Was es der PlayStation Vita an hochkarätigen Spielen großer Hersteller fehlt, wird durch die unzähligen Indie-Produktionen zumindest ein klein wenig wettgemacht. So gibt es fast wöchentlich neue Veröffentlichungen, die über die Trauer im schnöden Sommerloch hinwegtrösten. Eines dieser Spiele ist „MouseCraft“ des polnischen Studios Crunching Koalas. Was für ein verrücktes Konzept die Warschauer Entwickler gezaubert haben, verraten wir euch in den folgenden Zeilen.


Schrödingers Katze auf Abwegen

In „MouseCraft“ begleiten und unterstützen wir die Experimente von Schrödinger. Der gute Herr ist eigentlich eine Katze und gleichzeitig Professor. Wer in der Schule aufgepasst hat, wird sich womöglich noch an das namensgebende Experiment erinnern, viel mehr als ein kleines Späßchen ist der Name jedoch nicht. Denn im Spielverlauf führt Schrödinger Experimente aus, um die Intelligenz seiner liebsten Mäuse zu testen. Und die des Spielers natürlich gleichermaßen, schließlich übernimmt der den Großteil der Arbeit. Wir steigen somit ein in das düstere Labor und drücken die Daumen, dass nicht allzu viele Mäuse um der Wissenschaft willen ihr Leben lassen müssen.

„Tetris“ trifft auf „Lemmings“

Im Spiel angekommen, sieht man einen zumeist simplen Levelaufbau von der Seite. Es gibt einen Startpunkt, an dem sich die eigenen Mäuse befinden, und ein Ziel mit leckerem Käse, zu dem es die Mäuse zieht. Nun laufen die Mäuse aber so lange geradeaus, bis sie entweder zum Käse gelangen oder in ihren Tod stürzen. Der Spieler ist somit dafür zuständig, dass die Tiere unbeschadet ankommen und dabei das ein oder andere Hindernis überwinden. Zusätzlich sind in jedem der Level Kristalle verteilt, die die Mäuse unterwegs einsammeln können. Nur wer keine Maus auf dem Weg verliert und alle Kristalle in die Tasche steckt, erhält am Ende die perfekte Wertung.

Wie bugsiert man die Mäuse nun durch die Level? Im Grunde wie in einer Mischung aus „Tetris“ und „Lemmings“. Da die kleinen Racker schnurstracks in eine Richtung laufen, muss man ihnen einen Weg vorbereiten, damit sie nicht in ihr Verderben stürzen. Dazu greift man auf Tetrominos zurück, den bekannten Steinchen aus „Tetris“. Die verfügbaren Steine sind am oberen Bildschirm aufgereiht und sollen sinnvoll eingesetzt werden. In ihrem Aktionsradius sind die Mäuse stark eingeschränkt, so können sie beispielsweise einen Fall aus größerer Höhe nicht gut wegstecken. Mit den Tetrominos kreiert man also den Weg, der die Versuchstiere möglichst unbeschadet ans Ziel bringt und sie dabei im besten Fall noch Kristalle einsammeln lässt.

Mäuse-Marathon

Um den sehnlichsten Wunsch vom Katzenprofessor Schrödinger zu erfüllen, müssen es die Mäuse durch insgesamt 80 Level schaffen. Diese Level sind aufgeteilt in vier Welten, die allesamt unterschiedliche Hindernisse beherbergen. Dem Spieler stellen sich beispielsweise gierige Ratten in den Weg, die den Mäusen das Leben bei Berührung ganz schön schwer machen. Zum Glück gibt es einige Hilfsmittel, die man im Kampf gegen die Tücken der Level einsetzen kann. Mit der Zeit schaltet man zahlreiche neue Klötzchen-Arten frei, die unter anderem einen tiefen Fall abfangen oder auf Kommando explodieren.

Darüber hinaus kann der Spieler gezielt mit der Zeit arbeiten. Zum einen kann das Spiel jederzeit eingefroren werden, um mit größter Präzision Steine zu platzieren. Zum anderen lassen sich signifikante Stellen rückgängig machen, wenn doch einmal ein Fehler passieren sollte. Dadurch wird das Spiel gerade im Vergleich zum großen Vorbild „Lemmings“ ein gutes Stück zugänglicher, gleichzeitig aber auch einfacher. Auf der anderen Seite kann man sich dadurch stets an den eigentlichen Rätseln austoben und muss nicht befürchten, dass man zu viel Zeit in eine Lösung investiert, die nicht aufgeht. Ein ganz klein wenig zu einfach sind die Level aber insgesamt schon, gerade aufgrund der Hilfsfunktionen, die man gerne einsetzt.

Technik

Jetzt pauschalisieren wir aber mal etwas: viele der beliebtesten Indiespiele der letzten Zeit sind im simplen Pixellook gehalten. Das möchten wir ihnen gar nicht vorhalten, doch es tut gut, wenn zwischendurch ein Spiel mal mit anderer Optik daherkommt. „MouseCraft“ präsentiert sich charmant und hat trotz der düsteren Farben diesen Nintendo-Look, den man woanders so schmerzlichst vermisst. Die Animationen sind herzallerliebst und die Entwickler haben sich nicht davor gescheut, vielerlei Farben einzusetzen. Die Soundkulisse tut da ihr Übriges und überzeugt mit einer stimmigen Untermalung, die gerne mal ins aberwitzig-düstere abschweift.