Namco Bandai setzen erneut die Kochmütze auf, binden sich die Schürze um und bekochen die Spielerwelt mit einem leckeren Rollenspiel-Mahl. Die Zutaten für dieses Festessen sind dabei bekannt und das Erfolgsrezept bereits des Öfteren in der Praxis unter Beweis gestellt: Unter anderem bekommt man einen Hauptprotagonist mit einer stylischen Frisur, stimmungsvolle Kämpfe und eine kräftige Gewürzmischung von einer spannenden, fesselnden Geschichte spendiert. Fertig ist „Tales of Xillia 2”. Warum diese Mischung perfekt aufeinander abgestimmt ist und zu begeistern weiß, könnt ihr in unserem Test nachlesen!

Verhärtete Fronten nach dem Befreiungsschlag

Ein Jahr ist ins Land gezogen, als Jyde, Mila und ihre Begleiter die Mauer zwischen den beiden Welten Rieze-Maxia und Elympios gebrochen und für eine Vereinigung den Weg geebnet haben. Die beiden Welten profitieren voneinander und nähern sich an, um in Einklang miteinander zu leben. Doch Terrorgruppen versuchen, diesem Frieden Steine in den Weg zu legen und mit verschiedenen, drastischen Mitteln für Unruhe zu sorgen. Inmitten all diesen Konflikten befindet sich Ludger Kresnik. Der junge Mann, dessen Markenzeichen eine überaus stilvolle Frisur ist, nimmt sich seinen großen Bruder Julius zum Vorbild und möchte Teil der Spirius Organisation werden. Obgleich seine Kampfkünste äußerst bemerkenswert scheinen, scheitert er an der Aufnahmeprüfung und muss sich damit anfreunden, für die erste Zeit in einem Café am Bahnhof seine Arbeit zu verrichten. Doch so weit soll es nicht kommen, denn wie der Zufall es so will, überschlagen sich die Ereignisse dramatisch.

Doch nicht nur Ludger befindet sich schnell im Lauf des Schicksals. Elle, einem kleinen, kommunikativen Mädchen, lastet eine schwere Bürde auf ihren Schultern. Ihr Vater konnte sie in einer gefährlichen Nacht- und Nebelaktion knapp in das rettende Boot befördern, bevor er sie mit dem Hinweis, die Stadt Canaan aufzusuchen, in die Weiten des dunklen Meeres schickte. Der weitere Verlauf der Geschichte von Elles Vater bleibt zunächst ungewiss, lässt allerdings einige Vermutungen zu, dass ein dunkles Geheimnis an der friedlichen Oberfläche einer liebevollen Vater-Tochter-Beziehung kratzt. Schon bald überschneiden sich die Wege von Ludger und Elle durch einen tierischen Zufall als Elle auf Rollo trifft, der Katze von Ludger. Mit Rollo tritt der heimliche Star von „Tales of Xillia 2” auf den Plan, der trotz oder gerade wegen seiner Fettleibigkeit sofort vom Spieler ins Herz geschlossen wird. Auf dem Weg zur Arbeit trifft Ludger am Bahnhof auf Elle und Rollo. Das Mädchen verschafft sich mit einem Trick, der auf Kosten von Ludger geht, eine Zugang in den abfahrenden Zug, auf dem die Geschichte ohne Verzögerungen richtig in Fahrt kommt.

Im Allgemeinen ist anzumerken, dass die Geschichte von „Tales of Xillia 2” spannend ist und den Spieler dazu bringt, diese mit gebannten Blicken zu verfolgen. Man möchte hinter die zahlreichen Geheimnisse kommen, die sich zwischen den Fronten der beiden Welten auftun. Glücklicherweise gesellen sich mit der Zeit alte Bekannte aus dem ersten Teil hinzu, deren Wiedersehen große Freude bereitet und im Kampf eine hilfreiche Verstärkung darstellen. Das Spielen des Vorgängers ist dabei nicht zwingend notwendig, da die Ereignisse aus „Tales of Xillia” nachgelesen werden können, aber um mehr in die Geschichte einzutauchen, sich mit den Charakteren verbunden zu fühlen, ist der erste Teil durchaus ratsam.

Entscheide dich! Oder doch nicht?

Eine der größten spürbaren Neuerungen von „Tales of Xillia 2” ist die Möglichkeit, bei Entscheidungsfragen selbst zu entscheiden, welche Antwort man denn geben oder welchen Weg man gehen möchte. Die Idee an sich ist nett und gibt dem Spieler das Gefühl, der Herr über den Verlauf der Geschichte zu sein. Allerdings stellt sich heraus, dass es bis auf geringe Änderungen der Dialoge egal ist, welche Antwort man gibt. Der wahre Herrscher über das Spiel ist immer noch das beinahe lineare Spiel selbst. Hier wird leider Potenzial verschenkt, was den durchaus machbaren, uneingeschränkten Spielspaß trübt.

Mit Doppelklingen und Pistolen in den Kampf

Spieler, die bereits „Tales of Xillia” gespielt haben, dürfte das Kampfsystem bestens bekannt vorkommen. Aber auch Neueinsteiger erfreuen sich bereits nach kürzester Zeit am unterhaltsamen Kampfsystem, das sofort ins Blut geht. Hinsichtlich der Komplexität hätte dieses Kampfsystem auch überfordern können, aber glücklicherweise ist den Entwicklern dieses Kunststück geglückt. Doch nicht nur das: Das Kampfsystem von „Tales of Xillia 2” ist eines der besten, die es in der letzten Zeit in Rollenspielen zu bewundern gab. Um es einfach auszudrücken: Es bereitet dem Spieler einfach wahnsinnige Freude, sowohl Anfängern als auch Kennern der Serie.

Mit zunehmender Spielzeit gesellen sich bis zu vier Mitstreiter ins Gefecht, die sich tatkräftig ins Gefecht stürzen. Der Spieler kann allerdings nur Ludger direkt steuern, die anderen fleißigen Helferlein können durch das Bestätigen der jeweiligen Richtungstaste ihre Strategie an den Kampfstil des Spielers angepasst werden. Aber nicht jeder Charakter kämpft für sich alleine. Verbindet man sich mit einem Mitstreiter seiner Wahl und löst eine bestimmte Attacke aus, so schließen sich diese zu einer starken Attacke zusammen, die nur dadurch gesteigert werden kann, wenn es dem Spieler gelingt, diese zu einer Combo zu verbinden. Das macht Spaß, fördert die Motivation, immer und immer wieder einen Kampf anzustacheln und die vielfältigen Gegner zu besiegen.

Die Gegner, die sich den Spielern in „Tales of Xillia 2” in den Weg stellen, sind dabei von unterschiedlicher Natur. Auf den Landstraßen wimmelt es beispielsweise von wilden, fantasievollen Tieren,in einem Forschungszentrum sind die Gegner maschineller Natur. Doch nicht nur im Aussehen unterscheiden sich die Gegner, auch die Schwachpunkte variieren. Mit der falschen Attacke stößt man auf harten Widerstand und fügt diesen nicht nur keinen Schaden zu, sondern verschenkt gleichzeitig auch die Möglichkeit, die bereits erwähnte Verbindungsattacke mit einem der Mitstreiter auszuführen. Hat man den Dreh raus und den jeweiligen Schwachpunkt herausgefunden, kann das verheerende Attackengewitter auf die Gegner herunterprasseln. Aber diese Aspekte sind nur ein Bruchteil der Möglichkeiten, die man im Kampfgeschehen geboten bekommt. Damit das Ganze nicht langweilig wird, kommen regelmäßig neue Fähigkeiten und Möglichkeiten hinzu, meist durch den serientypischen Levelaufstieg.

Unschuldig in die Schuldenfalle getappt

Geld regiert die Welt. Diese Tatsache bestätigt sich nicht nur in der Realität, auch in „Tales of Xillia 2” nehmen die eigenen Finanzen einen großen Teil ein und begleiten den Spieler ständig auf seinen Wegen. Nach einem gefährlichen Aufeinandertreffen im ersten Kapitel sind medizinische Maßnahmen notwendig, damit das Leben von Ludger, Elle und Rollo gerettet wird. Da es in der Welt von „Tales of Xillia 2” keine Krankenversicherung gibt, die für solche Fälle mit einer Finanzspritze für das notwendige Kleingeld sorgt, muss der Spieler selbst dafür sorgen, den verheerenden Schuldenberg nach und nach abzubauen. Um die lebensrettenden Maßnahmen zu finanzieren, muss Ludger einen Kredit aufnehmen, den es zu tilgen gilt. Dieses Spielprinzip wirkt auf den ersten Blick verwirrend und übt einen gewissen Druck auf den Spieler aus, da man das wohl verdiente Geld nicht einfach in Ausrüstung und Items stecken darf. Zwar kann man gelegentlich auch um Zahlungsaufschub bitten, aber sollte man sich zu viel Zeit lassen, wird man zu der Bezhalung gezwungen. Doch als vertrauenswürdiger Kreditnehmer bekommt man gelegentlich wertvolle Extras spendiert, die dann im Briefkasten auf ihre Abholung warten. Schulden machen und sogar Belohnungen wie Waffen oder Outfits bekommen, wenn man regelmäßig einen Teil davon zurückbezahlt? Aber gerne doch!

Doch wie bekommt man überhaupt Geld? Die Antwort auf diese Frage bekommt man in der Form von Nebenmissionen, die unterschiedlich vergütet werden. Mal muss man eine Horde von Gegnern ausschalten, beim anderen Mal ist es vonnöten, Materialien zu beschaffen, die von Auftraggebern gefragt sind. Die Nebenmissionen sind dabei nicht sonderlich aufregend, aber dringend notwendig, um die Schulden zu begleichen. Neben der Hauptstory sind diese Nebenmissionen allerdings eine nette Möglichkeit, um dem linearen Ablauf von „Tales of Xillia 2” für eine Weile auszubrechen. Das frischt den Spielablauf auf und man kann etliche Stunden damit verbringen, um sich um die Erledigung der Nebenaufträge zu kümmern. Es scheint teilweise sogar so, als hätte es noch nie mehr Spaß gemacht, Schulden zu begleichen

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Technik

Grafisch präsentiert sich „Tales of Xillia 2” auf dem Niveau des Vorgängers. Die Detailverliebtheit der Charaktere ist schön anzusehen und auch sonst bekommt man eine solide Leistung geliefert, die man in einem Rollenspiel auf der PlayStation 3 erwartet. Der Soundtrack von „Tales of Xillia 2” ist wunderschön und ein Fest für die Ohren, die Musikstücke wiederholen sich nicht zu oft und bieten Abwechslung. Die Charaktere sind zwar nicht vollständig vertont, aber in Zwischensequenzen und Gesprächen abseits davon ausreichend synchronisiert. Nur Ludger scheint kein Freund großer Worte zu sein und mehr als kleinere Ausrufe bekommt man von ihm nicht zu hören. Das ist äußert schade, da darunter eine innige Beziehung schwer zu vereinbaren ist.