Die Manga- und Anime-Reihe „One Piece“ hat über die Jahre viele Videospiele erhalten, von denen bei Weitem nicht alle bei den Fans Anklang fanden. Nach vielen Prügelspielen und Action-Adventures war es dann eine Überraschung, als „One Piece: Pirate Warriors“angekündigt wurde, das die serientypische Verrücktheit mit dem Gameplay der „Warriors“-Reihe verbunden hat. Der Titel kam dabei so gut an, dass nun bereits der dritte Ableger erschien, erstmals für PlayStation 4. Kann die Strohhutbande auch auf der aktuellen Generation überzeugen, oder hat es sich so langsam ausgeprügelt?

Alles auf Anfang: Die Reise der Strohhüte

Anders als beim Vorgänger, wird in „One Piece: Pirate Warriors 3“die Geschichte der Vorlage nacherzählt. Dabei setzen die Entwickler aber nicht am Ende des ersten Teils an, sondern erneut fast vom Beginn des Animes. In ganzen 22 Episoden erleben die Spieler die Geschehnisse von der Befreiung Zorros über die Schlacht im Marineford bis zum fast aktuellsten Kampf des Mangas auf Dress Rosa. Dabei wechseln sich reine Text-Passagen, animierte Bilder und vollständige Videosequenzen regelmäßig ab, um die Schlüsselmomente der langlebigen Reihe zu erzählen.

Zugegeben, eine so umfangreiche Reihe wie „One Piece“ komplett in einem Spiel nachzuerzählen, ist nahezu unmöglich. Dafür gibt es zu viele Ereignisse, die nur grob angeschnitten werden können. Wenn man das bedenkt, leistet das Spiel zwar keinen überragenden, aber doch einen soliden Job, die Fans der Reihe daran zu erinnern, was gerade überhaupt passiert. Neulinge hingegen werden bereits nach wenigen Missionen den totalen Überblick verlieren und wahrscheinlich auch die fantastischen Zwischensequenzen, die tatsächlich nicht zu kurz geraten sind, nicht so sehr genießen können wie die Fangemeinschaft. Das liegt vor allem daran, dass nur einzelne Geschehnisse wirklich detailliert gezeigt werden, andere aber in kurzen Dialogen versteckt sind. Allzu schlimm ist das zwar nicht, allerdings hätten gerade die Textpassagen ein wenig hübscher präsentieren werden können.

Prügeln, Prügel und nochmal Prügeln!

Das Gameplay bleibt natürlich auch im neuesten Ableger ganz klassisch. In der Geschichte übernehmen die Spieler die Rolle eines bereits freigeschalteten Charakters und kämpfen sich durch zahlreiche Feinde – meist Hunderte gleichzeitig. Dabei sind die Gegner nicht besonders stark und die Kämpfe relativ einfach zu handhaben. Die Schwierigkeit kommt in Form der Schlachtfelder, die in Basen und Wegen unterteilt sind. Bei den Wegen handelt es sich um neutrale Gebiete, auf denen sich sowohl freundliche als auch feindliche Truppen bewegen, um kleine Stützpunkte einzunehmen oder zu den Basen zu gelangen. Diese wiederum sind Stützpunkte, die eingenommen werden müssen, um die Schlachten für sich zu entscheiden. Einmal belagert, können die Feinde diese natürlich auch wieder an sich reißen, weshalb die kleine Übersichts-Karte sowie die Meldungen am rechten Bildschirmrand im Auge behalten werden müssen. Ist nämlich die eigene Hauptbasis in gegnerische Hände gefallen, ist die Mission gescheitert.

Während der Schlachten gibt es immer wieder kleine Aufgaben, etwa besondere Areale oder Charaktere zu beschützen. Oft öffnen sich neue Wege, werden diese erfolgreich abgeschlossen. Überall verstreut sind zudem Truhen, die kurz- und langfristige Boni beinhalten können. Nach einigen stärkeren Zwischengegnern endet jede Episode mit einer Schlacht gegen einen der zahlreichen Kontrahenten der Strohhutbande. Diese Kämpfe müssen meist etwas taktischer angegangen werden und verlaufen über mehrere Phasen, die manchmal auch durch Zwischensequenzen unterbrochen werden.

Von tollen Teams und dummen Kameraden

Das Kampfsystem ist sehr simpel gehalten und besteht meist aus der Kombination zweier verschiedener Knöpfe. Dennoch sehen die Angriffe einfach toll aus, sodass Fans der Spaß nicht so schnell vergehen dürfte. Weitere Fähigkeiten werden im Laufe der Geschichte freigeschaltet, um auch die Entwicklung der Charaktere auf ihrer Reise wie im Original zu gestalten.

Ganz neu hingegen ist die sehr viel stärkere Einbindung des Teams in das Kampfgeschehen, was „One Piece: Pirate Warriors 3“ angenehm von den anderen Serienablegern unterscheidet. Die verschiedenen Hilfscharaktere, die per Steuerkreuz angewählt werden können, erscheinen nämlich am Ende einer Kombo und führen einen zusätzlichen Angriff aus – vorausgesetzt, die passende Leiste hat sich gefüllt. Das gipfelt im ganz neuen Kizuna Rush, in dem die Helden zusammen ihre stärksten Spezialangriffe gemeinsam ausführen. Dabei können noch weitere Charaktere hinzukommen, und es ist einfach beeindruckend, wenn Ruffy mit vier weiteren Helden zu einem richtigen Hagel an Angriffen ausholt. Diese Kampfszenen sind wunderbar inszeniert und unterstreichen die Action perfekt. Dadurch möchte der Spieler einfach mehr Gegner besiegen, um noch mehr von diesen Sammelangriffen bestaunen zu können, die sogar mehrere hundert Gegner gleichzeitig treffen können.

Im gleichen Zug sind die computergesteuerten Helfer auf dem Schlachtfeld zu oft hilflose Puppen. Manchmal kommen sie mit riesigen Gegnermassen problemlos klar, an anderen Stellen können bereits wenige,schwache Feinde diese in Bedrängnis bringen. Auch in den Bewegungen glänzen sie nicht allzu sehr. Muss der Spieler jemanden beschützen, läuft dieser manchmal gerne gegen Wände, Objekte oder andere Hindernisse, was einfach nur traurig mit anzusehen ist.

Das Ergebnis eines erfolgreichen Beutezugs

Einmal siegreich auch einer Schlacht gezogen, gibt es Münzen, Erfahrungspunkte und Berry, die Währung der Welt, als Belohnung. Mit dem Geld lassen sich Boni kaufen und Charaktere aufleveln. Natürlich ist es schwierig, alle der über 30 Charaktere auf dieselbe Stufe zu bekommen, weshalb sie sich gegen Bezahlung auf das Level des aktuell stärksten Helden bringen lassen können. Deshalb hat man nie das Gefühl, man könne seine Lieblingscharaktere nicht nutzen, da sie zu schwach für die aktuelle Stufe seien. Die spielbaren Helden und Schurken unterscheiden sich zwar nicht immer in ihren Kampfstilen, jedoch genügt die optische Abwechslung schon meist, um jeden Fan glücklich zu machen. Mit den Münzen hingegen lassen sich Charakterwerte verbessern, um seinen Helden noch stärker werden zu lassen.

Wer genug von der Geschichte hat, darf die einzelnen Kapitel erneut mit jedem bereits freigeschalteten Charakter durchstreifen, oder direkt in den Traum-Log reinschauen. Hier kann der Spieler seine ganz eigene Geschichte erleben und mit den zahlreichen Helden und Schurken mehrere Inseln erobern. Was sich wie eine Variation der normalen Modi anhört, ist tatsächlich dynamischer als gedacht. Während des Abenteuers werden weitere, teilweise zufällige Ereignisse freigeschaltet, bei denen bestimmte Piraten erledigt oder Gebiete verteidigt werden müssen. Der Umfang hier ist so groß, dass die meisten Spieler wohl einen Großteil der Spielzeit hier verbringen werden. Leider unterstützt der Traum-Log keinen Online-Mehrspieler wie die anderen Modi, sodass sich die Spieler auf das lokale Vergnügen mit einem Freund beschränken müssen.

Ein „Warriors“-Titel, wie er sein soll

Eigentlich sollte man gar nicht mehr erwähnen müssen, dass die Reihe Geschmackssache bleibt. Während die einen die Kämpfe verehren, welche durch ihre große Action selbst nach so vielen Jahren noch überzeugen können, werden andere mit den teils monotonen Schlachten, den simplen Kämpfen und der fehlenden Abwechslung kaum etwas anfangen können. Wer bereits mit „Dynasty Warriors“, „Samurai Warriors“ oder „Hyrule Warriors“ nicht warm wurde, braucht sich den Titel gar nicht erst anzuschauen. Denn obwohl einige Feinheiten erneuert wurden, bleibt das Spielprinzip doch gleich und wird sich vermutlich auch in zehn Jahren nicht allzu sehr verändern.

Ein paar alte Kritikpunkte, die selbst den Fans den Spaß verderben können, bleiben allerdings noch immer bestehen. Allen voran ist es die Kamera, die auf engen Räumen gerne ein Eigenleben entwickelt. Besonders bei stärkeren Gegner wird das zur Qual, denn obwohl der Spieler diese anvisieren kann, herrscht ein einziges Chaos, sollten diese nur für kurze Zeit nicht im Bild zu sehen sein. Nebenbei fehlt ein wenig die Abwechslung, die es noch im ersten Ableger gab. Durch die fehlenden kleinen Rätsel und Geschicklichkeitspassagen wird der Titel nicht unbedingt schlechter, ein netter Bonus wäre das allerdings schon gewesen.

Technik

Auf der technischen Seite merkt man dem Titel deutlich an, dass die Entwickler endlich die zusätzliche Kraft der PlayStation 4 nutzen können. Mehr Gegner kämpfen auf dem Bildschirm, die Animationen sind flüssiger und die Umgebungen sowie die Charaktere, sehen weitaus besser aus als im Vergleich zum Vorgänger auf der PlayStation 3. Zwar kommt es vereinzelt zu sehr kurzen Einbrüchen in der Bildrate, diese stören allerdings kaum und tauchen auch nur selten auf. Die Musik ist erneut fantastisch und bietet einige Ohrwürmer, die je nach Kapitel wechseln, um wenigstens hier Abwechslung zu bieten. Zudem sind die japanischen Originalsprecher erneut am Werk und liefern erwartungsgemäß einen fantastischen Job ab.