Viele kennen Hideo Kojima wahrscheinlich durch Spiele wie „Metal Gear Solid” oder „Zone of the Enders”. Aber der Mastermind hinter diesen Reihen hat davor auch einige Adventures entwickelt, darunter auch der Cyberpunk-Krimi „Snatcher”. Bis heute hat der Titel treue Fans, aber ein Nachfolger von Kojima blieb bisher aus. Das heißt aber nicht, dass es andere nicht davon abhält ähnliche Titel zu machen. Genau das dachten sich die Entwickler von Midboss und haben bei Kickstarter erfolgreich „2064: Read Only Memories” finanziert. Mit einigen Neuerungen kommt das Adventure, nach einer Veröffentlichung auf dem PC im Oktober 2015 und mehreren Verschiebungen, endlich auf die PS4. Wir haben uns vorab durch das Spiel gerätselt und wollen verraten, ob sich die Reise in die Zukunft lohnt.

Künstliche Verlängerung der Lebenszeit

Wie es sich für ein ordentliches Adventure gehört, steht die Geschichte bei „2064: ROM” natürlich im Vordergrund, weshalb wir auf Spoiler weitestgehend verzichten wollen. Im Jahre 2064 ist die Menschheit der künstlichen Verlängerung der Lebenszeit in Form von technischen Hilfsmitteln, wie bionischen Armen, einen Schritt näher gekommen. Jedoch bildet sich dadurch eine Schere zwischen Menschen ohne Verbesserungen und sogenannten Hybriden, die aus ganz verschiedenen Gründen den Schritt hin zu der Technik wagen mussten. Inmitten hitzigen Diskussionen zwischen einer Revolutionsbewegung der Menschen und den Hybriden, wird der Spieler in der Rolle eines jungen Redakteurs schlüpfen, der für irgendwelche Herausgeber Technik-Reviews schreibt – der Autor dieser Zeilen ist sich dem Deja Vu der Situation bewusst. Sehr schnell wird aber sein schlichtes Leben von einem Roboter namens Turing auf den Kopf gestellt und findet sich ganz vorne an der Front in einem Krieg, von dem er vorher gar nicht wusste, dass er überhaupt existiert.

Wir bleiben an dieser Stelle extra etwas vage, was die Geschichte angeht, da das knapp acht- bis zehnstündige Abenteuer, was für das Genre noch recht kurz ist, fast ausschließlich von eben jener lebt. Aber man kann sich sicher sein, dass genug Twists eingebaut werden, sodass einem nie langweilig wird. Zudem sind die Charaktere und Dialoge erstaunlich gut geschrieben, wodurch man zu einigen Charakteren am Ende auch eine Bindung aufbauen kann.

Polarisierende Sprecher und Charaktere

Dafür sorgt auch die Synchronisation, die mit einigen Stars am Sprecher-Himmel wie Melissa Hutchinson, die Clementine in Telltales „The Walking Dead” spricht, aufwarten kann. Dazu kommen auch einige englischsprachige YouTube-Sternchen wie Jim Sterling oder die doch recht kontrovers in der Branche und vor allem unter Gamern diskutierte Entwicklerin Zoe Quinn. Aber eigentlich jeder Sprecher macht seinen Job wirklich gut und bringen die Charaktere passend zum Leben. Wer aber klassischer spielen möchte, der kann die Stimmen auch einfach ausschalten.

Um „2064: ROM” zu bewerten, muss man eben auch auf die Charaktere an sich eingehen, denn der Titel greift aktuellere Diskussionen auf, die vor allem in den USA sehr prominent sind beziehungsweise waren. Denn ein Großteil der Charaktere ist ein Teil der LGBT-Community und die Hybriden, die als Furrys dargestellt werden, sind eine klare Referenz zu Transvestitismus. Ob man das in einem Videospiel unbedingt braucht, muss jeder für sich entscheiden, jedoch fand ich es beim Spielen wirklich nicht störend und hat auch die Geschichte nicht einmal unterbrochen, um dem Spieler direkt vorzuhalten, wie anders doch die Charaktere gerade sind. Viel mehr kann man es als eine Art Analogie dazu sehen, dass auch in 50 Jahren solche Dinge immer noch ein Thema sein werden, nur in abgewandelter Form.

Vielschichtige Figuren

Zudem sind die Figuren allesamt sehr vielschichtig und nicht einfach nur leblose Hüllen, die sagen dass sie etwas bestimmtes machen. Für jede ihrer Aktionen gibt es ganz verschiedene Beweggründe, die teilweise zwar auch mal an unpassenden Stellen dem Spieler mitgeteilt werden, wie einem ersten Treffen, wo man dann direkt die gesamte Lebensgeschichte mitbekommt, aber durchaus nachvollziehbar und auch emotional mitreißend sind. Die ganze Stadt wirkt dadurch sehr lebendig und in den paar Stunden kann man mit den Charakteren sowie der Geschichte voll mitfiebern. Auch die fortschrittliche Welt, die in „2064: ROM” gezeichnet wird, ist einfach in sich stimmig. Die verwendeten Techniken ergeben in ihrem Fortschritt trotz ihrer sehr fiktionalen Natur Sinn und haben trotzdem merkt man, dass sich nicht alles in der Welt geändert hat. Die Menschen hängen weiterhin an dem analogen Leben fest und erweitern dieses um einen digitalen Aspekt, was sich auch am Hauptcharakter zeigt, der auf einem technischen Standpunkt ist, der selbst heute schon etwas angestaubt wirkt.

Klassisches Gameplay

Spielerisch muss man eigentlich auch gar nicht mehr so viel zu „2064: ROM” sagen, denn in dem Bereich ist der Titel doch sehr klassisch anmutend. Neben Text, der weg geklickt werden möchte, kann man sich in den 2D-Ortschaften durch die einzelnen Objekte klicken und bekommt ein Kontext-Menü angezeigt. Durch diesen hat man die Möglichkeit mit dem Objekt oder der Person zu reden, sich diese anzuschauen, Items zu kombinieren oder in irgendeiner Weise mit ihr zu interagieren durch Berührung – ganz klassisch also. Viel mehr macht man im Spiel auch nicht und auch die Rätsel sind allesamt so einfach gestrickt, dass man mit ganz wenig Logik eigentlich immer auf die Lösung kommt.

Emotionales Pixel-Kunstwerk

Optisch zeigt sich der Titel in einem wunderschönen Pixel-Art-Stil. Jede Umgebung sieht liebevoll gestaltet aus und zeigt ganz klar, dass Kojimas „Snatcher” eine große Inspiration war. Zudem gibt es auch noch 2D-Artworks von jedem Charakter, wenn man mit diesen spricht. Was aber gerade auf der PS4 etwas merkwürdig wirkt, ist die Anordnung des Bildschirms, da ein großer Teil einfach schwarz bleibt und man nur in der Mitte zwei Fenster hat, wo das gesamte Geschehen sich abspielt. Der Soundtrack wartet zudem mit stets passenden und auch einigen sehr spannenden Tracks auf; genauso, wie es eben bei einem guten Adventure-Spiel auch sein sollte.