Irgendwann in den 90er Jahren muss es gewesen sein, dass ich bei Netzwerk-Sessions oder PlayStation-Spieleabende das letzte Mal mit einem Panzer über einen Billardtisch gefahren bin.Seitdem erschienen zwar ab und an noch einige neue Serienableger, wie „Micro Machines 64 Turbo“ im Jahr 1999 oder „Micro Machines V4“ im Jahr 2006, aber allgemein ist es sehr ruhig um die Micro-Rennen aus dem Hause Codemasters geworden. Das bleibt in diesem Jahr allerdings nicht so, denn vor einigen Wochen ist mit „Micro Machines World Series“ endlich ein neuer Serienableger erschienen, welchen wir euch nun in unserer Review vorstellen möchten.

Licht aus, Spot an

Licht aus, Spot an, die Micro-Rennen beginnen. Eigentlich hat sich in den vergangenen 26 Jahren nicht allzu viel am Spielkonzept geändert. Mit einem kleinen Rennwagen fährt man über Kurse, die irgendwo zwischen Wohnzimmer, Garten und Hobbykeller zu finden sind. Die Rennwagen sind allesamt der Spielzeugkiste eines Grundschulkindes entsprungen und reichen vom Krankenwagen über einen Kipplaster bis hin zum Agentenauto. Jedes der insgesamt zwölf Fahrzeuge hat unterschiedliche Fähigkeiten, so verfügt das Feuerwehrfahrzeug HPTM Lichter-Loh beispielsweise über eine Schaumkanone, eine Feueraxt und kann eine Schaumexplosion ausführen sowie den aufladbaren Spezialangriff Wasserkanone. Dagegen setzt man bei Polizeiauto LT. Marke eine Schrotflinte, eine Feind-Markierung, eine schützende Sirene und Hubschrauberunterstützung über den ultimativen Fahndungsaufruf ein. In Bezug auf das Fahrverhalten unterscheiden sich die Fahrzeuge allerdings nicht.

World Series?!?

Doch zunächst zu den Spielmodi und damit zum ersten Schock - eine Karriere, eine Meisterschaft, Herausforderungen oder die namensgebende „World Series“ sucht man nämlich vergebens. Zum Glück scheinen alternativ Spezial-Online-Events angeboten zu werden, doch auch in diesem Fall folgt der anfänglichen Freude gleich die Ernüchterung - wieder in 5 Tagen leuchtet im Hauptmenü auf. Auch diese Kröte schlucken wir erst einmal herunter und wagen uns an die beiden verbliebenen Spielmodi Online- und Offline-Rennen. Online kann man zunächst nur an Freien Spielen teilnehmen, erst nach dem notwendigen Stufenaufstieg sind auch Ranglistenspiele möglich. Über ein kurzes Tutorial wird man aber zunächst in die Grundlagen der Steuerung eingeführt.

Auf der Suche

Danach geht es dann endlich los und grundsätzlich bleibt man seinen Wurzeln treu. Rennen, Eliminierung und Schlacht sind die drei Spielmodi, die zur Auswahl stehen, wobei zusätzliche Spielvarianten, wie King of the Hill, existieren. Grundsätzlich kann man mit bis zu zwölf Fahrern gegeneinander antreten und sein Fahrkönnen unter Beweis stellen. Beim Rennen muss man möglichst als Erster über die Ziellinie fahren. Natürlich sind überall auf der Strecke auch wieder Extras zu finden, die serientypisch von Minen über Raketen bis hin zu einem riesigen Hammer, der auf dem Autodach angebracht wird, reichen. Bei der Eliminierung scheiden die Rennwagen aus, die sich zu weit entfernt vom Führenden befinden oder von der Strecke abkommen, und bei der Schlacht muss man mit Hilfe der Fähigkeiten seines gewählten Rennwagens die gegnerischen Fahrer ausschalten. Soweit so gut, wenn man denn mal ausreichende menschliche Fahrer findet und das Fahrerfeld nicht durch seelenlose Bots ergänzt wird.

Was vom Geplänkel übrig bleibt

Zum Glück hat „World Series“ mit dem Spielmodus Geplänkel auch einen Offline-Modus. Leider gibt es allerdings keinen SplitScreen-Modus, wodurch die Rennen wegfallen. Wer möchte kann normale Rennen zwar alleine bestreiten, aber wer will das bei einem Party-Rennspiel schon? Auch die Schlachten verkommen durch den fehlenden SplitScreen-Modus zu langweiligen Kämpfen. Damit bleibt Offline eigentlich nur die Eliminierung übrig, was bei einem Partyspiel, bei dem die fahrerischen Qualitäten durchaus variieren, nicht immer optimal ist. Mittlerweile kann man die ganzen Kröten, die man schlucken muss, um „World Series“ zu spielen, gar nicht mehr zählen. Tuning wird auch bei „World Series“ groß geschrieben. Naja, eigentlich beschränkt sich das Ganze auf unterschiedliche Skins, Sprüche, Bilder und Grabstempel, die mit der Zeit freigespielt werden und die Fahrzeuge zumindest etwas individualisieren.

Technik

Grafisch sind die Strecken nett anzuschauen. Im Garten fährt man beispielsweise über einen zugefrorenen Teich, vorbei an Gartenzwergen, Blumentöpfen und Gartenwerkzeug und fährt Eicheln aus dem Weg, die auch schon einmal auf der Strecke liegen. Die Streckenanzahl ist mit zehn an der Zahl allerdings nicht wirklich umfangreich. Da bieten einige Indie-Spiele im PlayStation Store bereits mehr Strecken. Die Waffeneffekte sind zudem ganz nett anzuschauen, allerdings war es das auch schon vor einigen Jahren im letzten Serienableger. Mit einigen bereits erschienen Updates hat man zudem die gröbsten grafischen Schnitzer bereits in den Griff bekommen. Im Endeffekt bekommt man grafisch genau das, was man erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Akustisch gehen Fahrzeug- und Waffengeräusche in Ordnung. Die Steuerung dürfte für diejenigen, welche die „Micro Machines“-Reihe nicht kennen, wieder etwas Eingewöhnungszeit notwendig machen.