Zwar hatte 2K Games schon angekündigt, an einer PlayStation Vita-Portierung des Strategie-Hits „XCOM: Enemy Unkown“ zu arbeiten, dennoch erschien der Titel plötzlich und ohne Vorwarnung eines Tages im PlayStation Store. Doch ist die Wiederbelebung der „UFO“-Reihe tatsächlich noch immer so gut, wie zu seinem ursprünglichen Release? Wir haben für euch viele Stunden auf den Schlachtfeldern verbracht und herausgefunden, ob die Portierung gelungen ist oder ob die Entwickler doch lieber noch ein wenig mehr Arbeit in den Titel hätten stecken sollen.

Aliens vs. XCOM

In Köln stürzt ein mysteriöses Objekt ab. Kurze Zeit später ist dieses Gebiet zerstört, und die Polizei meldet sich nicht mehr. Das ist die Ausgangssituation der ersten Mission, in der der Spieler erstmal an die Hand genommen wird. Doch schnell merkt das Team, dass Aliens auf der Erde gelandet sind, und die Truppe der sogenannten XCOM wird fast vollständig ausgelöscht. Zurück im Hauptquartier, dessen kontinentaler Standort frei gewählt werden kann, ist es nun die Aufgabe des Spielers Missionen abzuarbeiten und Soldaten zu rekrutieren, um den Angriff der außerirdischen Rasse abzuwehren und die Menschheit zum Sieg zu führen.

Die Geschichte mag vorerst nicht wirklich spannend klingen. Allerdings ist es die Art, in der die Geschichte erzählt wird, die Spaß macht. Jede Missionsbeschreibung, die Gespräche auf dem Schlachtfeld und die Interaktionen in der Basis sind spannend und tragen die Ereignisse. Zudem findet das Abenteuer nach einigen sehr spannenden Twists ein fulminantes Ende, das man mit Sicherheit nicht mehr so schnell vergessen wird. Doch die Geschichte bietet nur den Hintergrund, im Fokus steht ein nahezu perfektes Gameplay.

Die Mutter aller Basen

Bevor es in die Schlachten geht, darf sich der Spieler vorerst in seiner Basis austoben. Hier werden Soldaten ausgebildet, Ausrüstung verbessert und viele weitere strategische Planungen vorgenommen. Die Basis wird im Laufe des Spieles immer wieder ausgebaut, weshalb in den vorhandenen Räumen mehr Optionen zur Auswahl stehen, aber sich mit neuen Räumen auch ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Die Navigation mag vorerst ein wenig fummelig wirken, wer sich aber im Tutorial geduldig zeigt, wird hier kaum Management-Probleme haben. Wer zudem Räume aneinander baut, erhält Boni, wie zum Beispiel einen Forschungsbonus. Und forschen kann man nie genug, denn auch hier gibt es so viele Möglichkeiten, sodass einem nie langweilig werden sollte.

Am wichtigsten ist jedoch das Lagezentrum. Hier werden die verschiedenen Länder aufgeführt, die sich finanziell am XCOM-Programm zur Bekämpfung der Aliens beteiligen. Doch sollte das Panik-Level einer Nation zu hoch werden, ziehen sich diese zurück und die finanziellen Möglichkeiten werden geringer, weshalb es immer wichtig ist, alle Beteiligten zu beruhigen. Das geht durch Missionen in diesen Ländern, aber auch durch andere Optionen, wie einen Satelliten zur Beobachtung zu Verfügung stellen. Wer gut plant, erhält Boni, wenn zum Beispiel ganze Kontinente überwacht werden. Diese taktische Planung macht wahnsinnig viel Spaß, ist aber auch fordernd, da Fehlentscheidungen zu Katastrophen auf dem Schlachtfeld führen können. Das ist besonders bitter, wenn man den Modus einschaltet, bei dem permanent gespeichert wird, sodass man keinen alten Spielstand laden kann.

XCOM vom Feinsten

Die eigentliche Action findet auf den Schlachtfeldern statt. Hier kommandiert der Spieler eine Gruppe aus vier bis sechs Soldaten, die rundenbasiert positioniert werden und den Gegner angreifen können. Dabei ist es wichtig, eine gute Deckung zu finden, um nicht im nächsten Zug von den Aliens flankiert zu werden. Gewinnen diese nämlich die Oberhand, ist der Soldat tot und kann auch nicht wiederbelebt werden. Doch natürlich sollte man sich nicht nur verstecken, der Angriff ist nämlich fast immer nötig, um die Schlacht zu gewinnen. Dafür stehen eine ganze Menge Waffen zur Verfügung, die den Soldaten vorher zugewiesen werden. Doch die strategische Planung ist immer im Mittelpunkt, und einige Statistiken, die das Spiel einblendet, sollten immer genau studiert werden, damit man sich nicht über seine voreiligen Aktionen ärgert.

Nach den Missionen dürfen die Soldaten aufgelevelt werden. Dabei erhalten sie neue Fähigkeiten, bei denen der Spieler jedoch meist eine Entscheidung treffen muss. Wählt er eine Ausbildung, ist eine andere auf diesem Gebiet vielleicht nicht mehr möglich. Und genau diese tiefgehenden Mechaniken motivieren unglaublich, Nebenmissionen anzugehen und kleinere Einsätze zu tätigen, bevor es mit der Hauptmission weiter geht. Zudem gibt es viele verschiedene Kampffelder und Alien-Rassen, weshalb die Befürchtung, dass es irgendwann doch zu eintönig wird, unbegründet ist.

Das Plus im Titel

Alle spielerischen Möglichkeiten und Feinheiten von „XCOM: Enemy Unknown“ hier aufzulisten, würde den Rahmen sprengen, weshalb nur zu sagen bliebt, dass der Umfang absolut kein Problem ist und es schon beeindruckt, wie viel Zeit man mit dem PS Vita-Titel verbringen kann. Dennoch ist der Name dieser Portierung „XCOM: Enemy Unkown Plus“, was vorerst für Verwirrung unter Fans sorgen könnte. Wer jedoch einmal weit genug ist, wird feststellen, dass hier nicht nur das Hauptspiel, sondern auch die Erweiterung „XCOM: Enemy Within“ enthalten ist. Diese bietet ganz im Gegenteil zum derzeitigen DLC-Trend nicht nur ein paar neue Missionen, sondern erweitert die Möglichkeiten enorm und bringt einen ganzen Batzen Inhalte mit, den andere Entwickler in kleine Häppchen geschnitten und als Season Pass angeboten hätten. Diese Erweiterung erzählt die Geschichte zwar nicht weiter, erweitert aber die Möglichkeiten in der Kampagne enorm, sodass es beim ersten Durchspielen schon fast überwältigend wirkt.

Um genauer zu sein, wurde das Meld eingeführt. Diese wertvolle Ressource, die nicht von unserer Erde stammt, kann vielseitig eingesetzt werden, um neue Objekte zu erschaffen oder noch mehr zu forschen. Jedoch sind wohl die Mech-Anzüge am wichtigsten, die zudem eine fünfte Klasse in das Spiel integrieren. Dafür müssen Soldaten jedoch umgerüstet werden, was in einer moralisch fragwürdigen Szene präsentiert wird, in der die Beine und Arme durch mechanische Teile ersetzt werden. Diese ermöglichen einen aggressiveren Spielstil, sind dafür aber sehr auffällig und können sich nicht allzu gut verstecken. Doch wer einmal den Nahkampf und den Flammenwerfer ausprobiert, vergisst schnell diese Nachteile. Zudem erhalten diese auch neue Waffen und können ausgebaut werden, was aber natürlich viel Meld kostet. Auch ansonsten wurden weitere Granaten, Waffen und Ausrüstungen für bestehende Klassen eingeführt. Diese können dank des Melds genetisch modifiziert werden, weshalb die Möglichkeiten erneut enorm ausgeweitet werden.

Neben neuen Alien-Rassen und vielen weiteren Schlachtfeldern gibt es zudem auch eine neue Nebengeschichte, in der es um eine mysteriöse Organisation, beziehungsweise Sekte geht, die die XCOM vernichten will. Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern bietet auch viele neue Herausforderungen und integriert sich perfekt in die Handlung um den Alien-Angriff. Wie der Titel bereits verrät, verleitet die Gruppe zudem Soldaten aus den eigenen Reihen dazu, sich gegen die XCOM zu stellen, was für noch mehr Chaos sorgt.

Technik

Auch, wenn das Spiel an sich klasse ist, ist es vor allem die technische Umsetzung, die enttäuscht. Die Grafik schneidet da noch relativ gut ab, denn trotz fehlender Details kann sich der Titel sehen lassen und lässt manchmal vergessen, dass man hier nur einen Handheld-Titel spielt. Leider kann man dasselbe nicht über die Bildrate sagen, die fast nie die stabilen 30 Bilder pro Sekunde erreicht. Glücklicherweise lässt sich das noch verschmerzen, da schnelle Aktionen sowieso nicht das Herzstück darstellen, unschön ist das aber dennoch. Auch die Ladezeiten nerven auf Dauer sehr, denn diese sind viel zu lang, gerade wenn man unterwegs nur kurz weiterspielen möchte. Die deutsche Sprachausgabe wurde zudem gestrichen, wobei diese sowieso eine Katastrophe darstellte. Insgesamt ist der Titel auch auf der PS Vita spielbar, etwas mehr Optimierungsarbeit wäre aber schön gewesen. Die Kameraprobleme des Originals bleiben zudem bestehen, mit fixen Punkten, die die Übersicht nicht gerade fördern. Zudem muss man ständig ranzoomen, da auf dem kleinen Bildschirm der Text auf dem Schlachtfeld oft viel zu klein ist.