Die Europäische Kommission hat in einer Mitteilung bekannt gegeben die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft zu genehmigen. Die Übernahme ist an Zugeständnisse von Microsoft geknüpft, die zu einer deutlichen Verbesserung des Cloud Gamings im Vergleich zur jetzigen Situationen führen sollen.

Kein Vorteil für Microsoft durch Exklusivität

Die europäische Kommission gibt an, für ihr finales Urteil über die vergangenen Monate intensive Gespräche mit Mitbewerbern und Konsumenten geführt zu haben. Dabei kam die Kommission zu dem Urteil, dass „Microsoft nicht in der Lage wäre, konkurrierende Konsolen und konkurrierende Multi-Game-Abonnementdienste zu schädigen“. Auf der anderen Seite stellte sie aber fest, dass durch die geplante Übernahme „Microsoft dem Wettbewerb beim Vertrieb von Spielen über Cloud-Game-Streaming-Dienste schaden könnte“.

Die EU kam außerdem zu dem Schluss, dass Microsoft „keinen Anreiz hat, sich zu weigern, die Spiele von Activision an Sony zu vertreiben“. Damit widerspricht die Kommission klar den von Sony geäußerten Bedenken, auf deren Basis der japanische Konkurrent in den letzten Monaten versucht hatte, die geplante Übernahme zu blockieren. „Selbst wenn Microsoft beschließen würde, die Spiele von Activision von der PlayStation zu entfernen, würde dies den Wettbewerb auf dem Konsolenmarkt nicht wesentlich beeinträchtigen“, heißt es in der Mitteilung. „Sony könnte seine Größe, seinen umfangreichen Spielekatalog und seine Marktposition nutzen, um jeden Versuch abzuwehren, seine Wettbewerbsposition zu schwächen“.

Call of Duty weniger populär als in anderen Regionen

Immer wieder war auch die erfolgreiche Shooter-Reihe Call of Duty Bestand der Diskussion. Zumindest im europäischen Raum schätzt die EU die Bedeutung von Call of Duty als Teil der Übernahme aber als geringfügig ein. So heißt es, „auch wenn Call of Duty größtenteils auf Konsolen gespielt wird, ist es im EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) weniger populär als in anderen Regionen der Welt und innerhalb seines Genres im Vergleich zu anderen Märkten weniger beliebt“.

Zugeständnisse beim Cloud-Gaming

Kritischer sieht die Europäische Kommission die Auswirkungen im Bereich Cloud-Gaming. Hier kommen die Expertinnen und Experten zu der Einschätzung, dass „die Übernahme den Wettbewerb beim Vertrieb von PC- und Konsolenspielen über Cloud-Spiele-Streaming-Dienste beeinträchtigen“ würde. „Die Popularität der Spiele von Activision könnte das Wachstum des Unternehmens fördern“, hält die Kommission in Hinsicht auf den Cloud-Gaming-Markt fest.

Aus diesem Grund hat Microsoft umfassende Lizenzierungsverpflichtungen in diesem Bereich angeboten, die für zehn Jahre gelten sollen. So sollen Konsumenten und Konsumentinnen im Europäischen Wirtschafstraum eine kostenlose Lizenz erhalten, die es ermöglicht, „alle aktuellen und zukünftigen PC- und Konsolenspiele von Activision Blizzard, für die sie eine Lizenz besitzen, über beliebige Cloud-Game-Streaming-Dienste ihrer Wahl zu streamen“. Hinzu kommt eine entsprechende Lizenz, die es Cloud-Gaming-Anbietern im EWR ermöglicht, besagte Spiele zu streamen. Diese Lizenzregelungen sollen sicherstellen, dass Spieler und Spielerinnen „das Recht haben, diese Spiele mit einem Cloud-Game-Streaming-Dienst ihrer Wahl zu streamen und sie auf jedem Gerät mit jedem Betriebssystem zu spielen“. Die Regelung soll global gelten, wie Microsoft Vice President Brad Smith bereits mitteilte.

„Diese Zusagen räumen die von der Kommission festgestellten Wettbewerbsbedenken vollständig aus“, heißt es in der Mitteilung. Gleichzeitig erhofft sich die EU durch „die Verfügbarkeit der beliebten Spiele von Activision zum Streaming über alle Cloud-Game-Streaming-Dienste“ einen Anschub bei der Entwicklung von Cloud-Gaming-Technologien im EWR.

„Unsere Entscheidung stellt einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar, indem wir die beliebten Spiele von Activision dank Cloud-Game-Streaming auf viel mehr Geräte und Verbraucher als bisher bringen", sagt Margrethe Vestager, die für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.

CMA bleibt bei ihrer Entscheidung

Die Entscheidung der Europäischen Kommission kommt kurz nachdem die britische CMA die milliardenschwere Übernahme in Großbritannien blockiert hat. Die CMA teilt eine ähnliche Einschätzung wie die Europäische Kommission und befürchtet, dass Microsoft sich durch die Übernahme von Activision Blizzard einen erheblichen Vorsprung im noch jungen Cloud-Gaming-Markt verschaffen würde. Im Gegensatz zur Europäischen Kommission, reichten der britischen Behörde die Zugeständnisse von Microsoft nicht aus.

Entsprechend kritisch reagierte die CMA auf das Urteil der EU. „Die Vorschläge von Microsoft, die heute von der Europäischen Kommission angenommen wurden, würden es Microsoft erlauben, die Bedingungen für diesen Markt für die nächsten 10 Jahre festzulegen“, reagierte die CMA. „Sie würden einen freien, offenen und wettbewerbsorientierten Markt durch einen Markt ersetzen, der einer ständigen Regulierung der von Microsoft verkauften Spiele, der Plattformen, auf denen sie verkauft werden, und der Verkaufsbedingungen unterliegt“, so die CMA weiter. Auch wenn man die Entscheidung der EU respektiere, stehe die CMA weiter zu ihrer Entscheidung.

Rückenwind für Microsoft

Dennoch könnte die Entscheidung der EU Microsoft enorm dabei helfen, die Übernahme letztendlich erfolgreich vollziehen zu können. Abseits von Großbritannien, befindet sich Microsoft noch in den USA mit der zuständigen Behörde in Verhandlungen. Die Behörden in Saudi-Arabien, Brasilien, Chile, Serbien, Japan und Süd-Afrika haben der Übernahme bereits zugestimmt. Die Entscheidungen von China, Süd-Korea, Neuseeland und Australien stehen noch aus.

Microsoft hatte die Übernahmepläne Anfang letzten Jahres bekannt gegeben. Activision Blizzard, verantwortlich für Spielereihen wie Call of DutyWorld of WarcraftOverwatch und Diablo, soll demnach den Besitzer für eine Summe von 68,7 Milliarde US-Dollar wechseln. Im Rahmen der Verhandlungen, hatte Microsoft bereits Abmachungen getroffen, die Herstellern wie Nintendo zusichert, dass Call of Duty die nächsten zehn Jahre für ihre Plattformen erscheinen wird.