Sega hat im vegangenen Jahr die westlichen Fans mit einem neuen „Yakuza” auf einer schon fast eingestaubten Konsole beglückt. Auch wir haben uns in das neueste Treiben der beliebten Reihe rund um die japanische Mafia begeben und eine dramatische Geschichte rund um Kiryu, Saejima, Akiyama und vielen mehr erlebt. Was wir von dem japanischen Riesen-Epos halten, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Ein direkter Nachfolger

Zunächst einmal sollte angemerkt werden, dass „Yakuza 5” als Nachfolger einer lang bestehenden Reihe natürlich auch auf die Ereignisse der Vorgänger eingeht und diese erwartungsgemäß fortsetzt. Wer noch nie ein „Yakuza” gespielt hat, der wird mit dem Fünfer zumindest im Hinblick auf die Geschichte ins kalte Wasser geworfen, wodurch auch der Spaß etwas verloren geht, denn die Story ist ein sehr großer Teil der Reihe, was sich auch darin wiederspiegelt, dass es knapp neun Stunden an Cutscene-Material zu bestaunen gibt. Ein weiterer Hinweis, den man vorher beachten sollte: Es gibt lediglich eine japanische Sprachausgabe mit englischen Bildschirmtexten. Im Hinblick auf die sowieso schon sehr lange Lokalisierungszeit, ist es aber mehr als verständlich, dass keine weiteren Sprachen angeboten werden.

Durch ein Schicksal verbunden

Nun aber zur eigentlichen Geschichte. Diese ist zwei Jahre nach den Ereignissen aus „Yakuza 4” angesiedelt und spielt im Dezember des Jahres 2012. Kleiner Fakt am Rande: „Yakuza 5” ist ursprünglich in Japan genau im Dezember 2012 entschieden, weshalb das Datum zu dem Zeitpunkt natürlich auch ein wenig Aktualität hatte. Die Story handelt von den Schicksalen von Kazuma Kiryu, Taiga Saejima, Haruka Sawamura, Shun Akiyama sowie dem ganz neuen Charakter Tatsuo Shinada und wie diese miteinander zusammen hängen. Dazu gesellen sich noch Themen wie Politik, Yakuza-Traditionen, verschiedene Clans, Diplomatie und vieles mehr. Wir wollen an dieser Stelle gar nicht weiter auf die Geschichte eingehen, da sie ein wichtiger Teil der Spielerfahrung ist und vor allem für Kenner mit vielen Twists aufwarten kann, die einem an das Spielgeschehen fesseln. Wer aber schon bei Metal Gear Solid kein Problem mit vielen Cutscenes hatte, der wird auch bei „Yakuza 5” die Unterbrechungen des Gameplays genießen können.

„GTA” in Japan: Ein Mythos aufgeklärt

Um das Gameplay zu erklären, muss man zunächst einen Mythos aufklären, der sich bei vielen Spielern so eingebürgert hat. Die „Yakuza”-Reihe wird fälschlicher Weise oft als Open World-Spiel ala „Grand Theft Auto” bezeichnet. Jedoch hinkt dieser Vergleich an fast allen Ecken, denn anstatt einer großen Welt gibt es nur einen kleinen Stadtteil einer großen Stadt, der auch nur zu Fuß begehbar ist. Das Besondere ist eher der Detailgrad der enthaltenen Stadtteile. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken und ständig kommt man von einer Nebenaktivität zur nächsten. Zudem ist es auch die Atmosphäre, die perfekt eingefangen wurde und einen auf den nächsten Japan-Urlaub vorbereitet. Aber wer ein wirkliches Open World-Spiel und nicht nur fünf relativ durchschnittlich große Areale erwartet, der wird kaum Spaß mit „Yakuza 5” haben.

Knallharte Kämpfe

Neben dem Herumlaufen in der Stadt ist einer der größten Teile des Spiels das Kämpfen. Dafür wird meist der Bereich, in dem man sich befindet, zu einer kleinen Kampfarena und man muss sich gegen mehrere Gegner gleichzeitig behaupten. Dafür nutzt man größtenteils Fäuste, Tritte oder wirft Gegenstände wie Fahrräder auf die Gegner. Zudem gibt es auch noch sogenannte Heat Actions, die als Finisher extra viel Schaden machen und die dynamisch auf die Umgebung reagieren. Da wird auch schon einmal der Kopf des Gegners gegen einen Fahradständer gerammt oder einfach wild auf ihn eingetreten. Hier haben es sich die Entwickler auch nicht nehmen lassen und den Kämpfen eine gewisse Härte gegeben, die gut passt sowie mit ordentlich viel Blut aufwarten kann. Insgesamt sind die Kämpfe aber nicht allzu abwechslungsreich und auch schon in vergleichbaren Spielen besser umgesetzt worden. Mit der Zeit levelt man auch auf und bekommt dadurch neue Fähigkeiten und bessere Grund-Werte. Hier ist aber auch ein Problem verborgen: Denn jeder Charakter startet wieder bei Level 1, wenn man den vorherigen durch hat, weshalb man ein wenig das Gefühl bekommt, dass der erspielte Fortschritt zunichte gemacht wird.

Nach getaner Arbeit

Wie schon erwähnt gibt es aber abseits wirklich viel zu entdecken. Vor allem Nebenaktivtäten wie Darts, Bowling, Karaoke oder auch die Arcade-Halle, wo man Virtua Fighter 2 oder Taiko no Tatsujin spielen kann, können über mehrere Stunden hinweg begeistern. Diese Vielfalt an Aktivitäten wird auch in der Geschichte an sich verwoben, denn zum Beispiel ist Kiryu ein Taxifahrer und als solcher muss er natürlich auch seinem Job nachkommen. Dafür steigt man in ein Taxi und muss sich bei den normalen Aufgaben penibel an die Straßenordnung halten, um wenige Yen zu verdienen, oder man nimmt an Rennen teil, die von typischer Eurobeat-Musik untermalt wird, was das ganze Geschehen auflockert und von der sonst sehr dominierenden Ernsthaftigkeit für einen kurzen Augenblick ablenken. Genau diese Momente sind es, die auch „Yakuza 5” wieder zu einem besonderen Machwerk aufsteigen lassen.

Ein großer Bestandteil von „Yakuza” sind auch die Hostessen, die wieder einmal ihren Weg ins Spiel gefunden haben. Diese kann man für Geld bestellen und dann einige der Nebenaktivitäten zu zweit machen. Dies fügt dem Spiel noch einmal einen weiteren Aspekt hinzu, wodurch man sich wirklich wie ein Mitglied einer Yakuza-Familie fühlt. Sowieso ist Authentizität ganz groß geschrieben, weshalb nicht nur die Städte detailtreu sind, sondern auch alles andere fühlt sich genauso an, wie man es erwarten würde.

Ein Pop-Sternchen betritt die Bühne

Zu guter Letzt sollte im Hinblick auf das Gameplay auch noch einmal Haruka Erwähnung finden. Denn in der Mitte des Spiels übernimmt man zum ersten Mal die Rolle des wohl wichtigsten, weiblichen Charakters der gesamten Reihe. Aber als junger Teenager vermöbelt Haruka natürlich ihre Gegner nicht, sondern als aufstrebendes Pop-Sternchen geht es stattdessen in knallharte Tanz-Kämpfe. Diese sind jedoch auf egal welcher Stufe man spielt für Musikspiel-Veteranen eher anspruchslos und können nur wirkliche Anfänger fordern. Trotzdem kann auch dieser Bruch im Gameplay Spaß machen und zeigt einfach, wie abwechslungsreich „Yakuza 5” ist.

Detaillierte Charaktere

Auch wenn wir uns mit „Yakuza 5” auf der PlayStation 3 befinden, können vor allem die Charaktermodelle und deren Gesichter überzeugen. Leider wird die restliche Umgebung sehr kantig dargestellt und es kommt auch mal sehr gerne zu Einbrüchen in der Framerate. Trotzdem ist der Titel eine grafische Wucht und kitzelt so gut wie alles aus der alten Konsole heraus. Dazu kommt ein wunderbarer Soundtrack mit aufbauschenden Tracks, aber auch ganz ruhigen Klängen, die immer perfekt zu der Situation passen.