Sekt oder Selter, Puma oder Adidas, McDonalds oder Burger King – ständig steht man vor Entscheidungen. Viele Videospieler stehen jedes Jahr vor der gleichen Frage: „FIFA” oder „PES”? Nachdem uns Ersteres auf der PS4 bereits begeistern konnte, haben wir uns von Letzterem die PC-Fassung geschnappt, um auch dieses Mal zu klären: wer kickt besser?

Wie aus dem Lehrbuch

Einen weiten Abschlag will der Torhüter nicht riskieren, zu gut deckt der Gegner die Teamkollegen. Der kurze Wurf zum Abwehrspieler kommt an, doch schon ist der gegnerische Stürmer zur Stelle und macht ein Vorankommen unmöglich. Der folgende Rückpass wird vom Torhüter am 16-Meter-Raum dann doch weit abgeschlagen, und kommt im Mittelfeld, wie befürchtet, beim Fuß eines Gegenspielers an. Dieser sprintet voran, und bevor der Torhüter seinen Weg zurück zwischen die Pfosten findet, ist der gekonnte Lupfer mit Topspin schon über die getreckten Finger des Hüters, aber unter der Latte hindurch. Situationen wie diese gibt es häufig, und allesamt spielen sie sich flüssig und dynamisch, dass man die alten Versionen von „Pro Evolution Soccer“ im Regal stehen lassen wird. Dies liegt zum einen an der tollen KI von Gegner und Mitspieler, und zum anderen an einer grandiosen Mischung aus Berechenbarkeit und Unberechenbarkeit.

Berechenbarkeit

Neu sind sie nicht, Elemente wie Ausdauer oder Sprints. Doch wirken sie dieses Mal deutlich greifbarer bei der Umsetzung der eigenen Spielweise. Wer auch kurz vor Ende der 90 Minuten noch mit Vollgas Richtung Tor dribbeln will, muss sehr darauf achten, zwischendurch auch mal den Finger vom Gas zu nehmen. Dies macht sich natürlich auch darin bemerkbar, dass beim Sprint der Ball deutlich schneller beim Gegner landet. Natürlich kommt es hier auch auf die Fähigkeiten des ballführenden Spielers an, und so lernt man mit der Zeit, welchen Sportler man eher dribbeln lässt, und wer eher per Pass den Ball nach vorne bringen sollte. Doch auch beim Gegner lassen sich bestimmte Elemente ablesen. Eine Einwechslung eines Spielers einer anderen Position deutet eine Änderung der Taktik an.

Unberechenbarkeit 

Wo beim Konkurrenten „FIFA“ und auch bei Vorgängern von „PES 2015“ meist bestimmte Taktiken erfolgsversprechend waren, gibt es hier keinen sicheren Weg zum Tor. Wer zwei Mal über links außen nach vorne prescht, kann sich sicher sein, dass beim dritten Mal der Gegenspieler bereits auf einen warten wird. Wenn man sich darauf einlässt, werden keine zwei Partien sich gleich spielen, da man jedes Mal neue Taktiken ausprobiert. Und so stellt man nach jeder Runde fest: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Man lernt dazu, sowohl harte Fakten als auch die Stellen, an denen einfach keine klare Linie erkennbar ist. Eben genau so, wie Fußball nun mal ist.

Schlau 

Dem Spielgefühl sehr zuträglich ist die Intelligenz der Spieler, die das Geschehen auf dem Rasen unglaublich realistisch wirken lässt. Stürmt man auf das Tor zu, kann man sich sicher sein, dass die Kollegen mitgehen und versuchen, sich frei zu spielen, um eine Anspielstation darzustellen. Sollte der Ball dennoch verloren gehen, so sieht man seine Teamkollegen direkt zurückfallen, um den Ball zurück zu erobern. Die Verteidiger versuchen, die Stürmer im Abseits stehen zu lassen, solange der Ball noch weit entfernt ist. Natürlich gehen solche Aktionen auch einmal in die Hose, aber eben das ist Fußball. Alles in allem kann man sagen, dass das Verhalten der Spieler verdammt nah am realen Fußball ist. Eine wahre Freude auch dann, wenn man nur zusieht!

Spielweisen 

Wie auch bei der Konkurrenz, gibt es einen zentralen Spielmodus, der hauptsächlich online stattfindet. In myClub stellt man sein Team aus Amateuren zusammen, um sie nach und nach zu Profis zu machen. Wer den richtigen Manager und die richtigen Spieler wählt, wird die Chemie des Teams stetig verbessern. Insgesamt wirkt dies leider ein weniger holpriger als bei der „Ultimate Team“-Konkurrenz von „FIFA“, dennoch ist der Modus motivierend. Und genau wie beim Konkurrenten kann man sich nun auch hier mit echtem Geld Vorteile verschaffen. Wer sich gern online mit anderen Spielern misst, wird etwas glücklicher sein als bisher. Man findet sehr schnell Matches, und die Lags wurden deutlich gemildert, treten hier und dort aber noch auf. Der Rest der Modi kommt über die Standards nicht hinaus, hier fehlt es ein wenig an Kreativität, um sich von „FIFA“ abzuheben.

Hinterher 

In Sachen Technik und Präsentation könnte man hier einfach das gleiche schreiben wie immer. Auch „PES 2015“ ist technisch nicht auf der Höhe und hinkt der Konkurrenz aus dem Hause EA deutlich hinterher. Es ist bei weitem nicht so hübsch anzusehen, und auch die Stimmung im Stadion, die Jubelsequenzen und so weiter und so fort lassen nicht das gleiche Fußball-Feeling aufkommen wie bei „FIFA“. Gleiches gilt natürlich auch für die Lizenzen, die ebenso wie immer deutlich knapper ausfallen.