Wer erinnert sich nicht an das Beleidigungsfechten aus der „Monkey Island“-Reihe? Das Team von Vile Monarch wollte das Konzept aber nicht einfach nur kopieren, sondern die Formel erweitern, damit diese ein komplettes Spiel tragen kann. Überzeugt „Oh…Sir!! The Insult Simulator“ aber auch zum kleinen Preis, oder ist es eine Beleidigung an die Spieler? Wir sind zu Gentlemen und -women geworden um das für euch herauszufinden.

Beleidigungen vom Feinsten

Das Spielprinzip ist eigentlich schnell erklärt. Zwei Kontrahenten stehen sich gegenüber und müssen aus einer Liste in der Mitte voller Satzbausteine einen beleidigenden Satz zusammenbauen. Je länger und fieser der Satz am Ende ist, desto mehr leert sich die Lebensleiste des Gegners, wobei sich wiederholende Wörter einen Bonus geben. Zudem verfügt jeder Charakter über einen Schwachpunkt, zum Beispiel sein Aussehen oder seine Stärke, den man herausfinden muss, um besonders viel Schaden auszuteilen. Dadurch kommt eine besondere Komponente hinzu, und dank zwei Wörter, die nur man selber nutzen kann und ausgetauscht werden können, sowie einem Befehl, durch den man seine angefangene Beleidigung in die nächste Runde mitnehmen darf, ist durchaus Taktik erforderlich.

Das Spielprinzip ist wirklich gelungen. Nach dem guten Tutorial ist man schnell in den Mechaniken drin und muss mehr als einmal lachen, was für großartige Beleidigungen entstehen. Von „Your mother is your father“ bis hin zu „You support a lumberjack and your sister smells like your beloved auntie, pardon my french!“, man amüsiert sich definitiv über die kreativen Wortkonstellationen, während man gleichzeitig natürlich möglichst hoch austeilen möchte. Die Stärke sieht man aber erst, wenn der Satz ausgeführt wurde, sodass man sich voll und ganz auf seine Wortakrobatik verlassen muss. Auch vorausplanen ist nicht einfach, wenn der Gegner ein Wort wegschnappt, das man selber nutzen wollte. Spaß ist also garantiert.

Ein kurzes Vergnügen

Leider merkt man bereits nach wenigen Runden, das sich der Ablauf ständig wiederholt. Auch wenn die verrückten Konstellationen sehr amüsant sind, verlieren sie einiges an Charme, wenn man sie zum zehnten Mal nutzt. Da macht das Spiel auch keinen guten Job, mit Modi zu unterhalten, denn neben schnellen Runden gegen die CPU gibt es lediglich einen Turnier-Modus mit fünf Runden, wobei das Finale immer dasselbe ist. Dennoch sieht man hier kaum einen Grund, nach dem ersten Mal das Prozedere zu wiederholen.

Die Stages werden ebenfalls zum Opfer der Abnutzung, denn während man sich das erste Mal noch über die Rahmenhandlung der fünf Orte amüsiert, verändert sich diese innerhalb einer Arena nie, und man klickt schon beim zweiten Mal den Vorspann weg. Hier hätte großartiges geleistet werden können, doch der sehr magere Umfang wirkt sich stark auf den Wiederspielwert aus, und sowohl online als auch im Couch-Multiplayer hält das Spiel nicht mehr als wenige Matches bei der Stange.

Freischalten von gestern

Schlimmer wird das alles noch durch das Fortschrittssystem, das die Macher demotivierender nicht hätten gestalten können. Man kann nämlich einige zusätzliche Charaktere sowie zwei der fünf Orte freischalten, dafür muss man jedoch selten mehr tun, als einfach den Turnier-Modus zu wiederholen. Da sich das spielerisch abnutzt, und man bei einigen Charakteren gar nicht weiß, wie man diese nun freischaltet, wird man wohl bereits aufhören, ohne alle Personen, darunter Spielegrößen, freigeschaltet zu haben.

Auch wenn man sich die Mühe macht, gibt es danach eigentlich nichts mehr zu tun. Kreativere Modi, oder Charaktere, bei denen sich nicht nur die Schwäche unterscheidet, wären viel unterhaltsamer gewesen. Man kann in einem Spiel nicht Serious Sam und H.P. Lovecraft gegeneinander antreten lassen, ohne auch einen spielerischen Twist einzubauen. Deshalb kann die solide Grundidee nicht mehr als einige Schmunzler erzeugen, bis man den Titel nie wieder anfasst.

Technik

Optisch besticht das Spiel durch einen tollen Stil, der so merkwürdig wirkt, dass er aus der Masse der Indie-Spiele heraussticht. Die Bildrate macht bei den wenigen Bewegungen natürlich nie schlapp, und die musikalische Untermalung ist grundsolide. Die Sprachausgabe ist eigentlich auch sehr gut gelungen, jedoch brauchen die Charaktere viel zu lange für ihre Beleidigungen, weshalb man sich irgendwann dabei erwischt, diese einfach weiterzudrücken und der guten Synchronisation nicht weiter zu lauschen.