„Overlord“ ist eine Reihe, die sich trotz des ganz besonderen Stils und einer starken Fangemeinde nie als große Marke etablieren konnte. Trotz den guten Teilen und zwei Ablegern wurde es lange still um die Reihe, die dem Spieler gestattet, seine bösen Fantasien auszuleben. Als dann „Overlord: Gefährten des Bösen“ angekündigt wurde, war die Fangemeinde nach den ersten Bildern alles andere als froh. Ob der neueste Ableger trotz des Ausflugs in ein komplett anderes Genre überzeugen kann, haben wir für euch herausgefunden.

Eine Geschichte, die eines Overlords fast würdig ist

Die Geschichte könnte generischer wohl kaum sein. Als einer von vier Höllen-Ghulen – das sind verfluchte Krieger – werden die Spieler aus der Hölle beschworen. Der Anführer der ikonischen Schergen, Gnarf, will nämlich das Böse zurück in das Land bringen, das zehn Jahre lang in idyllischem Frieden verblieben ist. Leider haben die Schurken keinen wirklichen Charakter und sind so austauschbar, wie man es sich nur vorstellen kann.

Einen Lichtblick bietet die Geschichte dennoch, und der nennt sich Rhianna Pratchett. Das ist die Autorin, die bereits in den Vorgängern das Drehbuch beigesteuert hat, und erneut kann der Humor überzeugen. Die rabenschwarzen Witze, der sarkastische Ton und unglaublich abstruse Dialoge sind genau das, was sich die Fans in einem „Overlord“ wünschen. Leider ist dieser Lichtblick der einzige im gesamten Spiel, denn trotz des großartigen Humors, ist das Spiel eine Katastrophe.

Diablo-lord

Die „Overlord“-Reihe hatte immer mit vielen Problemen zu kämpfen, war jedoch etwas Besonderes. Das lag vor allem an den Schergen, die der Spieler als Herrscher des Bösen in den Kampf schicken konnte. Dieser Mix aus Action und Strategie, gepaart mit einigen Rätsel-Passagen, fand viele Fans, die bis heute die Spiele genießen, vor allem, da es noch immer nichts Vergleichbares auf dem Spielemarkt gibt. Deswegen fragten sich viele, was sich die Macher dabei gedacht haben, die Marke in ein Spiel zu verwandeln, das sich eher „Diablo“ als Vorbild nimmt. Das zerstört jegliche Kreativität, die das nicht perfekte, aber sehr unterhaltsame Gameplay der Vorgänger vermitteln konnte.

Als einer der vier Kämpfer, die sich in Nah- und Fernkampf-Spezialisten einteilen lassen, ist es nun der Schurke selbst, der in den Kampf zieht. Spätestens hier wird klar, dass sich das Spielprinzip stark von der Vorlage unterscheidet und Fans ihre Erwartungen herunter schrauben sollten. Doch auch wer sich auf das Konzept einlässt, erlebt eine Katastrophe. In langweiligen Schlauch-Leveln kämpft sich der Spieler durch monotone Gegnerwellen, um ans Ziel zu kommen. Dabei sind die Angriffe weder vielfältig, noch machen die Kämpfe wirklich Spaß. Das gesamte Kampfsystem basiert darauf, immer wieder wenige Knöpfe zu drücken, um sich durch die Horden zu schlagen. Das bieten zwar auch Spiele wie „Diablo“ oder „Gaunlet“, dort bleiben die Kämpfe allerdings immer wieder vielfältig, dank unterschiedlichen Gegnern und Belohnungen. In „Overlord: Gefährten des Bösen“ unterscheiden sich die Gegner jedoch kaum und die Reise wird somit zu einer reinen Tortur. Zudem funktioniert das Kämpfen mit den Fernkampfwaffen selten, da die Zielerfassung eine wahre Zumutung ist.

Loot, den keiner haben will

Anstatt die Spieler mit neuen Waffen und wertvollen Rüstungen auszustatten, gibt es in regelmäßigen Abständen Geld, mit dem sich die Spieler neue Gegenstände kaufen können. Vier verschiedene Geld-Einheiten gibt es, die aus explodierenden Truhen kommen. Das ist nicht nur langweilig, es macht das bereits eintönige Spiel noch monotoner, da in den Leveln nur Gegner getötet und Geld eingesammelt werden muss. Doch auch die Upgrades, die sich die Spieler kaufen können, sind alles andere als befriedigend und motivieren überhaupt nicht, viel Zeit in das Spiel zu investieren, das bereits nach sieben Stunden vorüber ist.

Ab und zu versuchen die Entwickler, das langweilige Gameplay durch kleine Rätsel aufzulockern. Diese sind jedoch so simpel, dass sie eher stören anstatt zu fesseln. Doch selbst die offensichtlichen Lösungen werden nochmal durch eine passende Kameraführung angedeutet, sodass der Spieler glaubt, das Spiel macht sich gerade über ihn lustig. Somit ist jede Idee, die die Macher in den neuesten Ableger einbauen wollten, eine klare Fehlentscheidung. Doch es geht leider noch schlimmer.

Was aus den Schergen geworden ist

Natürlich bräuchte das Spiel gar nicht den Titel „Overlord“, wenn die ikonischen Begleiter nicht wieder mit dabei wären. Doch außer gute Sprüche von sich zu geben, verkommt genau das Element, das die Reihe ausmacht, zu einer Lachnummer. Genau vier Arten von Schergen gibt es, die alle andere Fähigkeiten haben. Während die einen kämpfen, explodieren andere oder heilen den Schurken. Anders, als in den bisherigen Teilen, handeln die Begleiter jedoch unabhängig vom Spieler, der sie nicht mehr kommandieren kann. Tatsächlich hätten hier einige Elemente aus den Vorgängern gut eingebaut werden können, stattdessen funktioniert nahezu nichts. Das liegt an der katastrophalen KI der Schergen. Manchmal schlagen sie einfach ins Nichts, bleiben stehen oder sammeln nicht einmal den Loot auf, sondern bleiben zwischen den matschigen Texturen stecken. Tatsächlich ist es oft einfacher, gar keine Begleiter zu haben und einfach selbst zu kämpfen. Das ist schade, denn die kleinen Monster verkommen zur Nebensächlichkeit und erfordern kein strategisches Vorgehen, sondern nur sinnloses Drücken von Knöpfen.

Die Schergen können übrigens nur durch Blöcke beschworen werden, die der Spieler an bestimmten Stellen einsammeln kann. Jedoch ist die Anzahl anfangs begrenzt, und erst nach einiger Zeit können mehr Blöcke aufgenommen werden. Wieso diese Mechanik anfangs so sperrig gehalten wird, bleibt ein Rätsel. Allgemein verkommt „Overlord: Gefährten des Bösen“ zu einem langweiligen Spiel ohne jegliche Motivation, und schlimmer noch, ohne jeglichen Spaß. Auch im Multiplayer ändert sich das nicht, und obwohl dieser funktioniert, macht er ebenso keinen Spaß. Es ist keinerlei Interaktion notwendig, weshalb es so wirkt, als ob jeder alleine spielen würde, und einige computergesteuerte Schurken aushelfen würden. Wenigstens gibt es beim Online-Spielen keine Verzögerungen, die Bugs bleiben jedoch vorhanden.

Technik

Wie bereits erwähnt, profitieren die Sprecher von einer guten Geschichte und können dadurch einen guten Job abliefern. Jedoch ist die begleitende Musik generisch und nervt schnell. Zudem ist das Abenteuer alles andere als schön und wirkt wie ein frühes PlayStation 3-Spiel. Matschige Texturen, viele Einbrüche in der Bildrate und häufige Bugs stören den Spielfluss erheblich und frustrieren regelmäßig, weshalb das schlechte Spiel noch enttäuschender wird.