Einst waren Dungeon Crawler aus der Ego-Perspektive ein sehr beliebtes Genre – doch diese Zeiten sind nun schon ein Vierteljahrhundert her. Kann man heutzutage mit diesen Spielen überhaupt noch Spaß haben? „Dungeon Travelers 2: The Royal Library & the Monster Seal“ zeigt, dass es geht!

Held & Heldinnen

Fried ist der neueste Libra der Bibliothek. Er hat mit großem Erfolg seinen Studiengang, den nur wenige belegen dürfen, auf der Royal Military’s Academy abgeschlossen. Für diesen Werdegang entschied er sich, da er sich sehr für Monster und Geschichte interessiert. Auf seinem ersten Weg als Libra trifft er auf die Ritterin Alisia und die Magierin Melvy, zwei gute Freundinnen aus seiner Zeit an der Academy. Und glücklicherweise formt die Leiterin der Bibliothek dieses Dreiergespann auch gleich zu einer festen Gruppe zusammen, die gemeinsam das erhöhte Monsteraufkommen der letzten Zeit untersuchen soll.

Schon nach kurzer Zeit stoßen sie auf einen Mutanten, ein Monster, das noch nicht in seinem Kompendium gelistet ist. Und auch ein zerstörter Schrein verheißt nichts Gutes. So kommen sie einem viel größeren Übel auf die Schliche, das natürlich die ganze Welt bedroht.

Die Story ist der Standard bei Rollenspielen nach klassisch japanischer Art. Dabei sind die Dialoge jedoch durchweg unterhaltsam geschrieben, so dass man dennoch gern der Geschichte folgt.

Quadratisch

Wie es sich für einen guten Dungeon Crawler gehört verbringt man den Großteil des Spiels in den Dungeons. Diese sind wie es sich für das Genre gehört eckig angelegt, da man sich schrittweise von einem quadratischen Feld zum nächsten bewegt. Dabei werden die Dungeons mit zunehmendem Spielverlauf deutlich komplexer. Schon allein die Wegführung erinnert an ein Labyrinth, dazu gesellen sich dann Fallen, Leitern, Händler, Teleporter, Türen, die man nur in einer Richtung durchqueren kann und mehr. Zum Glück zeichnet die in zwei Stufen zoombare Karte automatisch mit. Puristen des Genres können sie aber auch komplett deaktivieren. Ob so oder so: da sich die Komplexität der Dungeons stetig steigert, kann man nicht über Langeweile klagen!

Gegenwehr

Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, stellen sich der Heldentruppe natürlich auch Feinde in den Weg. Ganz klassisch sind dies Zufallsbegegnungen, vor manch einem Boss lässt Fried aber eine kurze Andeutung verlauten. Da man jederzeit speichern kann sollte man spätestens hier einen zweiten oder dritten Spielstand anlegen, denn die Gegner haben es ziemlich in sich. Schon im zweiten Dungeon kann manch ein normaler Gegner weit über die Hälfte der Energie eines Helden abziehen und gleichzeitig noch ein üblen Status wie Vergiftung oder Stummheit wirken. Man muss also grinden, um gut voran zu kommen. Je weiter man im Spiel voran kommt, desto mehr relativiert sich dieser Schwierigkeitsgrad jedoch, denn mit einer gut abgestimmten Heldentruppe hat man einige Fertigkeiten in der Hinterhand.

Job-Wahl

Die Klassen zu Beginn stellen den Standard dar. Ob Ritter oder Magier, man hat schon mehr als nur einmal mit solchen Helden gespielt, wenn man ein RPG vor sich hatte. Es kommen jedoch noch neue Ideen hinzu, wie die Maid. Sobald ein Charakter ein bestimmtes Level erreicht hat, kann man ihn zu einer fortgeschrittenen Klasse weiter entwickeln, wobei hier mehrere zur Wahl stehen. Deutlich später gibt es noch eine Spezialisierung. Hier ergeben sich derart viele Kombinationsmöglichkeiten, dass wirklich jeder Spieler sein Dream-Team zusammenstellen kann. Jede Klasse kann auf unterschiedliche Fähigkeiten geskillt werden, was die spielerische Vielfalt nochmals erhöht. So kann man sich ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team erstellen, das sich gegenseitig ergänzt und unterstützt. Je weiter man damit im Spiel voran schreitet und so sein Team immer weiter ausbaut, desto mehr werden die Kämpfe zur Freude!

Fruchtige Frauen

Beim Design ist die beste Beschreibung „speziell“. Heldentruppe wie Gegner bestehen aus Frauen – wobei bei den Widersachern noch Obst hinzu kommt. Orangen, Kirschen und Bananen sind nur einige der sehr obskuren Gegner. Bei den Frauen dagegen muss man sich auf recht viel Haut und oft auch eindeutige Posen gefasst machen. Besonders besiegte Bosse lassen in Zwischenbildern nicht mehr viel Raum für Fantasie. Doch auch die Heldinnen zeigen oft genug, was ihre Anatomie bietet. Ein wenig gemildert wird dies jedoch durch den sehr gelungenen Humor, der auch die Bildschirmebene durchbricht. Da stellt Fried schon einmal den defensiven Nutzen einer äußerst knappen Rüstung in Frage, Kritik am ersten „Dungeon Travelers“ wird aufgegriffen und allgemeine RPG-Seltsamkeiten werden durch den Kakao gezogen. Aber auch die ernsten Gespräche sind meist lesenswert, wenn auch ab und an etwas zu lang geraten. Da unterhalten sich die Helden über eine eben zum ersten Mal genutzt Fähigkeit, beraten sich über gefundene Gegenstände oder beratschlagen, was man mit dem grade zum Anschlag gefüllten Inventar machen könnte.

Randaufgaben

Statt nur der Story zu folgen, kann man sich auch mit einigen weiteren Tätigkeiten beschäftigen. Natürlich gibt es auch Quests, die man ab einem bestimmten Fortschritt in der Geschichte erledigen kann. Natürlich findet man hier die Standards wie bestimmte Gegner besiegen oder Gegenstände sammeln, aber da man sie meist nebenbei erledigen kann, geht dies in Ordnung. Die Belohnung sind dabei nicht nur Geld und Items, sondern es werden sogar neue Dungeons freigeschaltet, was wirklich motiviert. Eine weitere Tätigkeit ist das umwandeln besiegter Monster zu Libras. Diese lassen sich anschließend wie ein Ausrüstungsgegenstand anlegen und bringen Boni und Mali auf die Charakterwerte. Die Libras von Bossen kann Fried selbst anlegen und so Fähigkeiten wie mehr Zufallsbegegnungen aktivieren – sehr praktisch zum Erfahrungspunkte sammeln! Quests annehmen, Libras umwandeln und mehr geschieht in der Bibliothek, dem zentralen Punkt des Spiels, von dem aus man auch auf einer Karte seine Dungeons aussucht. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen des Genres sind die Menüs sehr übersichtlich aufgebaut und alle quasi selbsterklärend, obwohl es auch noch eine Lehrerin gibt, die einem nach und nach alles erklärt. Und zu guter Letzt verdient noch ein Feature eine Erwähnung: oft ist die Spielgeschwindigkeit ein Manko des Genres. Da man Geh- und Kampfgeschwindigkeit im Menü erhöhen kann, ist hier auch dieser Kritikpunkt hinfällig!

Schönes Gesamtpaket

In Sachen Optik zeigt sich „Dungeon Travelers 2“ im Vergleich zu anderen Genrekollegen sehr hübsch. Die Dungeons verlieren natürlich nicht das klassisch eckige Layout, jedoch sind sie interessant und abwechslungsreich designt. Monster und Heldinnen haben zwar nicht den höchsten Detailgrad, den wir bei Anime-Charakteren auf der Vita bisher bestaunen konnten, dafür ist das Design durchweg sehr gelungen. Der Soundtrack ist noch eine ganze Ecke besser. Jeder Dungeon kommt mit seiner eigenen Komposition daher, die nicht nur stets zur Stimmung passt, sondern auch qualitativ zum Besseren gehört. Bei der Sprachausgabe jedoch bekommt man nur japanisch geboten, wobei diese aufgrund der tollen Stimmen auch dann Freude bereitet, wenn man die dazu passenden, englischen Texte liest.