Wenn man PS Vita-Besitzer nach ihrem absoluten Lieblings-Spiel auf dem Handheld fragt, wird man wahrscheinlich sehr oft „Persona 4 Golden” als Antwort bekommen. Jetzt geht die Geschichte aus dem Spiel endlich weiter. Jedoch nicht als Rollenspiel sondern verpackt als Musikspiel. Wir konnten „Persona 4: Dancing All Night” ausführlich testen und teilen euch in der folgenden Review unsere Meinung mit.

Willkommen auf der Midnight Stage

Passend zu einem Musikspiel stehen dieses Mal natürlich Rise Kujikawa und weitere Idols im Vordergrund der Geschichte aber auch das Untersuchungsteam der Yasogami Highschool kommt nicht zu kurz. Denn Rise möchte auf dem „Love Meets Bonds”-Festival ihr Comeback feiern und möchte dies nur mit ihren neuen Freunden als Backup-Tänzer machen. Da kommt es natürlich passend, dass es ein Gerücht um ein Video auf der Webseite des Festivals gibt, dass um Mitternacht spielt, ein totes Popsternchen zeigt und einen danach auf die andere Seite zieht. Es dauert nicht lange und schon finden sich die Helden auf der sogenannten Midnight Stage und müssen dort nicht nur um ihr Leben tanzen sondern auch das von den Idols der Gruppe Kanamin Kitchen, die in diese Welt gezogen wurden.

Visual Novel

Präsentiert wird die Geschichte in klassischer Visual Novel-Manier, die nur durch die regelmäßigen Tanz- und einigen Anime-Sequenzen unterbrochen wird. Während alle Texte bis auf die Gedanken in englischer Sprache vertont sind und durchaus erträglich sind, gibt es für Puristen leider keinerlei Optionen, die japanische Sprachausgabe einzuschalten – diejenigen können aber die Vertonung auch direkt komplett ausstellen. Etwas merkwürdig hingegen sind die 2D-Artworks der Charaktere, die je nach Situation doch sehr unpassend oder sogar lächerlich aussehen. Insgesamt kann man mit der Geschichte knapp zehn bis zwölf Stunden verbringen - und sie ist im Vergleich zu anderen Spin-Offs von „Persona 4” noch ganz unterhaltsam.

Remix

Wer sich einfach nur für das eigentliche Musikspiel interessiert, der kann auch sofort in den Free Dance-Modus einsteigen. Dort stehen zunächst nur vier Tracks bereit und wenn man einen davon schafft, dann schaltet man einen weiteren der insgesamt 27 Songs frei. Wer jedoch auch die Geschichte noch ohne Vorwissen spielen möchte, der sollte lieber den Free Dance erst nach Abschluss der Story anfangen, denn die Bühnen im Hintergrund geben Aufschluss darüber, was in der Geschichte passieren könnte. Die Song-Auswahl an sich ist zwar nicht umfangreich, dafür sind fast alle Tracks aber wirklich gut und es wird eine bunte Mischung aus Remixes und normalen Versionen geboten. Einziger Wermutstropfen: Unter der doch kleinen Auswahl gibt es auch acht Tracks, die einfach nur ein Remix sind von bereits bestehenden Songs. Diese hören sich zwar zum Teil auch anders an aber im Grunde wären gänzlich andere Lieder besser gewesen und hätten den Gesamteindruck verbessert. Wer aber auf den „Persona”-Soundtrack steht, der wird sich auch über das Spiel hinaus an der Liste vergnügen können.

Zunächst typisch

Nun endlich zum Musikspiel an sich: „Persona 4: Dancing All Night” kommt zunächst relativ typisch daher. In einem Kreis fliegen Noten auf drei Face-Buttons und drei Digipad-Tasten zu, die dann passend gedrückt werden sollen. Natürlich gibt es auch wieder Noten, die man halten oder auf beiden Seiten gleichzeitig drücken muss. Dazu kommt noch eine optionale Komponente, die man aber für eine volle Combo trotzdem machen muss. Denn durch das Bewegen der Analog-Sticks kann man scratchen und somit die hineinfliegenden Kreise einfangen. Wichtig sind diese Scratch-Noten auch beim Fever, das man im Song bis zu zweimal aktivieren kann, indem man in dem jeweiligen Abschnitt drei dieser Fever-Scratch-Noten einfängt. Hat man das geschafft, dann wird an der entsprechenden Stelle im Song der Fever eingeschaltet, der die Erfolgsleiste schneller ansteigen lässt.

Unfair schwer

Das klingt zwar zunächst nicht allzu schwer aber man merkt an dieser Stelle, dass Atlus noch keine Erfahrung in dem Genre gemacht hat. Das Timing fühlt sich anfangs noch etwas schwammig an und da so viel auf dem Bildschirm passiert, kann man mal schnell den Überblick verlieren. Zudem werden Fehler sehr stark bestraft: Während ein Miss noch okay ist, solange man dann keinen Fehler für kurze Zeit mehr macht, werden aneinanderfolgende Fehler ganz schnell mit einem Game Over bestraft. Wenn man sich kurz vor dem Aus noch einmal fangen kann, ist es je nach Fortschritt im Song auch nicht mehr machbar, diesen noch zu schaffen. Dabei ist es auch vollkommen egal, wie gut man davor gespielt hat. Dadurch können die zwischen zwei bis vier Minuten langen Songs schon einmal zu einer stressigen Angelegenheit werden, da man auch am Ende mit einigen Fehlern den kompletten Fortschritt zunichte machen kann. „Persona 4: Dancing All Night” macht zwar spielerisch Spaß aber man bekommt das Gefühl nicht los, dass das System zum Schaffen eines Songs sehr unfair ist. Zudem ist der Umfang doch sehr knapp, denn neben der Geschichte sowie dem Free Dance gibt es keine weiteren Modi, die den Spieler an den Bildschirm fesseln können.

Ein absoluter Vorzeige-Titel

Grafisch kann man dem Spiel kaum was vormachen. Es ist bunt, sieht während den Songs toll aus, kommt eigentlich nie ins Stocken und zaubert auf den Handheld einen der absoluten Vorzeige-Titel. Hier hat Atlus wirklich volle Arbeit geleistet und gezeigt, was die PlayStation Vita so drauf hat.