von PlayStation VR Area X ist eine Erfahrung, die man als Spieler nicht missen sollte.

Partikel-Gewitter in der Area X

Das kommt vor allem dadurch zustande, dass die Welt noch einmal mehr auf die Musik reagiert und vor allem auch dynamischer aufgebaut wird. So wird man direkt hineingezogen und es entfaltet sich vor seinen Augen oder auch auf dem Bildschirm ein Gewitter an Partikeln, die eine bunte Welt aus Sound erzeugen. Das bricht die alte Formel so weit auf, dass selbst diejenigen Spaß daran haben können, die „REZ” vorher etwas zu langweilig fanden, da man durch die direkte Steuerung tiefer in die Welt eintauchen kann.

Ein weiterer positiver Aspekt von Area X ist, dass sich jeder Durchlauf anders anfühlt. Die Gegner und Effekte sind zwar an sich immer an der gleichen Stelle, aber der Beat wird durch das eigene Tempo bestimmt. Es gibt auch noch einen alternativen Boss mit einem anderen Song, der durch eine Entscheidung des Spielers bestimmt wird. Dadurch lohnt es sich mindestens zwei Mal Area X zu spielen, jedoch bin ich mir sicher, dass man gerne öfters dahin zurückkehrt, da die Welt einfach so beeindruckend ist sowie spielerisch macht es noch einmal mehr Spaß als das normale Spiel. Zudem schlägt das neue Area eine Brücke zwischen „REZ” und „Child of Eden”, ein anderer Titel von Mizuguchi, der ebenfalls mit der KI Eden etwas zu tun hatte, was für Fans des Entwicklers sicherlich auch interessant sein könnte.

Ein audiovisueller Trip durch eine Computer-Welt

Da „REZ Infinite” ein Spiel ist, dem der Sound wichtig ist, kann man sich bei der Qualität nicht beschweren. Man bekommt hier zwar nur selten, aber dafür echt verdammt gute Ohrwürmer geboten. Aber die fast ausschließlichen Techno-Sounds passen perfekt zur Umgebung und sorgen für eine gute Stimmung. Bei der Optik muss man ganz klar zwischen dem normalen Spiel und der Area X, sowie ob man in 2D oder in VR spielt, unterscheiden. Denn bei ersterem merkt man ganz klar den Unterschied, dass man es zum größten Teil mit einer normalen Portierung ins HD-Zeitalter zu tun hat, während in dem neuen Areal das Spiel in einem gänzlich neuen Licht glänzt. Der größte Unterschied innerhalb der VR-Brille ist die Immersion, die bei „REZ Infinite” großartig gelungen ist. Durch das Zielen mit dem Kopf ist man schnell in der Welt eingetaucht und will am liebsten gar nicht mehr raus.