Auch wenn die Vita schon sehr oft totgesagt wurde, so gibt es doch ein Genre, dass immer noch sehr lebendig auf Sonys Handheld unterwegs ist: RPGs in ihren verschiedensten Ausprägungen. Wer Fan des Genres ist, darf sich jetzt wieder freuen: „The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel“ stellt sich ganz weit oben an!

Krieg, Verrat und Co.

Die Geschichte beginnt damit, dass mehrere neue Schüler zu ihrem ersten Tag in einer Militärakademie antreten. Schon hier werden die Grundsteine für viele der späteren Konflikte gelegt. Die Schüler stammen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und aus verschiedenen Königreichen, was schon bei der Begrüßung die ersten Streitigkeiten hervor ruft. Auf diese Art werden die neun Protagonisten perfekt eingeführt, was sich im späteren Verlauf des Spiels ebenso gut fortführt. Wir können nicht sagen, wann eine derart große Anzahl an Hauptpersonen so viel Hintergrund und Persönlichkeit erhalten hat! Doch auch das drumherum ist nicht weniger gut umgesetzt. Zwar werden klassische Themen wie Krieg, Diplomatie, Verrat und mehr behandelt, doch das alles auf einem erzählerischen Level, dass man bis zum Ende gefesselt ist. Kleinere Längen in den Erzählungen mittendrin fallen da überhaupt nichts ins Gewicht.

Freunde im Kampf

Schon der Beginn eines Kampfes macht Freude. Die Gegner sind in den Dungeons jederzeit sichtbar. Greift man diese hinterrücks an, bekommt man einen Vorteil in der anschließenden Auseinandersetzung im separaten Kampfbildschirm. Der Kampf läuft dabei zwar rundenbasiert, doch nicht ganz klassisch ab. Man kann seine Helden bewegen und so besser positionieren. Dies ist für viele der verschiedenen Arten von Spezialattacken nötig, die manchmal ein bestimmtes Gebiet in Mitleidenschaft ziehen. Doch auch schon die unterschiedlichen Waffentypen bringen hier sehr viel Strategie ins Spiel. Nicht nur, dass manch eine Schusswaffe auch streut, unterschiedliche Gegner sind gegen verschiedene Waffen anfälliger. Gleiches gilt natürlich auch RPG-typisch für unterschiedliche Elemente. So wird jeder Kampf zu einer taktischen Herausforderung, ohne jedoch unnötig schwer zu sein. Das letzte Element im Kampf sind die Team-Angriffe. Diese hängen von der Aufstellung und der Zuneigung der Charaktere zueinander ab. Wer bereits mehr als ein JRPG gespielt hat, wird jetzt sicher sagen „Das kenn' ich doch alles!“. Ja, nichts davon ist wirklich neu, doch das Gesamtpaket ist derart stimmig, dass die Kämpfe stets eine Freude anstatt eines notwendigen Übels sind.

Abseits der Schlacht

Die eben erwähnte Zuneigung der Charaktere zueinander ist kein fester Wert, der durch die Geschichte bestimmt wird. Oft hat man die Chance dazu, sich mit ein paar Team-Mitgliedern zu unterhalten. Meist geht es nach zwei bis drei Gesprächen, so dass nie Zeit für alle ist. Hier muss man also abwägen, wer sich mit wem besser verstehen soll, um im Kampf daraus einen Vorteil zu ziehen. An diesen Stellen merkt man auch, wie viel Aufwand in die Texte geflossen ist. Anstatt Smalltalk beziehen sich die Gespräche meist auf aktuelle Ereignisse. Spaß machen auch die unzähligen Nebenquests, die zwar nur selten über die Genre-Standards wie „Töte dies und suche das“ hinaus gehen, doch auch ihre eigenen Geschichten erzählen. Auch da die Dungeons schöner gestaltet sind als bei den meisten Genre-Vertretern, kann man gut und gerne einige Zeit in die Nebenaufgaben investieren. Oft gibt es mehrere Wege zu erkunden, die zwar meist mit „Korridoren“ verbunden sind, dafür sorgt das optische Design für erinnerungswürdige Dungeons. Wo die Konkurrenz oft so aussieht, als hätte man den Zufallsgenerator Objekte platzieren lassen, bewegt man sich hier durch glaubwürdige Umgebungen. Highlight ist aber definitiv die Hauptstadt, in der es viel zu entdecken gibt!

Stimmig

Vom technischen Standpunkt hier gehört „The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel“ nicht zur Oberklasse. Die Texturen sind oft ein wenig verwaschen, und die Kanten flimmern merklich. Doch über diese Mankos kann man ohne Probleme hinweg sehen, denn das Design ist einfach perfekt. Die vielen kleinen Details erzeugen schlichtweg eine lebendige, glaubwürdige Welt. Angefangen bei den Schuluniformen über die Städte bis hin zu den Charakteren, alles wirkt wie aus einem Guss. Ebenso perfekt strömt es aus den Boxen bzw. den Kopfhörern. Die Synchronsprecher leisten grandiose Arbeit, so dass jeder Charakter glaubwürdig rüber kommt. Ebenso grandios ist der Soundtrack, der endlich mal wieder ein paar neue Ohrwürmer für JRPG-Fans bringt.