„Resident Evil“ gehört zur Königsklasse der Horror-Spiele. Zumindest konnte man das vor einigen Jahren noch sagen, bis die Reihe ihren Fokus eher auf mehr Action legte. Dabei waren auch die Ableger mit dem klassischen Gameplay nicht ohne Fehler, und gerade das Prequel „Resident Evil 0“ kam nicht bei allen Spielern gut an. Nun möchte Capcom dem Spiel jedoch eine weitere Chance geben, weshalb nach der Wii-Version endlich auch Besitzer der Konkurrenz-Konsolen in den Genuss des Abenteuers kommen. Kann die HD-Version aber auch überzeugen, oder sind die damals kritisierten Probleme wirklich so schlimm? Wir haben uns auf die PlayStation 3-Version gestürzt und verraten es euch.

Es war einmal…

Wie man es sich bei dem Titel schon denken kann, spielt „Resident Evil 0 HD“ vor dem ersten Teil der Reihe und stellt somit chronologisch den Anfang dar. Als das Bravo-Team der Spezialeinheit S.T.A.R.S. in den Raccoon Forrest geschickt wird, um einige merkwürdige Morde aufzuklären, stürzt ihr Hubschrauber ab und das Team befindet sich ohne Ausrüstung im dunklen Wald. Schon bald finden sie einen Gefangenentransporter, deren Fahrer mittlerweile jedoch bereits tot sind. Nur einer scheint sich davongeschlichen zu haben: Ex-Lieutenant Billy Coen, der zu seiner Hinrichtung befördert werden sollte. Auf der Suche findet die junge Rekrutin Rebecca Chambers, bekannt aus dem ersten Teil der Reihe, einen stehen gebliebenen Zug, in dem sie zahlreiche Leichen findet, die sich als hungrige Zombies entpuppen. Auch der besagte Verbrecher hält sich dort auf, doch nachdem die Monster die anderen Mitglieder der Einheit töten, müssen die beiden eine ungleiche Partnerschaft eingehen, um die schlimmste Nacht ihres Lebens zu überleben. Dabei treffen sie sogar auf einige Berühmtheiten der Reihe, deren Geschichten noch weiter ausgebaut wird.

Die Geschichte ist sicherlich weder die innovativste, noch die cleverste. Dennoch passt sie gut zur Reihe und kommt durch ihre teils sehr bizarren Szenen zu Höhepunkten, die man vorerst gar nicht erwarten würde. Vor allem die Dynamik zwischen Rebecca und Billy ist gelungen, wenn auch oft sehr klischeehaft. Anfangs noch das komplette Gegenteil voneinander, müssen sie immer mehr auf den anderen vertrauen. Die Zwischensequenzen verändern sich zudem, je nachdem, welchen Charakter der Spieler gerade spielt. Diese kleinen Alternativen sind zwar nicht weltbewegend, dennoch ganz spannend für diejenigen, die einen zweiten Durchlauf anstreben.

Team-Play

Spielerisch scheint sich der Titel in den ersten Minuten nicht von den anderen Serienablegern vor „Resident Evil 4“ zu unterscheiden. In vorgerenderten Szenarien steuert der Spieler Rebecca durch verschiedene Räume, während die Kamera feste Positionen einhält. Dabei müssen Zombies erschossen werden, indem der Charakter in deren Richtung schaut und entweder geradeaus, nach unten oder nach oben schießt. Liegen Items auf dem Boden, können diese aufgenommen und im Inventar verwaltet werden. Munition muss mit der Waffe kombiniert werden, Items sollten genau betrachtet werden und die Lebensenergie wird ebenfalls im Menü angezeigt. Wer also schon die Neuauflage des ersten Teils gespielt hat, sollte sich schnell zurecht finden.

Große Veränderungen gibt es jedoch schon bald nachdem Rebecca zu Billy stößt. Nach einer kurzen Rettungsaktion steht dieser nämlich als zweiter Charakter zur Verfügung, und die beiden können zusammen durch die Räume laufen, um die Zombies zu besiegen. Für viele Rätsel ist es jedoch notwendig, dass sich die beiden trennen. Praktischerweise kann der Spieler immer zwischen den beiden hin und her wechseln, und beide zu komplett unterschiedlichen Orten führen. Das ermöglicht vielseitigere Rätsel und treibt den Überlebensaspekt noch weiter an. Die beiden können nämlich ihre Gegenstände untereinander aufteilen, und der Spieler muss immer genau planen, wer gerade was braucht. Doch im Endeffekt können mehr Gegenstände getragen werden, als üblich. Auch die Eigenschaften sind unterschiedlich, jedoch zu Beginn nicht immer ersichtlich, weshalb sich Ausprobieren definitiv lohnt.

Trautes Heim

Die Schauplätze in „Resident Evil 0 HD“ sind serientypisch sehr atmosphärisch. Schon der Zug zu Beginn wirkt mit seinen zerstörten Luxus-Räumen bedrohlich, und wenn die beiden erst einmal ein Anwesen der Umbrella Corporation erreichen, erinnert vieles an den ersten Teil. Genauso wie dieser hat „Resident Evil 0 HD“ ein paar Anpassungen erhalten. Neben der offensichtlich aufpolierten Grafik, lässt sich nun eine neue Steuerungsmethode auswählen, die das Geschehen sehr viel kontrollierbarer macht. Derweil gibt es viele Anspielungen auf die anderen Serienteile. Mal findet sich ein Dokument, manchmal wirken jedoch die Orte sehr vertraut.

Alte Probleme

Leider kehren mit dem Spiel auch seine Probleme zurück, die den Spielspaß schon damals trübten. Allen voran wäre da das Item-System. Zwar bleiben Items auf dem Boden, sollte der Spieler sie fallen lassen. Das ist jedoch nun die einzige Option, Platz im Inventar zu schaffen. Die Item Boxen gibt es hier leider nicht, in denen damals Items untergebracht und von anderen Orten aus aufgenommen werden konnten. Das führt dazu, dass man oft zurück laufen muss, um diese erneut einzusammeln. Allgemein plagt den Titel eine ganze Menge Backtracking, das besonders gegen Ende zur Qual wird.

Auch die KI ist nicht immer perfekt. Während diese größtenteils sparsam mit der Munition umgeht, kann es dennoch manchmal vorkommen, dass der computergesteuerte Partner in der Nähe von Zombies direkt auf diese schießt. Bei einem Spiel, in dem die Flucht ein durchaus wirksames Mittel sein kann, ist das grauenvoll. Allgemein wirkt der Titel manchmal altbacken, was jedoch damit zusammenhängt, dass es sich hierbei nur um eine Aufpolierung, nicht um ein Remake handelt.

Ein ganz besonderer Modus

Etwas, mit dem wohl niemand gerechnet hat, ist der neue Wesker-Modus. Hier wird Billy durch den ikonischen Bösewicht ausgetauscht, wobei die Stimme des geflohenen Häftlings bleibt. Die Änderungen wirken sich eher auf das Gameplay aus und wirken genauso überdreht wie die Tatsache, dass Rebecca mit Wesker zusammenarbeitet. Anstatt ehrfürchtig vor den Zombies zu flüchten, darf der Spieler hier zum angriffslustigen Supermenschen mutieren. Wesker ist nämlich wahnsinnig schnell und kann sogar Feinde umlaufen. Doch er verfügt auch über eine Aura, mit der alle Gegner in der Umgebung geköpft werden. Dadurch werden die Kämpfe natürlich zu einer Lachnummer, dennoch ist es durchaus amüsant, nach dem Durchspielen so schnell wie möglich durch den Titel zu laufen.

Technik

Durch das HD im Titel sieht das Spiel nun natürlich sehr viel besser aus. Die Umgebungen erstrahlen in einem neuen Glanz, und allgemein merkt man, wie sehr die Texturen überarbeitet wurden. Die Zwischensequenzen hingegen brechen mit der Optik und sehen nicht so beeindruckend aus wie der Rest. Hinzu kommen noch altbackene Animationen, die sich kaum von der Original-Fassung unterscheiden. Dafür ist die Bildrate stabil, der Soundtrack vermittelt noch immer eine tolle Atmosphäre und die Ladezeiten sind ikonisch wie eh und je.