Ein Genre, das in VR völlig unterrepräsentiert ist, sind die Musik-Spiele. Zwar gibt es experimentelle Erfahrungen, bislang hat es aber noch kein Vertreter geschafft, die Präzision und das tolle Spielgefühl für PlayStation VR umzusetzen, abgesehen vom VR-Modus von „Thumper“, in dem man aber nur eine andere Perspektive einnimmt. Mit „Run Dorothy Run“ steht der neueste Versuch zum Download bereit, weshalb wir uns in das etwas andere Oz begeben haben, um für euch herauszufinden, ob man der Musik nachläuft oder eher vor ihr flieht.

Wenn zwei sich streiten

Direkt zum Start wird man von niemand Anderem als dem Kopf des berüchtigten Zauberers von Oz begrüßt. Dieser hat ebenso viel zu sagen wie der fliegende Affe, der kurze Zeit später ebenfalls eintrifft. Wer jedoch den berühmten „Zauberer von Oz“ nicht in Filmform gesehen hat, wird nicht verstehen, wovon dort gesprochen wird. Viel wichtiger ist aber, dass man selbst Dorothy spielt, deren aktuelle Situation mithilfe von durchaus amüsanten Sprüchen erläutert wird. Die Dialoge zwischen den beiden Begleitern sind lustig, wenn auch nicht unbedingt intelligent. Es reicht aber, um einem Lust auf die Welt von Oz zu machen. Leider wird schon kurz darauf das Spielkonzept eingeführt.

Der Läufer von Oz

Dorothy hat ihre magischen Schuhe, weshalb sie pausenlos rennen kann. Deshalb bewegt sich der Spieler immer vorwärts und muss mit den Move-Controllern im Takt der Musik Kristalle treffen, was wie ein spaßiges Spielkonzept klingt. Die Abstände der Kristalle sind jedoch immer unterschiedlich groß, oftmals müssen zwei gleichzeitig getroffen werden und es kommt dabei vor allem auf Präzision an. Daraus entsteht leider das große Problem, denn in dem Moment, in dem man die Kristalle treffen muss, kann man nicht direkt auf diese schauen. Der Blick richtet sich aufgrund des nicht zu geringen Tempos auf die kommenden Kristalle, sodass man leider eher abschätzen muss, ob man gerade wirklich etwas trifft.

Richtig ärgerlich wird es, wenn zwei Kristalle weit auseinander sind. Selbst wenn man direkt auf die grünen Noten schauen möchte, kann man nur eine im Blick haben. Deshalb trifft man selten alles und verlässt sich eher auf sein Gefühl oder nimmt in Kauf, nur einen Teil der Kristalle zu treffen. Die grundlegende Mechanik, mit der ein Musikspiel steht und fällt, ist aber die Übersicht. Man muss sowohl die kommenden als auch die aktuellen Noten oder Zeichen stets im Blick haben, um möglichst präzise zu treffen. Das wird hier nicht geboten, wodurch ein chaotisches Spielerlebnis entsteht, in dem man nie die volle Kontrolle erlangt.

Kein Taktgefühl

An Inhalt mangelt es dem Spiel nicht unbedingt. Es gibt zahlreiche Level mit verschiedenen Orten, in denen man immer geradeaus läuft. Leider sehen diese nicht immer gut aus und wirken mitunter wie wahllos zusammengewürfelte Formen im Hintergrund, die keine lebendige Welt zeigen. Gerade durch Oz als Kulisse hätte man eine zauberhafte Welt erwartet, diese bekommt man aber nicht unbedingt. Auch die Musik gehört nicht zu den spannendsten und man wird sich im Anschluss wohl an kein Stück erinnern. Komisch wird es vor allem, wenn man im höchsten der drei Schwierigkeitsgeraden spielt, denn dann passen die Noten manchmal nicht zur Musik. Das ist merkwürdig, da viele Musikspiele dieses Problem eher auf der niedrigsten Stufe haben.

Während der Level kann es dazu kommen, dass Feinde einem die Sicht versperren. Das ist optisch ganz nett, allerdings blockieren sie einem die Sicht. Es reicht zwar, sie mit den Controllern wegzuscheuchen, das wirkt jedoch wie ein unnötiger Stolperstein. Alle Kristalle zu treffen, ist aber auch ohne dieses Problem dank der fehlenden Übersicht nahezu unmöglich. Zuletzt fällt auf, wie viel die Begleiter eigentlich sprechen. Das ist anfangs nett, allerdings wiederholen sich die Sprüche, und man kann sich weniger auf die Musik konzentrieren. Dadurch verkommen einige Passagen in simple Endless Runner, was überhaupt keinen Spaß bereitet. Ein Patch soll dieses Problem beheben, jedoch ist es schade, dass beides nicht miteinander harmoniert.

Der Zauber fehlt

Die Qualität der Texturen ist in VR ansehnlich, leider ist der gesamte Artstil zu simpel gehalten, als dass eine glaubwürdige Welt entsteht. Die Orte wirken regelrecht langweilig und überraschen nie. Dafür ist das Tracking gut, wobei das genaue Treffen der Kristalle der grundlegende Fehler des Spieles ist. Die Sprecher machen das Beste aus dem mageren Skript, selbst wenn man sich oft wünscht, sie würden gar nicht reden. Die Umsetzung auf PlayStation VR ist also gelungen, das hilft aber wenig, wenn das Spiel nicht überzeugen kann.