Es war einmal ein sechzehnjähriger Junge. Eine leicht zerrissene Hose, Bandshirt und Chucks bedeckten sein jugendliches Antlitz. Schule war scheißegal, der Punkrock nicht. Highschoolpunk nannte man damals Musik von Bands wie Sum 41 und Blink 182, der Grunge kam derweil aber auch nicht zu kurz und „Rape me“ lief hoch und runter. Doch sollte es nicht beim bloßen Musik hören bleiben, vielmehr sollte auch eine richtige Gitarre ins Haus. Gegen den elterlichen Willen hing das Ding dann viele Jahre im Jugendzimmer, in der ersten Studentenbude und schließlich in einer Ecke des Arbeitszimmers. Der Junge von damals nimmt nun mit „Rocksmith 2014 Edition“ einen letzten verzweifelten Anlauf, die Rockerkarriere steil zu starten.

Demotape

Voraussetzung für einen Einsatz des Spiels, das vielmehr ein Lernprogramm ist, ist natürlich eine E-Gitarre. Somit richtet sich die Software an all diejenigen, die das Spielen des Instrumentes erlernen wollen oder es schon können. Verbunden wird meine „Epiphone Les Paul“ mit einem im Lieferumfang enthaltenen Kabel, das in den USB-Slot der PS4 und in die Klinkenbuchse der Gitarre gesteckt wird. Anschließend wird die Gitarre gestimmt und den ersten Übungen steht nichts im Wege. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die PlayStation am besten via optischem Audiokabel mit eurer Anlage verbunden sein sollte, um Verzögerungen gänzlich auszuschalten.

Proberaum

Bevor man sich auf einen der 55 Songs stürzt sollten sich Anfänger den Übungslektionen widmen. Hier wird mehr als anschaulich in einer Kombination aus Tutorialvideo und aktivierenden Übungen das Wesentliche des Gitarre spielens erläutert. Vom Halten und Stimmen der Gitarre über Power-Chords bis hin zu kniffligen Solis, jeder Volkshochschulkurs sieht dahingegen alt aus. Das Spiel misst bei jeder Übung euer Können und passt so den Schwierigkeitsgrad an. Dies geschieht weitestgehend intelligent, womit blutige Anfänger auch ihre ersten Songs nachspielen können. Hierfür werden einfach die anzuschlagenden Noten reduziert.

Das Spielprinzip ist dabei ganz wie in „Guitar Hero“ und Co. Von oben herab laufen verschiedenfarbige Noten auf euch zu, die es entsprechend zu spielen gilt. Innerhalb des Tutorials wird das Prozedere anschaulich erklärt. Im Gegensatz zu den ollen Plastikgitarren solltet ihr nun aber mit schmerzenden Fingern und Hornhaut auf den Fingerkuppen rechnen.

Neben den 55 Songs, die vor allem Könner des Gitarrenspiels motivieren sollten, bietet „Rocksmith“ noch viel mehr für Alteingesessene. Innerhalb des Sessionmodus lässt es sich beliebig am Sound herumschrauben. Bei unzähligen Effekten und Einstellungen kommen Tonjunkies mit Sicherheit auf ihre Kosten. Der virtuelle Proberaum bietet zudem die Möglichkeit, sich von einer Band begleiten zu lassen. Ihr spielt vor und die Band stimmt ein.

Die große Bühne ruft

„Der schnellste Weg um Gitarre spielen zu lernen“ - dies suggeriert zumindest die Verpackung der Spiels. Und tatsächlich: nach einigen Abenden der Übungszeit festigen sich meine Fähigkeiten und die stumme Crowd in meinem Wohnzimmer ist hellauf begeistert. Dabei punktet das Programm vor allem durch das stetige Feedback und die motivierenden Übungen. Der Ansporn ist einfach hoch, die Übungen mit 100% zu absolvieren und wenn man dabei noch etwas lernt, um so besser.