„Dying Reborn“ lockt durchaus mit seiner Prämisse. Als Gefangener muss der Spieler nämlich aus verschiedenen Räumen entkommen, und wird dabei von einem mysteriösen Mann gequält. Das erinnert vielleicht etwas an die „Saw“-Filme, doch diese Atmosphäre soll nicht durch den Zeitdruck zerstört werden. Ob die Prämisse aber auch Früchte trägt, oder tatsächlich grausig ist, haben wir für euch herausgefunden.

Zum Sterben

Man startet das Spiel als Matthew, der seine Schwester sucht. Das wird einem aber nicht im Spiel verraten, was dazu führt, dass man sich selber zusammenreimen muss, wer denn nun XXX ist. Man muss nun nicht nur aus den Räumen entkommen und seine Schwester retten, sondern auch herausfinden, wer der mysteriöse Mann ist, der ihn gefangen hält. Dabei erhält man auch einige Anweisungen, die nicht gerade appetitlich sind.

Schönreden kann man die vermurkste Geschichte nicht. Sie fängt ohne Hinweise an, und tatsächlich erhält man nur wenig Hinweise, was überhaupt vorgeht. Dass das Ende dann aber trotzdem vorhersehbar ist, gleichzeitig aber weder viel Sinn macht, noch in irgendeiner Weise spannend herüberkommt, macht das Chaos perfekt. Nie hat man das Gefühl, dass man jemanden retten muss oder sich in Gefahr befindet, stattdessen rätselt man sich ohne viel Kontext durch das Hotel. Die miese Geschichte wird dann noch von Sprechern begleitet, die einen so unfassbar schlechten Job machen, dass man entweder den Ton ausstellen möchte, oder sich gar daran amüsiert, dass Matthew nicht einen einzigen Satz glaubwürdig betonen kann.

Rätseln ohne Spaß

Das Kernstück bleibt daher das Rätseln, das genau so abläuft, wie man es sich vorstellt. Der Spieler klappert alle Ecken ab, sucht sich Gegenstände, kombiniert diese und entschlüsselt nach und nach die Geheimnisse der Räume. Allerdings wird dabei sehr schnell klar, dass sich gute Rätsel rarmachen. Dabei kommen diese durchaus vor, und vor allem in den ersten drei Kapiteln hat man tolle Erfolgsmomente, wenn man durch um die Ecke denken die kniffligsten Passagen gemeistert hat.

Leider kommen diese wirklich nicht oft vor, und somit verbringt man die meiste Zeit mit einfallslosen Kombinationen. Viele der Rätsel sind entweder zu offensichtlich, oder wirken schlicht unlogisch. Das Kombinieren der Gegenstände ist da das geringste Problem, sinnvolle Anwendungen zu suchen hingegen ist extrem frustrierend. Wer keine Lösung heranziehen möchte, kann also viele Minuten damit verbringen, wild herumzudrücken, um mit etwas Glück einen versteckten Gegenstand zu finden oder ein undurchsichtiges Passwort-Rätsel zu lösen. Zu schwierig ist das Spiel dabei gar nicht, es motiviert aber nicht wirklich, alle Bausteine zu suchen.

Atmosphäre ohne Reiz

Die insgesamt sechs Kapitel bieten vielleicht spielerisch nicht viel Abwechslung, sind aber wirklich schön gestaltet. Egal wo man hinschaut, überall verstecken sich kleine Details, die zur Atmosphäre beitragen. Leider führt das aber auch dazu, dass die eigentlich wichtigen Objekte fast untergehen, weshalb man schnell davon genervt ist, anstatt die Gestaltung zu genießen. Schließlich gibt es noch einige Memos, die man finden kann und ein wenig mehr über die Hintergrundgeschichte verraten. Das ist aber eher unnötig, da es sowieso am Ende kein Payoff gibt. Es bleibt also ein liebloses Escape the Room-Spiel zurück, das nichts besonders macht und eher von Problemen geplagt wird.

Technik

Optisch sind die vielen Details und die allgemein düstere Gestaltung zwar gelungen, wer jedoch genauer auf die Texturen achtet, wird nicht gerade die hochauflösende Pracht erhalten, die man von einem Spiel auf der PlayStation 4 erwartet. Das fällt hauptsächlich bei den Objekten auf, die ein wenig zu verwaschen wirken. Die Bildrate hat zwar kleine Aussetzer, stört aber nie. Bugs gibt es aber zahlreiche, wenn sich Schubladen nicht öffnen wollen oder der Charakter stecken bleibt. Die Soundkulisse hingegen ist eher merkwürdig, denn die wenigen Lieder werden von viel zu lauten und unpassenden Tönen begleitet, wenn man mit Items hantiert. Die Sprecher hingegen sind ein ironisches Highlight, denn selten wird man eine so schlechte Leistung erleben, wie einem hier geboten wird.

Dying: VRborn

Wer das Spiel mit seiner PlayStation VR erleben möchte, kann dies nicht kostenlos tun, sondern muss sich eine Extra-Version zulegen. Hier kommt auch schon das große Manko, denn man erhält nicht das ganze Spiel, sondern nur drei Kapitel. Diese machen natürlich einzeln überhaupt keinen Sinn, und selbst wenn man sich für die Geschichte interessiert, wird diese hier einfach nicht zuende erzählt. Da bringt es auch nichts, dass die Atmosphäre enorm zunimmt, denn in VR sehen die Räume nochmal deutlich besser aus als auf dem TV. Die frustrierenden Rätsel werden dadurch aber auch nicht besser,

Allgemein gibt es einige Probleme mit der Immersion. Optisch ist zwar alles gut, die Steuerung ist aber zu passiv und kann zu Motion Sickness führen. Das Tracking ist ebenfalls nicht unbedingt perfekt, und beim Lösen der Rätsel hat man durch die allgemeine Verwaschenheit Schwierigkeiten, kleinere Gegenstände, die man dringend benötigt, zu erkennen. Dafür ist die Bildrate stabil, dennoch stört es enorm, dass man nur Ausschnitte erhält anstatt eines ganzen Spieles.