„Hand of Fate“ war ein echter Überraschungshit. Der Mix aus Karten- und Rollenspiel ließ die Spieler in eine Welt eintauchen, in der man eigene Entscheidungen treffen durfte. Das Spiel bot nahezu ein vollständiges „Dungeons & Dragons“-Erlebnis, doch nicht alles war perfekt an dem guten Konzept. Wir haben uns allerdings nun den Nachfolger angeschaut, der vieles verbessern möchte. Wieso dem Spiel das auf ganzer Linie gelingt, erfahrt ihr im Test.

Eine verbesserte Reise

„Hand of Fate 2“ bietet 22 Missionen, um seine Geschichte zu erzählen. Das Spielprinzip läuft wie im Vorgänger ab, denn anstatt seinen Helden aufzuleveln, muss man ein eigenes Deck aus Karten zusammenbasteln. Diese werden dann mit einem Deck vom Dealer gemischt, um eine Geschichte zu gestalten. Man bewegt sich mit seiner Figur von Karte zu Karte, plant seine Routen und muss die entsprechenden Situationen bewältigen. Das fühlt sich wie in einem „Dungeons and Dragons“-Abenteuer an, denn man muss Entscheidungen treffen, Würfeln und auch Glücksräder drehen, die über den Erfolg der Aktionen entscheiden. Der Mix aus vorgefertigten Missionen mit klarem Ziel und Ende sowie den Zufallselementen, durch die die Reise komplett anders verlaufen kann, machen den großen Reiz aus und funktionieren tatsächlich sehr gut. Man ist immer gespannt, ob das eigene Deck den Weg erleichtert oder regelrecht Fallen gestellt werden, um Vorteile umzudrehen.

Im Gegensatz zum Vorgänger haben die Macher bei den Missionen grandiose Arbeit geleistet. Zwar ist das Ziel weiterhin öfters nur, die Boss-Karte zu erreichen, jedoch unterscheiden sich die Bedingungen von Mission zu Mission mitunter enorm. Einmal muss man sogar Ressourcen sammeln, um seine eigene Basis zu bauen und zu verbessern, was durchaus über eine Stunde dauern kann. Diese Abwechslung lässt keine Monotonie aufkommen und man wird stets überrascht, was das Spiel als nächstes zu bieten hat. Auch die Qualität stimmt und bis auf wenige Ausnahmen, die kreativer hätten sein können, gibt es keinerlei Stagnation beim Missionsdesign. Auch Escort-Missionen oder das Verhindern eines Mordkomplotts lassen die Welt erstrahlen.

Glücksspiele

Wer jedoch erwartet, ein gemächliches Abenteuer vor sich zu haben, muss die Erwartungen ordentlich steigern. Zwar bemüht sich das Spiel so fair wie möglich zu bleiben, trotzdem bleibt „Hand of Fate 2“ auch ein Glücksspiel. Wer Pech hat, wird sogar große Nachteile über sich ergehen lassen müssen, was natürlich frustrierend sein kann. Dennoch kann man in solchen Situationen auch vorsichtiger vorgehen, brenzlige Situationen ignorieren und somit doch noch mit einem blauen Auge davonkommen.

Problematischer ist es schon, wenn man bei einer besonders langen Mission kurz vor Ende das Zeitliche segnet. Dann muss man nämlich von vorne anfangen, was zwar aufgrund der Struktur verständlich ist. Dennoch macht es keinen Spaß, dasselbe Level danach erneut anzugehen, dieselben Kernmomente zu absolvieren und vielleicht dabei auch mehr Pech zu haben. Glücklicherweise hat man meist die Möglichkeit, ein Level erstmal zu überspringen. Trotzdem kann es abschrecken und den Spielfluss stark beeinträchtigen. Die Rogue-like-Elemente sind zwar gut, man erlebt also andere Szenarien beim Wiederholen, doch viele fühlen sich durch die Missionsstruktur trotzdem repetitiv an.

Bessere Kämpfe

Komplett aufgeräumt haben die Macher beim Kampfsystem. Anstatt Systeme aneinanderzureihen, hat man sich hier von Spielen wie „Batman: Arkham Asylum“ und „Mittelerde: Schatten von Mordor“ inspirieren lassen. Deshalb schlägt man nun zu, weicht aus, wenn ein grünes Symbol über den Feinden erscheint, und nutzt möglicherweise Finisher. Das fühlt sich zwar sehr simpel an und vermisst eine eigene Note. Trotzdem ist es besser als noch im Vorgänger und sorgt dafür, dass die Kämpfe allgemein spaßiger und schneller sind. Vor allem die Bosse lockern das Geschehen auf und verlangen ein Umdenken, auch wenn es nur sehr selten der Fall ist. Schade ist die geringe Vielfalt an Feinden und auch die Waffenklassen beschränken sich auf drei. Das Kampfsystem ist funktionstüchtig, das Highlight liegt aber definitiv abseits dieser Szenen. Zumindest sind die Umgebungen gut gestaltet, auch wenn sie relativ generisch wirken.

Neues Spiel, neues Abenteuer

An brandneuen Elementen kommen Begleiter hinzu. Diese begleiten den Spieler und kommen mit guten Geschichten einher. Vor allem die Kämpfe werden dadurch leichter, was bei großen Gegnermengen sehr willkommen ist. Glücklicherweise verbessern sie auch die Welt selbst, die zudem stärker ausgearbeitet wurde als im Vorgänger. Es macht wirklich Spaß, die traurigen, lustigen und dramatischen Momente zu verfolgen und dadurch eine bildhaftere Welt zu erhalten als in einigen Spielen, die mehr als nur Texte bieten. Sogar einige Bezüge auf den Vorgänger dürften Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Schön ist derweil auch die Ausarbeitung des Dealers, der weniger als Antagonist herüberkommt. Vielmehr möchte er dem Spieler helfen, jedoch nicht alles schenken. Der Sprecher Anthony Skordi leistet bei der Vertonung eine unglaubliche Arbeit ab, denn besser könnte diese nicht sein.

Keine Katastrophe mehr

Der größte Störfaktor des Vorgängers auf PlayStation 4 waren die technischen Probleme. Glücklicherweise hat sich „Hand of Fate 2“ hier stark verbessert, dennoch nicht zur Perfektion gefunden. Die Bildrate bleibt auch bei langen Partien akzeptabel und richtige Slowdowns gibt es nicht. Dafür muss man in den Menüs immer wieder mit Rucklern rechnen, die zwar minimal sind, trotzdem häufig auftreten. Darunter leidet die Präsentation, denn grafisch kann das Spiel mit seinen relativ wenigen Schauplätzen definitiv überzeugen. Interessanterweise verlaufen die Kämpfe, in denen das Meiste passiert, stets flüssig, auch wenn die Bildrate niedriger als bei 30 wirkt. Der Soundtrack ist akzeptabel, jedoch wenig auffallend.