Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ein Spiel zu „Sword Art Online“ erscheinen würde. Die berühmte Light-Novel-Reihe, die durch den Anime auch international für Aufsehen gesorgt hat, handelt schließlich von Spielern, die in einer virtuellen Realität gefangen sind und ein riesiges Spiel durchspielen müssen, um zu überleben. Mit einem Umweg über die PlayStation Portable sowie der PlayStation Vita erscheint „Sword Art Online Re: Hollow Fragment“ nun auch für die PlayStation 4. Erhalten die Fans damit den spielbaren Anime, oder ist das Spiel nur ein Schatten seines Potentials? Wir haben uns für euch nach Aincard gewagt und es herausgefunden.

Achtung, Spoiler!

Die Geschichte von „Sword Art Online Re: Hollow Fragment“ startet ungefähr in der Mitte der ersten Staffel des Animes. Die Spieler, die in dem VRMMORPG „Sword Art Online“ gefangen waren und die verschiedenen Ebenen der fliegenden Welt durchforsten mussten, erfahren auf Ebene 75, dass sie dem Bösewicht schon längst begegnet sind. Nachdem der Held Kirito diesen besiegt hat, landen fast alle Spieler wieder in der normalen Welt, zumindest in der Vorlage. Hier beginnt die alternative Welt des Spiels, denn anstatt gerettet zu werden, läuft das Spiel ganz normal weiter. Deshalb beschließen die Charaktere, sich bis zu Ebene 100 durchzukämpfen.

Mit der verbesserten PlayStation-Vita-Version erschien auch eine zusätzliche Geschichte in der Hollow Area. Diesen Ort betritt Kirito durch einen Zufall und begegnet einem geheimnisvollen Mädchen, das diesen Bereich nicht verlassen kann. Was es mit diesem neuen Gebiet auf sich hat und wer die Spielerin ist, wird erst im weiteren Verlauf aufgeklärt. Der Spieler darf selbst entscheiden, wann er welchen Abschnitt spielen will, denn der Wechsel ist fast jederzeit möglich.

Für Fans der Reihe könnte die Ausgangssituation kaum besser sein, schließlich haben sich viele gefragt, wie es denn nach der berüchtigten Ebene 75 weitergehen würde. Und tatsächlich ist die Geschichte interessant, wenn sie auch kaum Höhepunkte oder interessante Wendungen bietet. Dafür sind fast alle Charaktere der Serie im Spiel, selbst einige aus dem späteren Verlauf, und die tollen Dialoge vermitteln direkt die richtige Stimmung. Glücklicherweise wurde an der englischen Übersetzung noch einmal gearbeitet und die Texte ergeben nun sehr viel mehr Sinn, als sie es in der PlayStation-Vita-Version getan haben.

Das Spiel ist das Spiel

Der Spaß für die Fans endet nicht bei der Geschichte, denn bei dem Titel handelt es sich um ein waschechtes Rollenspiel. Mit den verschiedenen Skills, von denen der Spieler im Verlauf der Geschichte immer mehr erhält, geht es in den Kampf gegen wahnsinnig vielfältige Gegner, die alle ihre Eigenheiten besitzen. Die Kämpfe selbst laufen da schon eintöniger ab, der Titel orientiert sich nämlich an klassischen MMORPGs. Das bedeutet, dass man die normalen Gegner mit diversen Fähigkeiten angreift, um stärker zu werden und diese aufzuleveln. Doch einige besondere Angriffe müssen sich erst wieder aufladen, außerdem gibt es auch eine weitere Leiste, die bestimmt, wie oft Kirito überhaupt mit voller Kraft angreifen darf. Ist zudem ein Begleiter dabei, können Teamaktionen vollzogen werden, die stärker werden, je besser sich die Charaktere verstehen.

Das Kampfsystem bietet eine gute Tiefe mit vielen verschiedenen Fähigkeiten, die sowohl offensiver als auch passiver Natur sind. Leider können gerade Einsteiger verschreckt werden, denn die Tutorials finden in klobigen Textboxen statt, die zudem so häufig auftreten, dass man schnell den Überblick verliert. Wer sich aber ein wenig länger damit beschäftigt, darf sich auf ein schönes Kampfsystem freuen, das allerdings gerade bei den schwächeren Gegner, die manchmal questbedingt erledigt werden müssen, ein wenig zu nervig wird.

Big Boss

Die Highlights der Kämpfe sind definitiv die Bosse. Am Ende einer jeden Ebene erwartet die Gruppe nämlich ein besonders starkes Monster, das weitaus mehr Strategie erfordert als die normalen Gegner. Diese letzten Räume machen Spaß und bringen die benötige Abwechslung in den Titel. Genauso wie in der Serie, erhält der Spieler besondere Gegenstände, die den Todesstoß ausführen. Die Belohnungen sind teilweise so toll, dass ein ganz besonderer Anreiz geschaffen wird, wirklich perfekt zu gewinnen. Doch auch die Freude über die jeweils nächste Ebene ist groß, denn vor allem optisch gibt es dann jedes Mal eine willkommene Abwechslung. Hinzu kommt ein netter Multiplayer-Modus, mit dem Spieler zusammen auf Monsterjagd gehen können. Der ist zwar nicht besonders ausgefeilt, dürfte aber dennoch frischen Wind in das monotone Abenteuer bringen.

Error: Fehlender Feinschliff

An und für sich hört es sich so an, als ob die Macher den Fans das perfekte Spiel zur Vorlage servieren. Davon ist „Sword Art Online Re: Hollow Fragment“ aber noch weit entfernt, denn es sind vor allem die kleineren Aspekte, die für viel Unmut sorgen. Da wäre zum einen das Speichersystem, das katastrophaler nicht sein könnte. Ein manuelles Speichern ist nicht möglich; das Spiel speichert automatisch, sobald ein neues Gebiet betreten wird. Die sind manchmal aber so groß und leider auch oft leer, sodass beim Tod längere Wege wiederholt werden müssen. Besonders tragisch ist das bei den Dungeons, die dann zu einem Großteil wiederholt werden müssen. Das macht weder Spaß, noch ist es wirklich fair. Sollte zudem die Begleitung sterben, ist das Spiel ebenso erst einmal vorbei. Da die helfenden Helden allerdings gerade in den höheren Ebenen manchmal überfordert sind, trägt nicht immer der Spieler die Schuld am Ableben.

Wie bereits angesprochen, kann auch die Welt nicht überzeugen. Die Areale sind zwar optisch abwechslungsreich, bieten aber spielerisch, bis auf die Gegner, wenig Abwechslung. Dadurch wird das ganze Spiel nach einigen Ebenen leider langweilig, denn immer wieder dasselbe zu tun, macht nur den härtesten Fans auch nach über 50 Stunden noch Spaß. Da hilft auch die geheimnisvolle Hollow Area nicht, die eigentlich nur mehr vom Selben bietet, auch wenn sie deutlich anspruchsvoller ist.

Auch merkwürdig sind einige Design-Entscheidungen. Es landen zum Beispiel Charaktere in Aincard, die im Anime gar keinen Bezug zu dem Spiel Sword Art Online haben. Wieso sie da sind, wird auch nicht wirklich erklärt, denn die Macher wollten einfach nur möglichst viel Fan-Service einbauen. Die Dialoge sind zwar endlich vernünftig übersetzt worden, sind aber auch nicht immer wirklich inhaltsreich und nur etwas für große Fans der Vorlage. Die Nebenquests beschränken sich derweil fast nur darauf, Materialien zu beschaffen und Monster zu besiegen – Abwechslung sieht anders aus. Es ist auch merkwürdig, dass der Spieler den Hauptcharakter optisch anpassen kann. Das ist an sich zwar ganz nett, ergibt aber wenig Sinn, vor allem, da alle Kirito ganz normal behandeln.

Gute Grafik für ein PSV-Spiel

Um fair zu bleiben, das Spiel erschien damals für die PlayStation Portable und wurde anschließend in einer erweiterten Fassung für die PlayStation Vita veröffentlicht. Schon dort wirkte die Grafik ein wenig altbacken, doch noch immer gut. Auf der PlayStation 4 sieht es da leider ganz anders aus. Die Grafik wurde zwar ein wenig aufpoliert, man merkt dem Spiel allerdings permanent seine Herkunft an. Es ist zwar nicht besonders hässlich, dürfte aber viele Spieler abschrecken, die den Titel zum ersten Mal erleben. Die Bildrate schwankt zudem öfters in den Kämpfen.

Auch der Ton klingt nicht perfekt, dennoch ist vor allem die Musik wunderschön und die japanische Sprachausgabe sehr gelungen. Nur die Qualität könnte ein wenig höher sein, doch angesichts des weiten Weges auf die PlayStation 4 ist das alles noch im Rahmen des Akzeptablen.