Es kann gar nicht genug Roguelikes geben. Die Aussage ist zwar etwas gewagt, doch tatsächlich zeigen die in den letzten Jahren erschienen Genre-Titel, dass die Grundidee der sich wiederholenden Abläufe mit so vielen Ideen verknüpft werden können, das eine unglaubliche Vielfalt gegeben ist. Das haben auch die Entwickler von Hollow Ponds gesehen, und verbinden ein Rundenstrategie-Spiel mit Karten. Kann diese Kombination aber auch punkten, oder bleibt der Artstyle das einzige Highlight? Wir haben unsere Frustresistenz auf die Probe gestellt, um euch die Antwort zu liefern.

Der tägliche Absturz

Die namenlose Hauptfigur überlebt nur knapp einen Raketenabsturz, und findet sich auf einem fremden Planeten wieder. Eigentlich soll man den Roboter Barry finden, doch als der Protagonist zum ersten Mal stirbt, findet er sich in einer anderen Dimension wieder, in der ein Monster eben diesen Roboter gefangen hält. Um sie zu besiegen und vom Planeten zu entkommen, muss man verschiedene Planeten erforschen, wenn man jedoch stirbt, darf man wieder von vorne anfangen.

Eigentlich ist die Geschichte nichts Besonderes, allerdings ist sowohl der eigene Helfer als auch das fremde Wesen, das einen stets wiederbelebt, damit es in die Welt eintreten kann, solide vertont. Vor allem die Sprüche, die mit viel Witz einherkommen, überzeugen. Einzige Enttäuschung ist hier, dass die Erzählung schnell in den Hintergrund gerät, und man sich mehr Sequenzen wünscht. Das ist aber eher ein Zeichen für die Qualität, und sobald man sich einmal im Spiel befindet, vergisst man schnell die eigentliche Mission.

Mein erstes eigenes Rundenstrategie-Spiel?

Die wunderbare Optik und das Tutorial stellen ein seichtes Spiel vor. Man bewegt sich über die hexagonalen Felder, während dabei Zeit vergeht, sodass man den Tag- und Nachtwechsel beobachten muss. In den Weg stellen sich aber Gegner, die oft in der Überzahl sind, weshalb jeder Schritt gut überlegt sein sollte. Auch die Tageszeit ist wichtig, denn diese entscheidet, welche Gegner wann zuerst angreifen, also sollte man sich immer so positionieren, dass man immer im Vorteil bleibt.

Die zweite Komponente bieten die Karten, die Gegner manchmal fallen lassen. Im eigenen Inventar können diese auf zehn Felder positioniert werden, und geben entweder Stärke oder Verteidigung. Dabei ist die Positionierung und die ständige Anpassung aber wichtig, denn viele Karten entfalten ihre besonderen Effekte erst, wenn sie auf ein bestimmtes Feld gelegt werden, manchmal müssen sogar passende Nachbarkarten vorhanden sein. Man wird also in jedem Kampf mit Verbesserungen belohnt, und nicht benötigte Karten können zu Tokens verwandelt werden, die einen in der Basis heilen. Dazu kommen noch Verbesserungen, durch die man besondere Fähigkeiten einsetzen kann, um sich zu heilen, Fernangriffe auszuführen oder die Gegner abzulenken. Eigentlich klingt das alles simpel, doch wer dann in das eigentliche Spiel startet, wird schnell eines Besseren belehrt.

Frustrierend motivierend

Die Mechaniken, die man leicht erlernt, werden nämlich allesamt benötigt, wenn es auf die zufällig generierten Ebenen geht. Jeder falsche Zug wird bestraft, und die Gegner sind nicht nur oft in der Überzahl, sondern verfügen auch über viele Fähigkeiten, die einem schnell ins Jenseits befördern. Da man bei jedem Tod von Level 1 anfängt, und auch noch seine Karten verliert, müssen die tieferen Mechaniken verinnerlicht werden. Gegner verfügen nämlich nicht direkt über Lebenspunkte, wie der Spieler, sondern Angriffswerte. Diese werden dann durch die eigene verringert, wenn man angreift, sodass der Vorteil vorher vom Spieler selber berechnet werden sollte. Der eigene Verteidigungswert wird durch die Stärke der Gegner geteilt, um schließlich den Schaden der eigenen Lebenspunkte zu berechnen.

„Loot Rascals“ ist genau deshalb kein schnelles Spiel. Gerade Anfangs wird der Spieler schnell übermütig und läuft in vermeintlich leichte Kämpfe ohne Planung herein, nur um überrumpelt zu werden. Die Lernkurve ist allerdings ein wenig problematisch geraten, denn es dauert relativ lange, bis man wirklich strategisch Planen kann. Es ist ebenso frustrierend sein zusammengebautes Kartenset zu verlieren, was zu großen Enttäuschungen führen kann. Jedoch lernt man aus jedem Fehler, und wer die benötigte Geduld mitbringt, wird sich vor Freude kaum noch am Stuhl halten können.

Magere Abwechslung

Natürlich gibt es noch einige besondere Überraschungen, wie interessante Felder oder trickreiche Gegner, die wir hier nicht spoilern wollen. Doch dadurch wird die strategische Planung so aufregend, dass man viele Stunden in den Titel investieren kann. Besonders spannend ist aber der Kartenklau, denn manchmal stehlen Feinde beim Tod eine Karte und verteilen sie in der Welt eines anderen Spielers. Findet man nun selber diese Karte kann man sie entweder zurückschicken, damit das Hologramm eines Spieler hilft, oder sie selber einstecken, um stärker zu werden. Dafür wird man aber dem Hologramm gejagt, und nicht selten endet das im Tod.

Das Zusammenspiel dieser Mechaniken funktioniert wunderbar, doch irgendwann hat man leider alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat. Zwar kann man Seeds mit Freunden austauschen, Ebenen zur Übung speichern oder gar tägliche Herausforderungen ausprobieren, letztendlich motiviert das aber nach dem erstmaligen Abschluss wenig. Wer also von dem Spielprinzip nicht unglaublich begeistert ist, kommt nicht unbedingt wieder zurück. Der hohe Frust beim Tod ist ebenso gerade für Anfänger abschreckend, und man wird nur belohnt, wenn man Biss zeigt.

Technik

Optisch ist das Spiel ein kleines Meisterwerk. Die bunten Umgebungen sowie die extrem kreativ designten Gegner zaubern einem auch nach Stunden noch ein Lächeln ins Gesicht, denn so viel Charme nutzt sich nicht ab. Die Bildrate spielt ebenfalls mit, und somit hat man manchmal das Gefühl, in einem Cartoon zu stecken. Der Soundtrack passt zur Atmosphäre, auch wenn nicht gerade Ohrwürmer dabei sind. Die Sprachausgabe ist zwar etwas speziell, fügt sich jedoch gut in die verrückte Welt ein. Auch die Steuerung geht gut von der Hand, sodass der Fokus auf dem Gameplay liegen kann. Im Endeffekt gibt es also keine technischen Patzer, die das Gesamtbild verschlechtern würden.