South Park: Der Stab der Wahrheit
Seit über 17 Jahren flimmert das kleine Bergstädtchen „South Park” über die TV-Bildschirme. Mittlerweile ist jeder einzelne Charakter zum Kult geworden. Da erscheint es nur logisch, dass man das Franchise auch auf andere Medien ausbreitet. Nach den eher misslungenen Versuchen zur PlayStation 1-Zeit soll mit „South Park: Der Stab der Wahrheit” ein weiterer Versuch folgen. Zum ersten Mal stehen die Serienschöpfer Trey Parker und Matt Stone hinter dem Spiel. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und schlüpften in die Rolle des neuen Kindes in „South Park”.
Überall in South Park ist was los wie jeder weiß
Ein neuer Junge zieht mit seinen Eltern in die verschlafene Stadt South
Park. Wie der Zufall es so will, spielen die anderen Kinder gerade ein
sehr ausgiebiges Live-Action-Rollenspiel. In diesem kämpfen die Menschen
gegen die Elfen um den Stab der Wahrheit. Die Legende besagt, dass das
Universum von dem kontrolliert wird, der den Stab besitzt. Der stille
Junge, der eigentlich nur seine Ruhe will, wird in diesen Kampf
hineingezogen und schon bald geht es um viel mehr, als nur den Stab zu
besitzen.
Das Setting von „South Park: Der Stab der Wahrheit” wurde in dem
Dreiteiler „Black Friday” aus der aktuellsten Staffel eingeleitet. Bis
zur letzten Minute schafft es das Spiel, einen zum Lachen zu bringen.
Das liegt vor allem daran, dass sich die gesamte Geschichte so anfühlt,
wie eine zehn Stunden lange „South Park”-Folge. Die Macher haben das
Wunderwerk vollbracht, so gut wie alle Charaktere und Witze aus den
letzten 17 Jahren miteinzuarbeiten. Wer nicht viel mit dem Franchise
anfangen kann, sollte sich daher vom Spiel fern halten.
Der Humor ist genauso konsequent wie in der Serie und dadurch entsteht
derselbe Charme. Auch ein Grund, wieso es „South Park” selbst nach 17
Jahren noch schafft, zu überzeugen. Zudem nimmt sich das Spiel selbst
nicht sehr ernst. Insbesondere in Momenten, wo man ein wenig
selbstironisch das Genre und das Franchise auf die Schippe nimmt, läuft
das Spiel zur Höchstform an. Die Geschichte und die damit verbundene
Welt ist definitiv das stärkste Argument für „South Park: Der Stab der
Wahrheit”. Man könnte sogar so weit gehen und behaupten, dass der Rest
nur ein nettes Beiwerk ist, was die spielerische Qualität aber nicht von
vornherein mindert.
Mehr Lacher gehen nicht
Bevor der Spieler nun also durch die Stadt reisen kann, muss man sich
zuerst genretypisch einen eigenen Charakter erstellen. Der Editor ist
aber relativ eingeschränkt. Neben der Hautfarbe, den Haaren und ein paar
Klamotten kann man nicht viel verändern. Das macht so mancher
kostenloser „South Park”-Charakter-Editor für den Web-Browser besser.
Jedoch ist es halb so schlimm, da die eigene Figur im Endeffekt trotzdem
nach einem Original aussieht. Zudem wird jeder einzelne
Ausrüstungsgegenstand sofort auf dem Charakter dargestellt. Nach dem
Intro darf man sich zudem eine von vier Klassen aussuchen. Dabei ist es
im Endeffekt egal, ob man nun einen Kämpfer, Magier, Dieb oder Juden
spielt. Neben den fünf speziellen Fähigkeiten unterscheiden sich die
einzelnen Klassen überhaupt nicht. Auch ein Magier kann seinen Stab
ablegen und eine Streitaxt anlegen. Diese Simplizität zieht sich durch
das komplette Spiel, jedoch ist es zu verschmerzen. Man sollte nur kein
komplexes Rollenspiel erwarten.
Nachdem der Anfang also abgeschlossen ist, darf man endlich durch die
Stadt reisen und ab diesem Zeitpunkt wird man mit Referenzen
überschüttet. An jeder Ecke wird man aufgehalten, weil entweder jemand
eine Quest für einen bereithält oder das nächste Haus zum Entdecken
einlädt. Aber das ist natürlich nichts Schlechtes, da jedes Gespräch den
typischen Flair der Serie versprüht. Die Quests selbst verlangen vom
Spieler meist Genretypische Aufgaben. So muss ein bestimmter Ort von
Gegnern bereinigt werden oder man soll ein Item von A nach B befördern.
Wenn man eine Quest erfüllt, bekommt man entweder neue Ausrüstung, eine
Freundesanfrage auf Facebook, mit der man neue passive Fähigkeiten, wie
mehr Schaden bei Fernattacken freischaltet oder Beschwörungen. Letztere
können in den Kämpfen benutzt werden, damit der jeweilige Charakter
kommt und den Gegnern sehr viel Schaden zufügt. Jedoch kann man sie
nicht immer benutzen: Beschwörungen können nur einmal am Tag und nicht
bei Bossen eingesetzt werden.
Komplexität ade! Hallo Spaß!
Somit wären wir auch schon beim Herzstück eines Rollenspiels: den
Kämpfen. Bei „South Park: Der Stab der Wahrheit” wird rundenbasiert
gekämpft. Wer Spiele wie „Paper Mario” oder „Mario und Luigi” gespielt
hat, wird sich schnell zurechtfinden. Eine Runde ist in zwei Phasen
eingeteilt: Angriff und Verteidigung. In der Angriffsphase hat man die
Auswahl zwischen Nah- und Fernkampfattacken, speziellen Fähigkeiten oder
Furz-Magie. Je nach Angriff muss man nun eine bestimmte Aktion
durchführen, damit die Aktion gelingt. Diese verlangen meistens, dass
ein Knopf im richtigen Moment gedrückt wird. Bei der Verteidigung stürmt
der Gegner auf den Spieler zu und dieser muss im richtigen Moment
geblockt werden. Wenn man perfekt verteidigt, bekommt man die
Möglichkeit, dem Gegner zusätzlich zu schaden. Insgesamt sind die Kämpfe
leider viel zu einfach geraten und selbst auf dem höchsten
Schwierigkeitsgrad bekommt man nur in den seltensten Fällen Probleme.
Zusammengefasst macht „South Park: Der Stab der Wahrheit” jedoch
unglaublich viel Spaß. Die gesamte Spielwelt ist so stimmig, dass jeder
Fan der Serie sofort bedenkenlos zugreifen sollte. Jedoch verläuft das
Rollenspiel-Prinzip nicht ohne Abstriche in der Komplexität. So ist man
fast allen Gegnern überlegen. Zudem sind Items nahezu unnötig, da sich
alles, bis auf Mana, nach jedem Kampf wieder komplett auffüllt. Auch
weitere Elemente wie eine Box, die zum Aufbewahren von Items gedacht
ist, ist selbst total überflüssig, da man sowieso keine Begrenzung an
Items hat, die im eigenen Rucksack gelagert werden können.
Aber trotz allem bleibt „South Park: Der Stab der Wahrheit” eine sehr
gelungene Rollenspiel-Erfahrung. Stets bringt jeder einzelne Kampf einem
ein Lächeln ins Gesicht. Wäre das Spielprinzip etwas komplexer und der
Schwierigkeitsgrad knackiger, dann würde man auch mehr Zeit als nur die
zehn Stunden für die Geschichte benötigen. Auch der Wiederspielwert ist
nicht besonders hoch. Aber die Zeit, die man mit dem Spiel verbracht
hat, ist sehr befriedigend und man bereut am Ende nichts.
Perfekter Stil mit technischem Totalausfall
Sowohl der Grafikstil als auch der Sound treffen voll ins Schwarze. Das
Spiel sieht genauso aus wie die Serie und die Synchronisation sowie der
Soundtrack gleichen zu hundert Prozent der Vorlage. Doch leider zeigt
Obsidian Entertainment nach „Fallout: New Vegas” wieder einmal, dass sie
es nicht schaffen, die technische Qualität der spielerischen
anzugleichen. Von Anfang an wird das Gesamtbild von konstanten Rucklern,
eingefrorenem Gameplay und Soundproblemen getrübt. Je weiter man im
Spiel vorankommt, desto mehr häufen sich die Aussetzer der Technik. Oft
geht es sogar so weit, dass man darum bangen muss, dass das Spiel jeden
Moment hängen bleibt. Zudem hängt manchmal nur das Bild und das
Spielgeschehen läuft weiter. So kann es im Kampf schon einmal passieren,
dass man eine Taste drücken soll, die aber zu spät angezeigt wird. Das
ist sehr frustrierend und kommt vor allem in den späteren Gefechten vor.
Insgesamt sind die technischen Ausfälle sehr ärgerlich und ziehen den
Gesamteindruck unnötig herunter. Da hofft man doch sehr, dass durch
zukünftige Patches noch einiges an der Technik geschraubt wird.
An dieser Stelle muss ebenso auf die viel kritisierten Schnitte
eingegangen werden: So sind neben den verfassungsfeindlichen Symbolen
auch noch weitere Szenen geschnitten. Für Puristen ist das natürlich ein
No-Go, jedoch stören die Schnitte nicht so stark. Die großen schwarzen
Blöcke bei einer bestimmten Armbinde oder einer Handbewegung können
schon einmal etwas irritieren. Doch die anderen Schnitte haben diesen
gewissen „South Park“-Charme. Anstatt den penetrierenden Szenen bekommt
man einen netten, lustigen Bildschirm spendiert. Die Schnitte sind
lustiger als die eigentliche Szene, die weggefallen ist. Jedoch ist es
ärgerlich, dass dadurch auch ein Minispiel aus dem Spiel entfernt wurde.
Insgesamt sollte man sich nicht allzu lange über die Schnitte aufregen
und einfach „South Park: Der Stab der Wahrheit” genießen.
Das sagen unsere Leser:
@Dark-Nothing: Ja, im Vergleich mit anderen RPGs ist es ein wenig kurz ausgefallen. Jedoch sind zehn Stunden bei einem heutigen Spiel echt schon viel und das, was man geboten bekommt, ist einfach nur Klasse.
Finde ich etwas schade, aber andererseits sind South Park Folgen auch immer recht kurz, was dann wiederum passt. ^^
Aber 8/10 kann ich zustimmen, hoffe nur auf DLC, weil das Spiel unfassbar gut war, aber meiner Meinung nach zu wenig drin war. Obwohl das, was drin war, klasse war