Nach „Until Dawn: Rush of Blood“ und „The Inpatient“ ist das britische Studio Supermassive Games mit einer weiteren VR-Erfahrung zurück.„Bravo Team“ legt die Horror-Elemente beiseite und fokussiert sich auf einen Shooter mit Militär-Setting. Ob dies neue Spieler zu VR bringt oder nur eine schlechte Ausrede ist, um zu zeigen, dass der Ziel Controller nicht vergessen wurde, zeigt die folgende Review.

Elite-Soldaten in Osteuropa

Die Geschichte in „Bravo Team“ ist wahrlich simpel. Als Teil einer Gruppe von Elite-Soldaten befindet man sich auf einer Mission, um die Präsidentin eines fiktiven Landes in Osteuropa zu beschützen. Aber nach einem Angriff durch Soldaten des Bürgerkrieges, wird die Präsidenten sowie der eigene Squad fast komplett getötet. Als einen der letzten beiden Überlebenden muss der Spieler sich durch eine Stadt kämpfen, die von dem Bürgerkrieg zerstört wurde. Die Geschichte ist komplett belanglos und wird den Spieler in keinem Moment an den Bildschirm fesseln oder mit dem Schicksal der Charaktere mitfühlen lassen. Es ist einfach eine der am wenigsten beeindruckenden Erfahrungen in VR, die wir bisher hatten.

Wechselnde Perspektive

Das gleiche gilt auch für das Gameplay. „Bravo Team“ ist ein Light Gun-Shooter, in dem man entscheiden kann, wo man sich verstecken möchte. Über Bewegungssteuerung kann man seine Waffe kontrollieren und schießt einfach alles ab, was vor dem Lauf ist. Auch das Verstecken ist sehr einfach gestaltet. Entweder man zeigt mit der Waffe oder dem Kopf, wo man hin möchte und dann wechselt das Spiel von der Ego-Perspektive zu einer Verfolger-Perspektive. Dieser Wechsel ist oft sehr verwirrend, vor allem, wenn man am Boden liegt und auf einmal in die entgegengesetzte Richtung blickt, bis das Teammitglied einem hilft, nur um wieder in die andere Richtung zu schauen. Zudem kann man auch physisch aus der Deckung gehen, aber sobald auch nur ein Teil des Körpers oder die Waffe herausschaut, treffen die Gegner einen. Deshalb kann man auch einfach den Knopf nutzen, um direkt aus der Deckung zu gehen. Das hat aber eine gute Sache, denn so kann man das Spiel in aller Ruhe im Sitzen genießen.

Keine Abwechslung

Das Ziel in jedem der sieben Kapitel ist, voranzukommen. Dafür muss man immer wieder abwechselnd die Deckung wechseln und ein paar Gegner abschießen. Das ist auch schon alles, was das Gameplay bietet. Zudem tauchen an manchen Stellen immer wieder neue Gegner auf, an denen man einfach schnell vorbeilaufen muss. Das ist aber leichter gesagt als getan, da manche Orte so gleich aussehen, dass man gar nicht weiß, wo man hin muss. Ebenfalls gibt es keinerlei Abwechslung in der Missions-Struktur und auch keinen Wiederspielwert, da Sammelobjekte in jeglicher Form fehlen. Man kann lediglich in einem Arcade-Modus auf den gleichen Karten um den Highscore ballern oder die sehr einfachen Trophäen abfarmen. 

Zwei Mal hui, ein Mal pfui

Neben dem bereits erwähnten Ziel Controller, der wunderbar funktioniert, ist der DualShock 4 eine gute Alternative. Es ist eine ähnliche Implementierung wie bei „Farpoint“, jedoch fühlt sie sich hier durch das noch simplere Gameplay besser an. Hingegen sollte man die Move Controller lieber nicht anschließen. Diese wollen nämlich so gehalten werden wie eine Waffe. Dafür muss man beide Hände auch immer synchron zueinander bewegen und gerade vor sich halten, um die Waffe richtig zu bewegen. Es fühlt sich einfach nicht gut an, das Spiel so zu spielen, da zwischen den beiden Move Controllern etwas haptisches fehlt, um diese Bewegungen zu rechtfertigen. Egal für welchen Controller man sich entscheidet, eine Sache bekommt das Spiel nie richtig hin: das Gunplay. Jede Waffe fühlt sich trotz ihres wuchtigen Aussehens unglaublich unecht an und die Gegner geben kaum ein Feedback, wenn man sie anschießt. Das geht sogar so weit, dass das Maschinengewehr fast wie eine Spielzeugknarre wirkt, während die Shotgun selbst auf langer Reichweite die verlässigste Tötungsmaschine ist.

Kaum Taktik

„Bravo Team“ hat auch den Anspruch ein Taktik-Shooter zu sein. Im Einzelspieler kann man davon trotz Befehle an die KI per Analogstick wenig spüren. Besser wird es schon im Mehrspieler mit einem Kumpel oder jemand Fremden, mit dem man direkt über das Headset sprechen kann. Aber auch hier geht das nur, wenn man selbst Taktiken ausführt. Für das Spiel selbst braucht man keine Strategie. Einfach auf alles ballern und immer nach vorne gehen reicht vollkommen aus. Insgesamt macht das Spiel natürlich mehr Spaß mit jemanden, mit dem man direkt spielen kann, aber am Ende bleibt nichts vom Spiel hängen.

Sterile Umgebungen

Die Grafik ist innerhalb der Brille vor allem bei den Umgebungen sehr schön anzusehen. Nur die Charaktere wirken etwas ausgefranzt und sind nicht klar zu erkennen. Leider ist alles andere vom Spiele gehüllt in einem braunen Matsch, sodass man sich unweigerlich an die Shooter aus der letzten Generation erinnert fühlt, die auch von der unansehnlichen Farbe geprägt waren. Wenn das Spiel mal nicht braun ist, dann befindet man sich in einem sterilen Ort, wie einer Polizei-Station. Abgerundet wird die Langeweile durch statische Umgebungen, in denen bis auf ein paar Fässer nichts zerstört werden kann.