Man nehme eine Welt voller Superhelden, einen Teelöffel voll Schurken, eine Prise Schule und verrührt das Ganze. Heraus kommt der Manga und Anime „My Hero Academica“, der aktuell an Popularität nicht zu toppen ist. Mit „My Hero One's Justice“ kommt das Treiben um Deku, All Might und den restlichen Helden nun auch in den Westen auf die Konsole. Ist das Spiel aber nun heldenhaft gut oder schurkisch schlecht? Die Auflösung wird man in unserem Test finden.

Jeder hat eine Macke

In der Welt von „My Hero Academia“ hat 80% der Menschheit besondere Fähigkeiten entwickelt, die Macken genannt werden. Diese Kräfte werden für Gutes uns Böses genutzt, sodass es ständig zu Kämpfen zwischen Superhelden und Superschurken kommt. Der Mittelschüler Izuku Midoriya, genannt Deku, würde auch gern Superheld werden, doch gehört er zu den 20 % der Menschen ohne solche Fähigkeiten. Als er seinen Klassenkameraden vor einem Schurken beschützt, trifft er auf den bekanntesten aller Superhelden: All Might. Dieser überreicht ihm seine Macke, die Deku große körperliche Kraft verleiht. Ab da beginnt für Deku die Zeit an der bekanntesten Superhelden Schule des Landes, der Yuei-Oberschule. Die Geschichte in „My Hero One's Justice“ umfasst das geschehen kurz nach dem Sportfest der zweiten Staffel und endet mit dem epischen Kampf zwischen All Might und dem Oberschurken All For One in der dritten Staffel.

Erzählt wird die Geschichte im Story-Modus durch dynamische Bilder, die wie Manga-Panels wirken. Die Geschehnisse werden in ihnen kurz dargestellt und nicht ausführlich beschreiben. Die Entwickler setzten eindeutig voraus, dass man über Wissen aus dem Manga oder Anime besitzt, um der Geschichte zu folgen. Durch diese Erzählweise wird man leider nicht das Gefühl los von Kampf zu Kampf zu wandern, die leider alle gleich ablaufen, egal ob es gegen Freund oder Feind geht. Wenn man den letzten Kampf beendet hat, darf man sich direkt noch einmal an die Geschichte wagen, dieses Mal aber aus der Sicht der Schurken. Dadurch wird der Story-Modus künstlich in die Länge gezogen, um den Spieler länger zu beschäftigen. Wen man daran kein Interesse hat und auch nicht jede Mission im S-Rang abschließen will, wird man nicht lange an dem Modus sitzen.

Ansehnliche Kämpfe in zerstörbarer Umgebung

Kämpfe laufen in typischer eins gegen eins Kampfspiel-Manier ab, wobei man sich zwei zusätzlichen Charaktere durch die Schultertasten als Sidekick dazurufen kann, die dann eine Attacke ausführen. Schauplatz der Kämpfe sind diverse Arenen, die man aus dem Anime kennt. Auf dem ersten Blick wirken die Arenen recht leer, aber bieten ein eigenes Schadensmodel, so wird zum Beispiel beim Kampf im Klassenraum die Seitenwand eingerissen und man kann auf dem Flur weiterkämpfen oder man kämpft an eben dieser Wand. Die Kämpfe sind durch die Vielzahl an Effekten und Wort-Einblendungen sehr schön anzusehen und wirkten dabei selten überladen. Auch spielen sich alle Charaktere sehr unterschiedlich und bieten so genügen Abwechslung bei nicht so komplexer Steuerung.

Jeder Kämpfer hat drei Angriffsarten, diese sich mit Kombination des linken Analogsticks variieren lassen. Des Weiteren verfügt man über zwei Ultimative-Attacken, Plus Ultra genannt, die man zuvor aufladen muss und massiv Schaden anrichten. Durch die Sprints und den Doppelsprung entsteht ein schneller Schlagabtausch, dessen Überblick man stehts unter Kontrolle hat. Einsteigerfreundlichkeit wird bei „My Hero One’s Justice“ großgeschrieben, aber es gibt genügend potenzial um sein Können zu perfektionieren. Seinen eigenen Skill zu verbessern wird zwar gegen die leider sehr schlecht agierende KI, die ständig im Kreis oder gegen die Wand gelaufen ist, schwer, aber man findet mit Sicherheit im Online-Modus bessere Gegner. Zum Testzeitpunkt war leider aufgrund der geringen Spieleranzahl kein genauer Test der Onlinefunktion möglich.

Missionen für die Abwechslung

Mit dem Story-Modus und dem Online-Modus hat man nun zwei der Hauptbeschäftigungsmöglichkeiten im Spiel abgearbeitet, aber was gibt es noch zu entdecken? Neben den beiden genannten gibt es einen Trainings-Modus, einen Arcade-Modus, der lokale Kampf und der Missions-Modus. Der Arcade-Modus war zum Testzeitpunkt leider noch nicht vorhanden auf der PlayStation 4, aber wird als kostenloses Update zum Release erscheinen. Der lokale Kampf hingegen ist von Anfang an dabei. Er bietet ein schön klassisches zwei Spieler Couch-Erlebnis. Die Variationen bei der Einstellung sind aber recht gering, mehr als die Rundenzeit, Anzahl der Runden und ob man mit oder ohne Begleiter spielen will, kann man nicht einstellen.

Abwechslungsreicher wird es erst wieder beim Missions-Modus: Auf einer zuvor gewählten Karte wird man einer Reihe von Kämpfen ausgesetzt. Dabei sucht man sich am Anfang drei Charakter aus, die einen im Laufe der Mission begleiten. Sie leveln nach jedem Kampf auf und lassen sich nicht während der Mission austauschen. Die einzelnen Kämpfe variieren dabei in verscheiden Arten, zum Beispiel kann als Siegbedingung ein Plus Ultra-Move als letzter Angriff gefordert werden oder die gegnerischen Charaktere regenerieren ihre Energie im Laufe der Zeit. Abwechslung zu den sonstigen Modi wird so zwar geboten, aber eine Langzeitmotivation kommt nicht für jeden auf.

Mineta wird sehnlichst vermisst

Der Cast von „My Hero Academica“ ist schon nach drei Staffeln recht groß, aber leider haben es nicht alle in „My Hero One‘s Justice“ geschafft. Man kann auf 20 Charaktere zugreifen, die zu Release noch kostenlos um eine weitere Form von Deku und als Vorbestellerbonus die Nr. 2 der Helden Endeavor, erweitert werden. Lieblinge wie Todoroki oder Bakugo sind verständlich mit von der Partie, auch bei den Schurken kann man auf Dabi oder Himiko zurückgreifen, sogar All For One ist spielbar. Aber Einstriche gibt es bei den erwachsenen Helden: Mit All Might, Ereaser Head und Gran Torino ist die Fraktion sehr unterbesetzt. Und bei den Schülern fehlen leider Charaktere wie Mineta oder Aoyama, die eine schöne priese Witz in die Kämpfe bringen könnten. Aber keine Angst, mit Kaminari ist schon gutes Potenzial als Comic Relief vorhanden. Man kann nur gespannt abwarten, wie die DLC Politik bei „My Hero One’s Justice“ aussehen wird und welche weiteren Kämpfer geplant sind.

Fashion Heroes

Als Belohnung der Kämpfe in den unterschiedlichen Modi, erhält man Ingame-Währung und andere Items. Einiges davon kann man sich in der Galerie ansehen, wie zum Beispiel die Zwischensequenzen oder Grafiken der Charakter, die sich auch als PlayStation 4-Desgin gut machen. Darüber hinaus kann man jeden Charakter individuell anpassen mit Kleidungsstücken, die auch freischaltbar sind oder man sich erkaufen kann. Deku die Handschuhe von Bakugo anziehen? Kein Problem. Die stylische Sonnenbrille von Aoyama aufsetzen? Hier bitte. Mineta doch ins Spiel bringen als aufsetzbarer Riesenkopf? Genau mein Humor! Man kann so sehr kuriose Gestalten kreieren. Die Auswahl ist recht groß und setzt den eigenen Vorstellungen eines Kostüms kaum Grenzen. Aber auch die Stimmen und die gesprochenen Sätze lassen sich anpassen. Wer seiner kreativen Ader freien Lauf lassen will, kann hier viel Zeit investieren. Besonders wenn man alle Kostümteile freischalten möchte, wird einem ein Anreiz für das erneute Spielen der verscheiden Modi geboten. Vorteile durch die andere Kostümierung wird man aber nicht im Kampf erhalten. Die Anpassungen sind rein kosmetisch und ändern keine Charaktereigenschaften.

Der Schurke des Spiels: Die Ladezeiten

„My Hero One’s Justice bietet in den Kämpfen eine richtige Augenweide. Die Animationen und der Cel Shading-Look harmonieren richtig gut und überzeugen total. In den Kämpfen gibt es kaum nennenswerte Frame-Einbrüche, auch bei überladenen Angriffen läuft das Spiel einfach flüssig. Einbrüche gab es aber bei den Zwischensequenzen, die bei der Größe des Spiels eigentlich nicht passieren dürfen. Negativ kommen auch die Ladezeiten zubuche. Egal ob man im Menü etwas auswählt oder vor den Kämpfen, es wird geladen und das nicht zu kurz: Teilweise muss man vor Kämpfen 30-40 Sekunden warten bis es endlich weiter geht.