2K Games hat dieses Jahr die PlayStation Vita um zwei große Marken bereichert. Während „XCOM: Enemy Unkown Plus“ die Konsolenerfahrung auf das portable Gerät bringt, ist „Civilization Revolution 2 Plus“ jedoch nur eine Portierung des Android- und IOS-Ablegers mit einigen zusätzlichen Inhalten. Kann das Spiel nun trotzdem überzeugen, oder bleiben die Schwächen der ursprünglichen Version bestehen? Wir haben viele Zivilisationen begleitet und verraten es euch im Test.

Ein schwacher Einstieg

Die „Civilization“-Reihe hat nicht gerade den Ruf, einsteigerfreundlich zu sein. Das ist leider auch hier nicht anders, weshalb das Tutorial mangelhaft ausfällt. Hier wird einem lediglich gezeigt, wie man sich bewegt, was man ungefähr produzieren kann und wie man kämpft. Die Ziele werden einem nicht wirklich erklärt, und obwohl sich Serienveteranen schnell in das System einfinden werden, bleiben Neulinge ratlos stehen. Noch schlimmer sind fehlende Erklärungen für die einzelnen Bedienungsfelder, deren Symbolik oft nicht auf die Funktion schließen lassen.

Es ist enttäuschend, dass die Entwickler hier die Chance nicht genutzt haben, neue Fans an die Reihe zu führen. Denn natürlich fehlen in „Civilization Revolution 2 Plus“ sehr viele Funktionen, die im neuesten PC-Ableger nicht wegzudenken sind. Diese Vereinfachung könnte einen wunderbaren Einstieg bieten, allerdings bleibt vieles so vage, dass man sich eher selbst motivieren muss, da die ersten Durchläufe erst die Fragen klären. Wer jedoch nicht zu viel ausprobieren möchte, könnte schnell die Lust verlieren.

Der steinige Weg zum Sieg

Das Herzstück des Titels stellen die Zufallskarten dar. Hier darf der Spieler eine von fünf Schwierigkeitsstufen wählen, um anschließend auf einer zufällig generierten Weltkarte eine Zivilisation zu kontrollieren. Dabei stehen einem 17 Zivilisationen zur Verfügung, die alle mit anderen Boni und Startbedingungen daherkommen. Einige davon bieten sogar mehrere Anführer, die jedoch erst freigeschaltet werden müssen. Das bedeutet, dass man nicht sofort Lenin, John F. Kennedy oder Winston Churchill auswählen kann, sondern erst bestimmte Trophäen erlangen muss. Die Auswahl ist durchaus gelungen und je nach gewählter Fraktion ändert sich auch der Spielstil, weshalb man sich vorher überlegen sollte, ob man den Weltfrieden erreichen will oder die gesamte Welt unterjochen möchte.

Der Spielablauf dürfte Serienveteranen bekannt sein. Angefangen im Jahr 4000 BC startet man entweder mit einem Siedler oder einer Stadt und einer Einheit, während man auf viereckigen Feldern die Umgebung erkundet. Dabei gibt es verschiedene Felder, wie zum Beispiel Berge, Wälder oder Wiesen, die mit unterschiedlichen Eigenschaften einher kommen. Auch die Wahl der Hauptstadt sollte gut überlegt werden, wenn möglich, da die Felder unterschiedliche Boni bringen können. Findet man ein Artefakt, kann man weitere Boni erhalten, während die Städte neue Einheiten rekrutieren, neue Technologien entwickeln und Wunder bauen. Das Forschen ist unglaublich wichtig, denn das bringt neue Möglichkeiten um mehr Ressourcen zu erhalten, weitere Soldatentypen auszubilden oder gar die gesamte Runde zu gewinnen. Je weiter man in der Zeit voranschreitet, desto fortschrittlicher wird auch die eigene Zivilisation, sodass aus Schwertkämpfern irgendwann Panzer werden und sogar eine Atombombe zur ultimativen Bedrohung entwickelt werden kann.

Der Kampf ums Überleben

Natürlich ist man nicht alleine auf der Welt, weshalb man anfangs Barbaren begegnet, die bekämpft werden müssen. Dafür bewegen sich die Truppen rundenbasiert auf der Karte und kämpfen in einer sehr simplen Animation gegeneinander. Doch schon bald trifft man auf andere Völker, mit denen man verhandeln kann. Entscheidet man sich für den Frieden oder gar ein Bündnis, ist man gestärkt und kann auf Hilfe in Notsituationen hoffen. Allerdings kann man auch gleich zum Krieg übergehen, um die Zivilisation auszulöschen und sein eigenes Einflussgebiet zu erweitern. Doch genau dasselbe können die Kontrahenten auch tun, weshalb man sich auf einen Spielstil festlegen sollte und genau überlegen muss, wie der nächste Zug aussieht. Wer nicht vorausdenkt, hat bereits verloren, was vor allem Neulinge auf schmerzhafte Weise erkennen müssen.

Das alles klingt toll, jedoch bleibt das ein wenig zu simpel. Die Möglichkeiten hätten etwas vielfältiger sein können, weshalb die Bündnismöglichkeiten limitiert sind und die Auswahl an Truppen sich auch nicht mit den großen Versionen messen kann. Zudem sind die Menüs sehr umständlich bedienbar und erfordern viel Geduld, um alles zu verstehen. Wer will, kann im spielinternen Lexikon nachschlagen, was jedoch sehr trocken und vom Spielgeschehen isoliert ist. Auf dem PC ist das zwar auch nicht perfekt, gestaltet sich aber weniger umständlich, wenn man sich erst einmal eingearbeitet hat. Allerdings muss man bedenken, dass man das alles auf einem portablen Gerät spielt, weshalb die vereinfachten Mechaniken verständlich sind. Doch einige unverständliche Änderungen sind dennoch ärgerlich, zum Beispiel können Einheiten nicht weitergebildet werden, weshalb man irgendwann zu viele neue ausbilden muss, was zum unübersichtlichen Chaos führt.

Eine mangelhafte KI

Enttäuschend ist derweil auch die KI, die mit regelmäßigen Aussetzern auf sich Aufmerksam macht. Ein schönes Beispiel war eine Situation, in der die Griechen mit meinen Germanen einen Friedenspakt hatten. Nach wenigen Runden haben sie diesen jedoch gebrochen, waren dank meiner Übermacht allerdings in wenigen Runden ausgelöscht, da sie absolut keine Chance hatten. Solche Manöver passieren öfters, selbst auf den höheren Schwierigkeitsstufen und sorgen regelmäßig für Kopfschütteln, da hierdurch manchmal das komplette Geschehen unverständlicherweise umgekrempelt wird.

Da hilft es auch nicht, dass die Übersicht einer Katastrophe gleicht. Es gibt weder eine kleine Karte, noch kann man weit genug herauszoomen, um die Welt zu sehen. Dadurch muss man ständig suchen, wo denn nun die Feinde sind, die einem gerade den Krieg erklärt haben. Gerade, wenn man sich ausbreitet, braucht man länger, seine Einheiten zu finden, als sie zu befehligen. Zwar kann man per Knopfdruck zwischen den einzelnen hin- und herschalten, im späteren Verlauf macht das jedoch wenig Spaß.

Für jeden Spieler das richtige?

Wer nicht nur die Zufallskarten nutzen möchte, kann diverse Szenarios spielen. Hier werden historische Ereignisse oder mögliche Entwicklungen nachgespielt, wobei das Ziel jedoch nicht bei jedem Spieler dasselbe sein wird. Diese gleichen wohl am ehesten einer Kampagne und sind durchaus unterhaltsam, da sie auch erfahrene Spieler vor Probleme stellen, die nicht immer einfach zu lösen sind. Wer jedoch noch mehr Freiheiten haben möchte, kann sich im Szenario-Generator austoben, in dem nicht nur das Startjahr, die Klimabedingungen und die Siegesmöglichkeiten ausgewählt, sondern auch Spiellänge, Forschungsgeschwindigkeit und Kampfbedingungen eingestellt werden. Zu wenige Möglichkeiten, eine Runde zu spielen, gibt es also sicherlich nicht.

Enttäuschend ist hingegen der komplette Verzicht auf eine Mehrspieler-Option. Während man sicherlich nicht die Möglichkeiten des PCs erwartet, wäre eine entsprechende Option für die PlayStation Vita sicherlich eine wunderbare Ergänzung gewesen. Da die Durchläufe sehr viel kürzer als in den großen Ablegern sind, ist es einfach nur schade, dass nicht Mal ein lokaler Modus eingebaut wurde.

Schon wieder ein Plus

Während bei „XCOM: Enemy Unkown Plus“ die Erweiterung enthalten ist, fallen die zusätzlichen Inhalte in „Civilization Revolution 2 Plus“ geringer aus. Dazu gehören drei japanische Herrscher, die exklusiv auf der PlayStation Vita erhältlich sind und mit ihren Boni durchaus viel Spielspaß versprechen. Doch nicht nur die Anführer, auch fünf weitere Szenarien finden sich unter den Extras. Diese spielen allesamt zu verschiedenen Zeiten der japanischen Geschichte und ergänzen das Paket gelungen. Zudem wurden entsprechende japanische Einheiten mit integriert, die für Fans die Atmosphäre perfekt machen.

Technik

Wer das Spiel startet wird zwar von einem schönen Titelbildschirm begrüßt, das Spielfeld beweist jedoch, dass es sich hier ganz klar um ein Smartphone-Spiel handelt. Wenige Details und eintönige Animationen sind einfach nicht schön anzusehen und trüben den Spielspaß nach einigen Runden. Auch die Bildrate gerät oft ins Stocken, vor allem im späteren Spielverlauf. Glücklicherweise ist die musikalische Untermalung gelungen, wobei die Fantasie-Sprache der Charaktere eher dazu verleitet, den Ton komplett auszustellen.

Hinzu kommt eine sehr umständliche Steuerung, die ein Mix aus Touchscreen-Befehlen und Knöpfe-Bedienung darstellt. Im Test haben wir lieber die traditionelle Steuerung genutzt, wobei einige Optionen nur durch Berührungen des Bildschirms möglich waren. Das ist an sich verständlich, wenn man bedenkt, mit welchem Spiel man es zu tun hat, jedoch wäre einfach viel mehr Optimierungsarbeit wünschenswert gewesen. Glücklicherweise sind die Ladezeiten nicht zu lang, sodass man ein durchwachsenes Paket erhält, das aber noch viel schlimmer hätte ausfallen können.