„Aragami“ ist bereits im Oktober 2016 erschienen und wurde im Juli 2018 im Bundle mit dem Addon Nightfall als „Shadow Edition“ erneut auf der PlayStation 4 veröffentlicht. Das Hauptspiel wurde bereits von uns getestet und da sich technisch und inhaltlich keine Neuerungen vermelden lassen, widmen wir uns an dieser Stelle lediglich der Erweiterung „Nightfall“.

Prequel aus den Schatten

Die Handlung von Nightfall spielt vor den Ereignissen des Hauptspiels und stellt die Assassinen Hyo und Shinobu in den Vordergrund. Das Duo versucht Informationen über den mysteriösen Alchimisten herauszufinden, um damit womöglich die gefangene Yamiko zu befreien. Durch diese Rahmenhandlung liefert „Nightfall“ einige Erweiterungen für das Hauptspiel. Außerhalb dieser Zusatzinformationen bleibt jedoch wenig hängen. Größtenteils lässt sich das auf den geringen Umfang von nur vier Missionen zurückführen, die zusammen auf eine Gesamtspielzeit von ca. 4 Stunden kommen.

Die Beziehung zwischen den neu eingeführten Figuren wird nur kurz und lieblos angerissen. Hyos Körper wird von einer Krankheit verzehrt und seine Partnerin Shinobu versucht dafür ein Heilmittel zu finden. In der angesprochenen Kürze von „Nightfall“ kommt es zu keiner tiefgehenden Auflösung dieser Nebenhandlungen. In Details lässt sich diese Beobachtung weiterführen. Der gesuchte Alchemist oder die Anhänger der Armee des Lichts bleiben ebenfalls blass, ihre faktische Gesichtslosigkeit spiegelt sich in den identischen Gegnermodellen wider, in denen keine Variation auszumachen ist. Auch die eigentliche Haupthandlung ist nur als nettes Beiwerk zu bezeichnen, die sich auf die marginale Erweiterung des Hauptspiels verlässt, ohne einen eigenen Charakter zu entwickeln und dadurch eine Motivation für den Spieler zu schaffen.

Shadows kill Twice

Die Schwächen des narrativen Grundgerüsts kann „Nightfall“ durch sein Gameplay teilweise auffangen. Die stabilen Grundpfeiler des Genres erzeugen ein spaßiges Gesamtpaket. Die Laufwege und Sichtfelder der Gegner wollen studiert werden, um sie anschließend geräuschlos auszuschalten. Während die eigentlichen Missionsziele nicht spektakulär sind und sich auf das Erreichen der Endzone herunterbrechen lassen, überzeugen die Karten mit verschiedenen Lösungswegen. Gegner verfügen über einen kleinen Pool verschiedener Fähigkeiten, die in der Planung berücksichtigt werden wollen. Ähnlich wie das Hauptspiel ist „Nightfall“ dabei fordernd. Die KI der Gegner ist auf geringem Schwierigkeitsgrad noch leicht ausspielbar, wird jedoch auf den höheren Einstellung zu einer echten Bedrohung und die eigene Spielfigur verträgt lediglich einen Treffer. Die Speicherpunkte sind allerdings fair gesetzt und es entsteht ein ansprechendes Gesamtpaket. 

Vor dem eigentlichen Spielantritt wählt der Spieler eine der beiden genannten Figuren, die sich in ihren Spezialfähigkeiten unterscheiden. Die Wahl ist jedoch nicht so gewichtig wie es scheint, denn per Knopfdruck kann die nicht gewählte Figur zur Unterstützung gerufen werden und mit ihren Fähigkeiten in das Spielgeschehen eingreifen. Im Gegensatz zum Hauptspiel verzichten die Entwickler in der Erweiterung auf die Möglichkeit, die Fähigkeiten der Figur auszubauen oder zu verbessern. Dieser Umstand wird erneut der geringen Spielzeit geschuldet sein. Daher fällt dieser Punkt nicht negativ ins Gewicht. Positiv ist auch die optische Darstellung von Gameplay-relevanten Informationen. Über ein Symbol am Rücken der Spielfigur werden die Cooldowns der Fähigkeiten visualisiert. 

Gemeinsam meuchelt es sich besser

Den geringen Umfang fängt „Nightfall“ zum einen durch ein Bewertungssystem auf, das genretypisch verschiedene Faktoren wie getötete Gegner, ausgelöste Alarme und die gebrauchte Zeit misst, in eine Benotung ummünzt und dadurch einen Anreiz zum Wiederspielen liefert. Eine viel größere Stärke ist jedoch der kooperative Modus. Die gesamte Kampagne lässt sich bequem mit einem Freund durchspielen. Die beiden Figuren und ihr Zusammenspiel wirken in diesem Kontext wesentlich sinnvoller und bringen eine Menge Spaß. Wieso dieser Modus nicht auch lokal zu Verfügung steht ist jedoch ein unverständlicher Schnitzer der Entwickler. Auch der Zwang, dass jeder Spieler eine Kopie besitzen muss ist mit Blick auf Titel wie “A Way Out“ verschenktes Potential. Findet sich jedoch ein Mitspieler, ist es ein Spaßgarant.

Das Auge meuchelt mit

Technisch gibt es nur wenig zu beanstanden. Gelegentlich laden Texturen erst bei geringer Distanz sichtbar nach oder die Bewegungen der Figuren schließt nicht mit dem Boden ab und es wirkt als würden die Spielfiguren über diesem schweben. Der simple Comic-Stil erzeugt größtenteils ein ordentliches Bild der Spielwelt, nur gelegentlich durchbrechen hölzerne Animationen von Bewegungen und Gesichtern den positiven Gesamteindruck. Die Bildrate geht zu keinem Zeitpunkt in die Knie und sorgt für ein flüssiges Spielerlebnis.