Dungeon-Crawler aus der Ego-Perspektive kennt man meist im westlich-mittelalterlichen Fantasy-Setting. Nun aber möchte mit „Operation Abyss: New Tokyo Legacy“ endlich wieder ein Spiel beweisen, dass auch ein Anime-Setting zu dem Gameplay passt. Funktioniert dieser Versuch? – Wir sagen es euch!

Entführt

Der Hauptcharakter wacht in einer Kanalisation auf. Er kann sich an nichts erinnern. Der Heimweg von der Schule ist der letzte Gedanke, danach ist alles schwarz. Bevor er sich seiner Situation bewusst wird, taucht ein Junge auf. Er scheint sich hier unten etwas besser zu fühlen und behauptet, wir seien entführt worden. Und die Übeltäter in Form von Zombies tauchen auch just in diesem Moment auf. Eine kurze Flucht später hilft ein Mädchen beim Kampf gegen ein Monster, und ehe man sich versieht ist man Mitglied einer geheimen Organisation, die diesen Vorkommnissen auf den Grund gehen will.

Auch wenn die Story bis hierher sehr abgedreht klingen mag: sie ist spannend und gibt ein gutes Tempo vor. Man fühlt sich wirklich als Teil der Organisation. Um Vorfälle zu Untersuchen bewegt man sich nicht nur in Dungeons, sondern unterhält sich auch im Hauptquartier mit Kollegen, Schülern und Vorgesetzten. Hier kommt es auch ansonsten immer wieder zu Begegnungen, was die Spielwelt lebendig wirken lässt.

Dungeons

Im Kern ist „Operation Abyss: New Tokyo Legacy“ ein klassischer Dungeon Crawler. Man bewegt sich in Ego-Perspektive Feld für Feld durch eckig angelegte Dungeons. Dort gibt es Fallen, die man entschärfen kann, geheime Durchgänge, die man finden muss, und natürlich Zufallsbegegnungen mit Gegnern. Jeder der sechs Miglieder der eigenen Party wählt anschließend klassisch rundenbasiert seine Aktion aus. Bei den Fallen muss ebenso ausgewählt werden, wer diese entschärfen muss. Leider hat das Spiel auch die Unschönheiten des Genres mitgebracht. Die Dungeons sind nicht nur optisch eintönig, sondern auch von ihrer Struktur her. Die Erkundung wirkt somit leider etwas trist, wird aber durch die anderen Elemente wie Kämpfe, Fallen, Geheimnisse und auch den häufigen Dialogen aufgewogen.

Hauptquartier

Eine wichtige Rolle spielt das Hauptquartier. Wer eine Mission annimmt, muss nicht unbedingt direkt in einen Dungeon. Meist gibt es mehrere Schritte, die man beliebig abarbeiten kann. Ein Gespräch im Klassenraum könnte die wichtige Information verbergen, die einen auf der Mission weiter bringt. Beim Betreten eines Dungeons kann man auch das HQ kontaktieren, um die Gegner zu analysieren und deren durchschnittliches Level zu erfahren. Sollte dies zu hoch sein, ist vielleicht der Rückzug besser. Im Hauptquartier kann man dann in vielen Bereichen wie Ausrüstung, Attribute und Level seine Truppe modifizieren. Zu Beginn ist man noch ein wenig überfordert von den unzähligen Menüs, jedoch werden diese schon recht früh nach und nach erklärt. Bis man jedoch vollkommen mit allen Möglichkeiten klar kommt und die Story richtig Fahrt aufnimmt, vergehen locker fünf Stunden Spielzeit. Wer diese etwas träge Startphase übersteht, bekommt einen tollen Dungeon Crawler, der mehr Möglichkeiten bietet als der Durchschnitt des Genres und außerdem eine sehr stimmige Spielwelt bietet.

Pixel-Perfekt

Über die Dungeons hüllen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens. Sie sind eckig, eintönig und schwach texturiert, so dass man sich an alte Dungeon-Crawler auf dem PC erinnert fühlt – und mit „alt“ meinen wir hier ungefähr ein Vierteljahrhundert. In Sachen 2D-Grafiken dagegen blüht „Operation Abyss: New Tokyo Legacy“ voll auf. Alle Charaktere und Monster sind bis zum letzten Pixel derart fein designt, dass man sich kaum daran satt sehen kann. Der Sound dagegen ist Standard im Bereich der japanischen Rollenspiele, wobei man keine wirklich herausragenden Ohrwürmer finden wird.