Es ist ein Trend, der die Spiele-Szene schon lange fasziniert. Das Aufeinandertreffen von einem Menschen und einer großen Kreatur hat durchaus seine besseren und schlechteren Ableger, man denkt nur an Spiele wie „The Last Guardian“, „Majin and the Forsaken Kingdom“, die durchaus interessante Mechaniken mit sich brachten. Doch allzu viele dieser Spiele gibt es nicht, weshalb „Troll and I“ auf dem Papier wie ein vielversprechendes Projekt wirkt. Wer jedoch einmal in das Abenteuer startet, wird mehrfach staunen. Ob vor Begeisterung oder Entsetzen, verraten wir euch im Test.

Otto und Troll, gehen durch den Wald

Das Spiel handelt vom Jungen Otto, der im Norden Europas nach dem zweiten Weltkrieg lebt und eigentlich nur an das Überleben denkt. Deshalb geht er regelmäßig auf die Jagd, um sich und seine Mutter über die Runden zu bringen. Doch als er nach seiner letzten Jagd nach Hause zurück kehrt, steht dieses in Flammen und er wird von seiner Mutter getrennt. Schnell trifft er auf den großen Troll, und die beiden werden zu Freunden. Doch gleichzeitig will ein Millionär eben diese Kreatur finden, und scheut keine Kosten, um sein Ziel zu verfolgen.

Nein, wirklich spannend klingt auch die Zusammenfassung des Anfangs nicht. Hier wird ein Klischee nach dem anderen in einen großen Topf geworfen und mit reichlich uninteressanten Dialogen gewürzt. Das wird auch im späteren Verlauf nicht anders, und gerade der Antagonist wirkt eher lächerlich vorhersehbar. Das schlimmste ist jedoch die Beziehung zwischen Otto und Troll, die sehr ruckartig entwickelt wird, und dabei jeglichen Charme verliert. Im Endeffekt bleibt die Geschichte also dank des vorhersehbaren Verlaufes und den lächerlich stereotypischen Charakteren eher ein Beiwerk, das man schnell vergessen möchte.

Der Kampf mit den Kämpfen

Das Konzept des Spieles ist eigentlich gar nicht so schlecht. Man steuert sowohl Otto als auch den Troll, kämpft gegen Gegner, löst kleine Rätsel, schleicht durch die Wildnis und kann sogar zahlreiche Gegenstände craften. Doch bereits nach einer Stunde wird deutlich, dass keines dieser Konzepte funktioniert. Das Kämpfen stört hier wohl am meisten, denn Otto wird leicht von Gegnern überwältigt, während man wild Knöpfe drückt, damit er unkontrolliert vor sich hinschlägt. Der große Troll ist aber fast noch unfähiger, und die langsamen Schläge treffen nur durch Zufall die Bösewichte. Es ist wahnsinnig frustrierend, die Kämpfe zu bewältigen, da die Steuerung hier einfach nicht funktioniert. Selten machen die Helden das, was sie sollen, weshalb jedes Gefecht im Chaos endet. Da man sehr oft gegen austauschbare Feinde kämpft, darf man sich auf monotone Passagen freuen. Werden die Feinde dann noch stärker und erhalten besondere Fähigkeiten, ist der Frust vollkommen da.

Das Schleichen ist ebenfalls mehr schlecht als recht und fühlt sich aufgesetzt an. Leider gibt es für die meisten Kämpfe gar nicht die Möglichkeit, leise zu agieren, weshalb man in der semi-offenen Welt immer wieder das gleiche macht. Obwohl man eigentlich an mehrere Orte gehen kann, führt das Spiel einen recht linear durch die Gebiete, die durch Kapitel voneinander getrennt sind. Doch auch eine Karte gibt es nicht, weshalb die Welt an sich völlig verloren geht. Da es hier aber sowieso nichts Nennenswertes zu entdecken gibt, kann man die Freiheit nahezu vergessen, wäre da nicht das Crafting.

Verschenktes Potential

Die schlimmste Mechanik ist mit Abstand das Crafting. Das ist nämlich nicht optional und wird benötigt, um in vielen Gebieten voranschreiten zu können. Während man die meisten Materialien recht einfach erhält, gibt es fast für jeden Gegenstand auch ein Objekt, das nicht offensichtlich herumliegt, weshalb man auf die Suche gehen kann. Das Spiel macht einen furchtbaren Job, dem Spieler in irgendeiner Weise zu helfen, weshalb man manchmal unerträgliches Backtracking betreiben muss, um die Gegenstände zu erhalten. Schlimmer noch, manchmal ist es tatsächlich schneller, einfach das Kapitel neu zu starten, wenn bestimmte Materialien nicht mehr auffindbar sind.

Dieses schlechte Level-Design wird auch in den Rätseln deutlich. Oftmals muss man zwischen den Protagonisten wechseln, um zum Beispiel Otto auf einer Plattform zu tragen oder Wände einzureißen. Leider wurden hier wenige Ideen verarbeitet, sodass man ständig dieselben Aufgaben wiederholt. Noch nerviger ist das Klettern und Springen hierbei, dass einerseits furchtbar langsam abläuft, allerdings auch perfekte Präzision erfordert, da man sonst leicht herunterfällt. Das fühlt sich wie auf der PlayStation 1 an und ist weder zeitgemäß, noch macht es Spaß. Allgemein bleibt das Gameplay permanent blass und ist eher anstrengend.

Troll and You

Interessanterweise gibt es tatsächlich einen Multiplayer, der die Probleme von „Troll and I“ nur noch stärker verdeutlicht. Während der Spieler von Otto eigentlich immer etwas zu tun hat, darf der Troll-Spieler die meiste Zeit warten. Es ist fast schon ärgerlich, wie wenig man eigentlich zusammenspielt, denn die Passagen, in denen wirklich beide etwas machen müssen, sind viel zu gering, um einen kooperativen Modus zu rechtfertigen. Deshalb sollten wohl diejenigen, die trotz all der Kritik noch Interesse haben, eher nicht damit rechnen, das Abenteuer zusammen durchzustehen, da zumindest einer schnell gelangweilt wird.

Technik

Zusätzlich zum missratenen Gameplay läuft technisch absolut nichts rund. Die Optik ist alles andere als schön, und matschige Texturen werden von hölzernen Animationen begleitet. Auch die Bildrate ist selten stabil, und kann öfter so sehr in die Knie gehen, dass es beim Spielen stört. Auch die Soundkulisse kann nicht überzeugen, und obwohl der Soundtrack Potential hat, gibt es viel zu wenige Lieder, sodass sich die guten zu oft wiederholen.

Das größte Problem ist aber die Kamera. Diese agiert so wild, dass vor allem in den Kämpfen nie Übersicht gegeben ist. Obwohl man sie eigentlich frei steuern kann, entwickelt sie regelmäßig ein Eigenleben, und ist der Grund dafür, wieso viele der Geschicklichkeitspassagen oft wiederholt werden müssen. Dass die schwammige Steuerung hier nicht hilft, erklärt sich von selbst. Wir müssen betonen, es handelt sich hier nicht um ein paar Kamera-Ausschweifungen, sondern so starke Probleme, dass man allein deswegen schon frustriert sein wird.