Die „Tales of“-Spiele sind auch zu Zeiten, in denen das JRPG-Genre nur schwach vertreten gewesen ist, Geheimtipps gewesen. Auch wenn die Reihe gelegentlich kleinere Rückschritte verzeichnet, ist sie heute einer der größten Vertreter ihres Genres. Daher ist es überraschend, dass der Release von „Tales of Zestiria“ im Oktober mit keinem bemerkenswerten Hype begleitet wurde, obwohl sämtliche Serienableger ein gewisser Charme umfasst. Wir haben uns aber auf jenen Charme wieder eingelassen und berichten in den nächsten Zeilen von unserem Abenteuer.

Die Zeit ist gekommen

Die Menschheit ist ein weiteres Mal am Rande des Chaos und sämtliche Hoffnungen auf einen Frieden sind vergeblich. Während die Mehrheit ihren Glauben verloren hat, suchen einige Reisende in den Legenden nach ihrer Erlösung. Zu letzteren gehört auch die Prinzessin Alisha der königlichen Stadt Damensee, die auf der Suche nach mystischen Wesen namens Seraphim ist, unter denen sie den legendären Hirten zu finden erhofft. Ein solcher wird nämlich in der lokalen Lehre prophezeit.

Auf ihrem Abenteuer gelingt es ihr, in den Wald vor Soreys Heimat vorzudringen, in dem Alisha von ihm gerettet und in sein Dorf der Seraphim gebracht wird. Sorey selbst ist ein Mensch, der bei Seraphims aufgewachsen ist, und kann im Gegensatz zur Prinzessin die Dorfbewohner sehen, was Alisha nicht bewusst ist. Nichtsdestotrotz legt sie ihre Hoffnung in den jungen Sorey und weist ihn bei ihrer Abreise auf ein Ritual in ihrer Heimat hin, während dem der legendäre Hirte identifiziert werden könnte.

Sorey wird zum Hirten

Durch Angst und Verzweiflung ist die Bosheit der Menschen größer geworden, was Wesen namens Hellion beschwört. Diese sind nur mit der reinigenden Kraft des Hirten zu bekämpfen, wozu Sorey innerhalb der ersten zwei Stunden ernannt wird. Mit seinem Jugendfreund Mikleo, einem Magieanwender, sowie der Dame vom See Lailah, die Sorey in das Hirtendasein einweiht, bestreiten sie seither ihre Reise, um die Quelle und den Schöpfer der Hellion zu bezwingen.

Die Welt im Spiel ist riesig und fast komplett begehbar. Trotz der schönen Szenerie fällt diese aber auch negativ auf, da bis auf ein paar wenige Gegenstände und einzelner Begegnungen nichts zu finden ist. Immerhin ist es erfreulich, dass Areale nicht in allzu kleine Gebiete zerstückelt werden, sodass man auf der Oberwelt fast keinen Ladezeiten ausgesetzt ist.

Spannende Kämpfe

Im Gameplay steht selbstverständlich das Kämpfen im Mittelpunkt, die in diesem Teil momentan auf der Stelle und nicht in einem separaten Bildschirm stattfinden. Als Spieler steuert man hauptsächlich Sorey, der ausweichen, direkt angreifen und auch Magie einsetzen kann. Seine Aktionen sind aber auf Ausdauerpunkte beschränkt, die sich beim Kämpfen leeren und beim Verteidigen regenerieren. Der Balken für die Ausdauer fließt aber auch in die Schadensberechnung ein, da man bei einem vollen Balken zwar treffsicherer ist, aber weniger austeilt.

Merkwürdig fällt aber die Trajektorie von Sorey aus, da das Spiel ihm stets den kürzesten Weg zum fokussierten Gegner aufzwingt. Wenn man sich im Kampf frei bewegen möchte, muss man die L2-Taste gedrückt halten, wobei dann auch die Kamera nicht allzu praktisch fokussiert.

Ansonsten belohnt der Titel cleveres Spielen über mehrere Methoden: Weicht man im letzten Moment aus, bekommt man einen Boost; trifft man die über R1 einsehbaren Schwächen der Gegner, geraten diese ins Schwanken, und vieles mehr. Die eigenen Fähigkeiten lassen sich über ein Upgrade-System auch verbessern, das von Anfang an zur Verfügung steht. Dieses lässt dem Spieler viel Freiraum und erlaubt ihm zu experimentieren; andererseits überwältigt es einen zu Beginn, sodass man jegliches Interesse aufgrund der Komplexität verliert. Letzten Endes widmet man sich erst nach einigen Stunden dem Verbessern und Aufrüsten von Sorey.

Im Kampf ist man derweil nicht allein und wird von den zahlreichen Reisebegleitern unterstützt. Man kann diese nicht direkt kontrollieren, aber über den rechten Stick angeben, worauf sie sich konzentrieren sollen. Tatsächlich ist es auch von Anfang an wichtig, alle Kämpfer strategisch zu überwachen, da man sonst in der Hitze der Gefechte untergeht.

Multiplayer

Das Abenteuer kann derweil lokal mit bis zu drei Mitspielern angegangen werden. Der Multiplayer ist nicht allzu bemerkenswert und hat besonders in der Kameraführung seine Schwächen. Nichtsdestotrotz ist die Möglichkeit, dieses Spiel mit einer Freundin oder einem Freund zu erleben, lobenswert.

Technik

In der nicht allzu ungewöhnlichen Anime-Ästhetik präsentiert sich „Tales of Zestiria“ visuell sehr gut und kann vor allem in den animierten Zwischensequenzen beeindrucken. Die eigentliche Grafik des PlayStation 3-Ports ist allerdings aus der letzten Generation und kaum aufgewertet worden. Kantenflimmern sorgt gelegentlich auch für Missgunst, was man dem Spiel aber insgesamt aufgrund der charmanten Aufmachung verzeiht.

Im Soundtrack gibt es wiederum nichts zu kritisieren, da mit Motoi Sakuraba ein führender Komponist der Videospielwelt hier am Werk ist. Jegliche Musikstücke passen sich bestens der Atmosphäre an und machen dieses Abenteuer fabelhaft. Für europäische Fans ist es aber schade, dass das Main Theme von Superfly ohne Lyrics vorhanden ist.