Bereits im letzten Jahr erschien „Risen 3: Titan Lords“ für die PlayStation 3 und Xbox 360. Obwohl das Spiel eigentlich überzeugen konnte, mussten Spieler schockiert feststellen, dass die Technik einige Bereiche unspielbar machte, und der Titel absolut nicht mit der PC-Version verglichen werden konnte. Mit „Risen 3: Titan Lords Enhanced Edition“ wollen die Macher den Spieler auf der PlayStation 4 endlich den Titel abliefern, den es schon letztes Jahr hätte geben sollen. Ob ihnen das gelungen ist, verraten wir im Test.

Vorsicht vor den Titanen, Kapitän!

Die Geschichte startet an der Krabbenküste, wo der Hauptcharakter mit der Piratin Patty nach einem legendären Piraten-Schatz sucht. Doch in einem alten Tempel finden sie kein Gold, sondern ein Portal in eine Schattenwelt. Aus dieser kommen nicht nur bösartige Monster, sondern auch ein Schatten-Lord, der dem namenlosen Helden direkt zu Beginn des Spiels seine Seele aussaugt. Obwohl dieser von seiner Crew daraufhin beerdigt wird, verbringt der Spieler nicht die gesamte Spielzeit unter der Erde. Der aus dem vorherigen Teil bekannte Voodoo-Magier Bones schafft es, den Helden wiederzubeleben. Allerdings braucht er noch immer seine Seele, weshalb sich die beiden mit einem kleinen Schiff auf eine Reise begeben, um nicht nur das eigene, sondern das Schicksal der gesamten Welt zu bestimmen.
Eine großartige Geschichte kann man von „Risen 3: Titan Lords“ leider nicht erwarten, was vor allem am fehlenden roten Faden liegt. Doch auch die zahlreichen Geschichten, die abseits des Haupt-Abenteuers stattfinden, sind zwar vorerst interessant, verlaufen sich aber zu schnell in bekannte Klischees. Zudem ist eine der besten Aufgaben nur den Vorbestellern gegönnt. Wer den Gnomen, die Serienkennern sofort ein Lächeln auf das Gesicht zaubern werden, helfen möchte, kommt um kostenpflichtige Zusatzinhalte nicht herum.

Ein Rollenspiel vom Feinsten

Spielerisch weiß „Risen 3: Titan Lords“ auf ganzer Linie zu überzeugen. Vorerst nur mit einem Schwert bewaffnet, lassen sich riesige Inseln voller Geheimnisse nahezu frei erkunden. Wer den 20-minütigen Prolog hinter sich gebracht hat, kann nämlich selber entscheiden, was er tun möchte. Bereits ein Großteil der Inseln ist ab diesem Zeitpunkt erreichbar. Diese offene Welt ermöglicht es den Spielern, nicht nur die vorgeschriebene Hauptgeschichte zu erleben, sondern auch die zahlreichen Charaktere kennenzulernen, von denen jeder seine eigene Geschichte zu erzählen hat.
Die verschiedenen Inseln können besonders überzeugen. Mit viel Liebe zum Detail bieten sie unzählige Geheimnisse, verborgene Schätze und eine Vielzahl von Tieren. Doch die Flora und Fauna ist dem Helden nicht immer freundlich gesinnt. Einige der Geschöpfe wollen ihr Revier verteidigen und greifen den namenlosen Helden ohne zu zögern an. Als Spieler muss das Verhalten der Gegner deshalb genau beobachtet werden, um mit der richtigen Strategie zu gewinnen. Mit einem Druck auf die X-Taste lässt sich das Schwert schwingen, ein wiederholtes Drücken verursacht eine Kombination. Je mehr Angriffe aneinander gereiht werden, desto stärker werden auch die einzelnen Angriffe. Wird die Taste länger gedrückt, kann ein schwerer Angriff ausgeführt werden. Wird das gekonnt mit den Ausweichrollen, den Wurfangriffen und dem Parieren kombiniert, kommen einige interessante Kämpfe dabei heraus. Im weiteren Verlauf können noch mehr Methoden erlernt werden, um die Kämpfe dynamischer zu gestalten. Sollte ein Gegner dann doch zu stark sein, kann ein Begleiter helfen, um das Monster zu töten.

Für mehr Abwechslung sorgen die Spezialisierungen, die schon früh in der Geschichte eingeführt werden. Je nachdem welcher Gilde der Spieler sich anschließt, verändert sich das Kampfsystem ein wenig. Als Wächter ist es möglich, Zaubersprüche zu erlernen, während ein Dämonenjäger vor allem auf Runen-Magie ausgelegt ist. Doch auch die Aufgaben sowie die verfügbaren Verbündeten werden von der Fraktion abhängig gemacht. Weiterhin können unzählige Gegenstände auf den Inseln aufgenommen werden, um später Tränke zu brauen oder Waffen zu erstellen. Das motiviert besonders, da die Jagd nach der stärksten Waffe und den besten Rüstungen auch nach dem Ende der Geschichte lohnenswert ist. Dieses System, mit dem über 40 Stunden verbracht werden kann, lässt die Spieler noch tiefer und länger in die Welt von „Risen 3: Titan Lords“ eintauchen. Die Liebe zum Detail sowie die lebendige Welt verwandeln den Titel in ein Fest für Fans von Rollenspielen.

Von Schiffen und der Traumwelt

Ein echter Pirat ist natürlich nichts ohne sein Schiff. Mit diesem kann der Spieler von Insel zu Insel reisen, was größtenteils durch das simple Auswählen einer Insel geschieht. Dennoch kann es auch dazu kommen, dass feindliche Schiffe oder riesige Monster erscheinen, die ohne zu zögern das Schiff zerstören wollen. Zum Glück gibt es noch Kanonen, mit denen diese, wie schon in „Assassin’s Creed 4: Black Flag“, besiegt werden können. Das sorgt für ein wenig mehr Abwechslung auf hoher See und kann vor allem bei schnellen Kreaturen oder mehreren gegnerischen Schiffen eine knifflige Herausforderung werden. Dennoch winken Belohnungen für Spieler, die siegreich aus einer Schlacht ziehen.

Sollte der namenlose Held das Bett aufsuchen, zeigt „Risen 3: Titan Lords“ einen weiteren Aspekt seiner Welt. In der düsteren Schattenwelt wird die Geschichte der Titanen erzählt, die vor vielen Jahren einen Krieg starteten. Diese Hintergrundgeschichte ist wichtig, um das allgemeine Geschehen in der Welt zu verstehen. Allerdings ist das Spiel in diesen Passagen recht eintönig, und selbst die Hintergründe sind zu klischeehaft, um wirklich zu überzeugen. Wer seinen Charakter außerdem nicht schlafen lässt, bekommt diese Szenen erst gar nicht zu sehen. Schade, denn hier wurde einiges an Potential verschenkt.

Neue Technik, alles besser?

Der Moment, in dem die Spieler das Hauptquartier der Magier-Gilde betreten, dürfte unvergesslich bleiben. Ein durchgehendes Ruckeln in diesem Gebiet machte jede Aufgabe zu einer Qual und dürfte viele Spieler frustriert haben. Umso gespannter darf man sein, wenn man dieses Gebet in der verbesserten Version betritt. Und tatsächlich wechselt das Spiel nicht in den 10-Bilder-pro-Sekunde-Modus, kann aber leider die sonst deutlich bessere Bildrate nicht einhalten. Zwar ist das nicht ganz so schlimm wie noch auf der PlayStation 3, jedoch stört dieses Ruckeln noch immer, das leider in mehreren Gebieten regelmäßig vorkommt.

Neben der verbesserten Bildrate wurde auch an den Texturen gearbeitet und die Auflösung hochgeschraubt. Sehr viel besser sieht das Spiel zwar nicht aus, dennoch wirken vor allem die Beleuchtungen dynamischer. Leider bleibt der Rest eher dürftig, denn die Weitsicht ist oft eine Katastrophe, mit nachladenden Texturen und merkwürdigen Animationen. Wenigstens ist der Soundtrack noch immer atmosphärisch, und die deutsche Synchronisation gut.