Vor zweieinhalb Jahren sind wir bereits einmal nach Akihabara, der Elektro- und Otakumeile von Tokio, gereist. Damals haben wir uns in „Akiba’s Trip: Undead & Undressed“ mit Vampir-ähnlichen Wesen um unser letztes Hemd geprügelt. Nun führt uns unsere Reise zurück nach Tokio, allerdings dreht sich die Geschichte diesmal nicht um den Kleidungskampf mit Untoten, sondern um Täuschungen, die überall in Akihabara unbemerkt aufgetaucht sind. Was genau sich dahinter versteckt, möchten wir euch nun in unserer Review erzählen.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Unter der Woche geht man zur Schule oder Arbeit, Samstag trifft man sich mit Freunden oder besucht die Familie und Sonntag ist der Tag, um sich auszuruhen. Selbiges ist die Wochenübersicht von vielen Menschen auf der Welt. Doch was wäre, wenn plötzlich jeder Tag ein Sonntag wäre? Diese Erfahrung macht Asahi, der bislang ein eher gemütliches Leben in Akihabara geführt hat. Nun ist er allerdings in einer Zeitschleife gefangen. Um aus dieser zu entkommen, muss er die Täuschungen, die unbemerkt in der Stadt aufgetaucht sind und die Wünsche von Menschen scheinbar Realität haben werden lassen, beseitigen.

Die Geschichte ist vielleicht nicht ganz so wirr, wie noch bei „Akiba’s Trip: Undead & Undressed“, allerdings hat auch „Akiba’s Beat“ einen gewissen Wirr-Faktor. Daher noch einmal die Kurzversion: Asahi hat die Aufgabe, die sich in Akihabara auftauchenden Täuschungen zu beseitigen, indem er durch die entsprechenden Tore geht und die in diesen „Delusionscapes“ befindlichen Monster besiegt. Zwischen den Kämpfen wird die Geschichte in bester Visual Novel-Manier weitererzählt, wobei sämtliche Gespräche komplett in englischer Sprache vertont sind. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es allerdings auch kleine Videosequenzen.

Erste Schritte

Um sich bei „Akiba’s Beat“ zurecht zu finden, absolviert man zunächst ein kleines Kampftutorial. Asahi wird dabei beigebracht, wie er in den Delusionscapes vorankommt und wie er sich gegen die darin patrouillierenden Monster wehrt. Asahi greift dabei auf ein Breitschwert zurück, welches er auch zum Blocken eines gegnerischen Angriffs verwendet. Die Grundlagen des Echtzeitkampfes hat man schnell erlernt und so gelangt man nach den ersten erfolgreichen Kämpfen zurück nach Akihabara. Während für Asahi zu diesem Zeitpunkt alles noch wie ein schlechter Traum wirkt, ändert sich das spätestens, als er Saki und Pinkun begegnet, die den Kampf gegen die Täuschungen schon aufgenommen haben.

Die Suche nach Täuschungen

Gemeinsam werden sie von nun an durch die Elektro- und Otakumeile von Tokio laufen und sich nach neuen Täuschungen umsehen. Wenn an einem bestimmten Punkt ein Ereignis stattfindet, kann man jenes am besten auf der eigenen Karte sehen. Hauptereignisse sind rot, Nebenereignisse gelb. Zunächst muss das Team jeden Ort noch zu Fuß erreichen, was dadurch erschwert wird, dass die Gebiete in unterschiedliche Zonen unterteilt sind, inklusive Ladezeiten beim Übergang. Später kann man zumindest von Reisepunkt zu Reisepunkt springen. Grundsätzlich ist „Akiba’s Beat“ in Kapiteln unterteilt, die sich über mehrere Tage beziehungsweise Sonntage erstrecken, welche wiederum in die Tageszeiten Tag, Abend, Nacht und Mitternacht unterteilt sind.

In der Regel geht es zu Beginn eines jeden Kapitels erst einmal darum, die aktuelle Täuschung zu finden. Dazu begibt man sich zu einem bestimmten Ort, spricht dort mit vor Ort befindlichen Menschen und bekommt Informationen, die man für ein Gespräch entweder zu einem späteren Zeitpunkt, einem neuen Sonntag oder mit einer anderen Person benötigt. Leider wird dieser detektivische Ansatz nicht weiterverfolgt. Anstatt nun wirklich Hinweise zu suchen, diese zu kombinieren und die anderen Menschen mit diese zu konfrontieren, bleibt es bei automatisch ablaufenden Gesprächen mit den auf der Karte markierten Personen. Sherlock Holmes würde sich angesichts des verschenkten Potentials wahrscheinlich selbst in die Themse werfen. Auf der Karte werden übrigens auch alle Läden, darunter Kleidungs-, technische Ausrüstungs- und Item-Geschäfte sowie Sammelkarten-Läden, in denen man der Lust des Sammelns von Trading Cards gegen den entsprechenden Obolus frönen kann, angezeigt. Die Sammelkarten haben aber noch zusätzlich Statuseffekte, wie die Erhöhung der Stärke von bestimmten Angriffen.

In einer Delusionscape

Nun haben wir hinreichend festgestellt, was „Akiba’s Beat“ nicht ist, allerdings noch unzureichend, was es denn tatsächlich ist. Abseits der Passagen, bei denen das Spiel auch als Visual Novel durchgehen könnte, trumpft es nämlich als spannendes Echtzeit-Rollenspiel auf. Einmal in einer Delusionscape eingetreten, findet man sich mit seiner stetig wachsenden Gruppe an Haupt- und Supportcharakteren nämlich in einer Art Dungeon wieder, in dem überall Monster patrouillieren. Die Aufgabe von Asahi und seinen Freunden ist es nun, den Boss des Delusionscape den Garaus zu machen. Kurzer Hand durchkreuzt man die unterschiedlichen Ebenen des jeweiligen Dungeons. Kommt man in Kontakt mit einem Monster, wechselt das Spiel in den Kampfmodus.

Mittendrin statt nur dabei

In einer kleinen Kampfarenea müssen nun alle Monster besiegt werden. Die Kämpfe finden in Echtzeit statt. Grundsätzlich steuert man einen Charakter und der Computer übernimmt die Kontrolle der Gefährten. Allerdings kann man jederzeit zwischen den Charakteren wechseln, was immer dann sinnvoll ist, wenn man beispielsweise Unterstützung, wie Heilung, braucht oder man einen Spezialangriff von einem Charakter ausführen möchte. Grundsätzlich geht der Support der vom Computer gesteuerten Gefährten aber vollkommen in Ordnung. Mit jedem Treffer füllt sich die Spezialanzeige, die beim ersten Aktivieren bewirkt, dass man effektiver kämpft, beziehungsweise beim zweiten Aktivieren zum Takt eines Liedes kämpft und den Monstern ganz gewaltig einheizt. Da man im Laufe des Spiels unterschiedliche Songs sammelt, kann man natürlich zu seinem jeweiligen Lieblingssong kämpfen.

Wurden alle Monster besiegt, gibt es Erfahrungspunkte, die regelmäßig mit Stufenanstiegen verbunden sind. Wie in Rollenspielen üblich, erlernen die Charaktere nun neue Angriffe, von denen acht einem Kämpfer zugeordnet werden können. Und jetzt sind wir schon in einem richtigen Rollenspiel, denn alle Angriffe sind den unterschiedlichen Elementen zugeordnet, die natürlich gegen manche Gegnertypen von Vor- oder Nachteil sind. Natürlich kann man mit dem verdienten Geld vor und nach dem Eintritt in die Delusionscapes in Akihabara auch in den schon erwähnten Läden shoppen gehen.

Technik

Grundsätzlich ist man grafisch dem Weg, den man mit „Akiba’s Trip: Undead & Undressed“ eingeschlagen hat, weiter gefolgt. Die offene Spielwelt fühlt sich, trotz der kleinen Gebiete, groß an und fängt das Leben in Akihabara perfekt ein. Jede Ecke wurde aus dem echten Leben übernommen und nachmodelliert. Man kann überall die Gebäude und Läden erkennen, die so auch in Tokio stehen, was natürlich ungemein zur dichten Atmosphäre beiträgt. Die Charaktere sind allesamt typische Anime-Modelle, die restlichen Bewohner von Akihabara dagegen nur neonfarbene Silhouette. So fühlt sich das Spiel an wie eine Mischung aus Realität und Anime. Klingt irgendwie merkwürdig, fühlt sich aber trotzdem ganz normal an. Trotz aller positiven Auflistungen ist die Grafik natürlich kein Meisterwerk, sondern lediglich in Ordnung. Wirklich störend sind zudem die ständig vorkommenden Ladezeiten. Die Geräuschkulisse der Stadt ist wieder präsent und die unterschiedlichen Tracks sind diesmal effektiver als noch bei „Akiba’s Trip: Undead & Undressed“, weil sie in den Kämpfen eine zentrale Rolle bei den Spezialangriffen spielen. Die englische Sprachausgabe ist zudem gut gelungen.