Den Titel „Shadows of the Damned“  verbindet man in der Regel mit Shinji Mikami oder Suda 51. Doch eigentlich steckte der kreative Kopf von Massimo Guarini dahinter. Nun meldet er sich mit dem kleinen, italienischen Entwicklerstudio Ovosonico und seinem neuesten Spiel „Murasaki Baby” zurück. Wie uns der exklusive Vita-Titel gefiel, erfahrt ihr im folgenden Test.

Ein Mädchen auf der Suche nach seiner Mutter

Eines Nachts wacht ein kleines Mädchen auf und ist auf der Suche nach seiner Mutter; zur Vereinfachung nennen wir es einfach Baby. Der einzige Wegbegleiter für Baby ist ein Luftballon in der Form eines Herzens. Zusammen mit diesem macht es sich auf eine Reise durch eine Welt voller Albträume und Gefahren.

Mehr sollte man zur Geschichte im Vorfeld nicht wissen. Im Verlauf des gesamten Spiels wird nicht ein einziges Mal Text eingeblendet, weshalb sich der Spieler während des Spielens die Geschichte selbst anhand der Bilder erklären muss. Dies könnte manch einen abschrecken, jedoch ist es erfrischend, wenn der Spieler mal nicht jedes einzelne Detail der Geschichte vorgesetzt bekommt, sondern angeregt wird, selbst nachzudenken. Die Story ist einer der stärkeren Aspekte von „Murasaki Baby”, aber sie ist sicherlich nicht etwas für jeden, was auch an der düsteren Atmosphäre liegt.

Abwechslungsreiches Puzzle-Gameplay

Spielerisch hat man es mit einem reinrassigen Puzzler zu tun, der von einem sehr eigenartigen Zeichenstil untermalt wird. Um die Mutter von Baby wiederzufinden, muss man sie nun also durch diese Albtraumwelten führen. Dazu bedient man sich lediglich des Touchscreens und des Rückseiten-Touchpads. Vorne zieht man die Hand von Baby und kann sie so mal langsamer, mal schneller durch die Welt laufen lassen oder per Multitouch gleichzeitig auch noch den Ballon vor den Gefahren wie Feuer oder Stacheln schützen. Mit dem Rückseiten-Touchpad hingegen wechselt man die Gefühlswelt von Baby und ihrer Umgebung. Drei der vier Welten kann man jeweils mit einem Druck auf das Touchpad aktivieren. Je nachdem aktiviert man so im Hintergrund ganz viele Jack in the Box-Spielzeuge oder lässt es vom Himmel regnen. Dadurch löst man die verschiedenen Rätsel, die sich fast immer voneinander unterscheiden. Insgesamt sind es die Mischung und Vielfalt und Abwechslung der Gefühlswelten, die einen durch das Spiel treiben, da es in jeder Spielwelt auch wieder vier komplett neue Gefühlswelten gibt.

Dies ist auch ein Grund, wieso man vorab nicht allzu viel über „Murasaki Baby” wissen sollte, denn in den drei bis vier Stunden Spielzeit wird man sich nicht nur einmal dabei erwischen, mit den verschiedenen Möglichkeiten der Gefühle zu spielen, und man ist immer gespannt, was als nächstes auf einen wartet. Getrübt wird dies nur durch die oft sehr ungenaue Steuerung von Baby und dem Ballon, weshalb man einige Abschnitte öfters wiederholen muss, als einem lieb ist.

Ein düsteres Fantasy-Horror-Abenteuer

Ein weiterer wichtiger Aspekt von „Murasaki Baby” ist die sehr düstere und bedrohliche Atmosphäre, die Baby auf ihrer Reise nach ihrer Mutter zu verschlingen scheint. Immer wieder trifft sie auf andere Kinder, die schon längst eins sind mit dieser Welt. Ob nun ein Junge, der mit einer Rüsselmaske Baby verscheucht oder ein Kind, das von einem Hasen-ähnlichen Monster verschluckt wird. Jedem Spieler ist dabei selbst überlassen, wie er die Schicksale interpretiert, denn hinter allem, was man sieht, könnte sich ein tieferer Sinn verstecken oder auch nicht. Es liegt am Spieler, dies herauszufinden, und für sich selbst zu entscheiden, was das Spiel nun erzählen möchte. „Murasaki Baby” ist also kein gewöhnliches Puzzle-Spiel, in dem man ein Rätsel nach dem anderen löst und versucht, überall drei Sterne zu sammeln. Ovosonico versucht, eine Geschichte zu erzählen, die in einem anderen Rahmen sicherlich als Psycho-Horror bezeichnet werden würde und öfters mal an Guillermo del Toros Fantasy-Horror „Pan’s Labyrinth” erinnert.

Technik

Die gesamte Welt von „Murasaki Baby” sieht wie handgezeichnet aus und versprüht die Atmosphäre eines „Nightmare Before Christmas”. Ziemlich schnell wird man in den Bann der Welt gezogen und schließt das kleine, etwas deformierte Mädchen sowie sein Umfeld in sein Herz. Abgerundet wird dies durch einen grandiosen Soundtrack, der mit rockigen Klängen und sanften Tönen gleichermaßen den Spieler in die Welt noch weiter abtauchen lässt.