Bitte ganz ehrlich antworten: Wer erinnert sich noch an „King's Quest“? Zwischen 1984 und 1994 gab es ganze sieben Adventures, bevor 1998 ein Action-Adventure erschien. Nun, 17 Jahre später, besinnt man sich wieder auf die Ursprünge, jedoch im modernen Gewand. Ob dies klappen kann? Ja, und wie!

Achtung! Veränderte Review-Struktur

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. Da bei „King's Quest“ die Geschichte und die Entscheidungen einen Teil des Spielspaßes ausmachen, wollen wir in diesem Review den Handlungsrahmen, das Gameplay und die Technik ohne Spoiler vorstellen. Danach folgt zu jeder Episode ein kurzes Fazit. Weiterführend gibt es dann einen Link zum ausführlichen Review jeder einzelnen Episode, in der wir dann auf die Handlungsentwicklung und Entscheidungen genauer eingehen. Wir haben uns bemüht, auf Spoiler zu verzichten. Allerdings muss jeder ein stückweit für sich selbst entscheiden, ob er das Spiel vollkommen ohne Vorwissen angehen möchte.

Tollpatsch, Ritter, König

„King's Quest“ erzählt die Story von Graham, einem normalen Kerl mit großen Ambitionen. Er zieht los, um Ritter zu werden, und anschließend sogar König – ebenso, wie es im Original von 1984 der Fall war. Die erste Station seines Weges ist dabei der Wettkampf mit vier anderen Helden, die es in verschiedenen Disziplinen zu schlagen gilt.

Zu etwas ganz Besonderem wird die Story durch die Art der Erzählung. Man spielt die Erzählungen eines deutlich gealterten Graham nach, der seine Lebensgeschichte seiner Enkelin erzählt. So wird selbst der Versuch, ein Item an der falschen Stelle zu nutzen, sehr liebevoll von der Enkelin mit einem „Nein Opa, ich weiß wo du das eingesetzt hast – da nicht!“ kommentiert.

Adventure und mehr

Das Spiel startet linear, und bietet an dieser Stelle gekonnt eine Einführung in all das, was den Spieler erwartet – quasi ein Tutorial, das so gut in den Spielfluss eingefügt wurde, dass man es als solches überhaupt nicht erkennt. Im Grunde handelt es sich um ein Adventure, das jedoch auch Einlagen anderer Genres bietet. Meist jedoch muss man Items gewählt einsetzen, oder auch Schalter oder ähnliches anhand guter Beobachtungen der Umgebung richtig betätigen. Wenig später muss man dann einen Pfeil aus der Ego-Perspektive abfeuern, oder aber auch gefährliche Situationen per Quick-Time-Event überstehen. Was in anderen Spielen häufig aufgesetzt wirkt, wurde bei „King's Quest“ in genau den richtigen Portionen eingestreut und sorgt so dafür, dass es nie langweilig wird. Zumindest fast, denn die erste Episode hat einen kleinen Hänger.

Entscheidungen

Während klassische Adventures meist einen einzigen Weg boten, kommt „King's Quest“ an vielen Stellen mit unterschiedlichen Möglichkeiten daher. Dies reicht von der Entscheidung, in welcher Reihenfolge man welches Rätsel angeht, über den Einsatz unterschiedlicher Items zur Lösung eines Rätsels, bis hin zu wirklich Story-beeinflussenden Entscheidungen. Diese teilen sich in die Kategorien Mut, Weisheit und Mitgefühl ein, was die Geschichte in die entsprechenden Wege lenkt. Dazu sind viele kleine Rätsel und Nebengeschichten rein optional und bieten neben Trophies noch ein wenig mehr Einblick in die tolle Welt des Spiels.

Märchenhaft

Die Präsentation erinnert deutlich an die schönsten Zeichentrickfilme aus der Zeit der ursprünglichen Adventures der „King's Quest“-Reihe. Alle Figuren sind deutlich überzeichnet und passen perfekt zu ihren Charakteren. Graham ist schlaksig und tollpatschig. Perfekt dazu passen die Animationen, die sehr variantenreich daher kommen und sehr liebevoll gestaltet wurden. Der Humor bietet alles von simplem Slapstick, Sarkasmus, Selbstironie und richtigen Brüllern, die jeden Spieler zum Lachen bringen sollten. Doch auch ernste Momente wurden passend eingefügt, und da geht dann wirklich schon mal die Gänsehaut in Verbindung mit dem Klos im Hals daher.
Das einzig wirklich zweischneidige Schwert ist Grahams Umhang. Er ist zwar perfekt passend zu den Bewegungen animiert, jedoch clipped er recht häufig durch irgendetwas hindurch, was den Gesamteindruck ab und an ein wenig trübt. Auf der akustischen Seite ist man verdammt nahe an der Perfektion. Der Soundtrack ist stets passend, von märchenhaft bis actionreich, und die deutsche Sprachausgabe zählt zum besten, was seit langem die Ohren verwöhnt hat. Leider ist die Lippensynchronität oft jedoch komplett daneben.

Episode 1: Der seinen Ritter stand

Es gibt tatsächlich nicht viel zu Meckern bei „King's Quest Episode 1: Der seinen Ritter stand“. Einzig das Backtracking wird wohl einige nerven. Davon abgesehen zeigt schon die erste Episode, dass man ein tolles Gesamtpaket mit viel Humor, einer grandios erzählten Story, tollen Charakteren und für das Genre ungewöhnlich viel Abwechslung bekommt. Wir drücken die Daumen, dass die nächsten Episoden das einzige nennenswerte Manko beheben werden!

» Zur ausführlichen Review der ersten Episode

Episode 2: Stein oder nicht Stein

Die zweite Episode von „King's Quest“ ist spielerisch deutlich eintöniger, merklich kürzer und voll von technischen Mängeln. Doch natürlich kann die Präsentation immer noch begeistern, der Humor ist genauso klasse wie zuvor, und das Finale sorgt für Gänsehaut!

» Zur ausführlichen Review der zweiten Episode