Im Indie-Bereich gibt es seit einigen Jahren so einige Formeln, die von den kleinen Entwicklern genommen werden und dann leicht angepasst werden. Mit „Firewatch” kommt ein Walking Simulator, der mit einer mysteriösen Geschichte und ganz viel Dialog überzeugen soll. Wir haben uns für den Job gemeldet und die Feuer-Wache in einem Wald-Gebiet in Wyoming übernommen. Ob wir uns dabei gelangweilt haben, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Linear durch den Wald

Bevor wir auf den integralsten Teil des Spiels, die Geschichte eingehen, wollen wir zunächst ein paar Worte zum Gameplay an sich verlieren. Dieses ist doch sehr klassisch gehalten und wartet nur mit wenigen Besonderheiten auf. Im Grunde läuft man von A nach B und muss dort mit einem Item interagieren oder einfach nur den Punkt erreichen, wodurch ein Dialog ausgelöst wird. Das ist spielerisch wirklich nicht anspruchsvoll, weshalb „Firewatch” hier eher zu Spielen wie „Dear Esther” zählt, wo man einfach nur einem sehr linearem Weg folgt und dann eine Geschichte abläuft. Wer in der frei begehbaren Welt herumstöbert, der wird leider keinerlei Extras finden. Das gesamte Spiel ist vorne bis hinten durch gescripted und birgt keinerlei Geheimnisse.

Feuerwache in Wyoming

Somit wäre das Spiel ein totaler Reinfall, wenn da nicht die Geschichte wäre. Da sie wirklich wichtig für die Erfahrung ist, wollen wir möglichst spoilerfrei an die Story herangehen. Diese handelt von Henry, der sich für einen Job mitten in den Wäldern von Wyoming in einem heißen Sommer annimmt und bei den Behörden sich melden muss, sobald ein Waldbrand entfacht. Unterstützt wird er dabei durch seine Chefin Delilah, die das schon seit vielen Jahrzehnten macht. Damit die Geschichte auch spannend bleibt, gibt es ein großes Mysterium und einige Twists, die wir hier nicht erwähnen wollen.

Starker Prolog und gute Dialoge

Schon von der ersten Minute an wird man durch die Vorgeschichte von Henry in einen Bann gezogen und will unbedingt wissen, was denn nun in „Firewatch” passiert. Alleine durch den Prolog bekommt der Hauptcharakter eine sehr runde Figur spendiert, mit der man sich sofort identifizieren kann. Ein weiterer Pluspunkt ist definitiv das Walkie Talkie, das tief in das Spielgeschehen eingebunden ist. Denn immer ist man per Funk zu Delilah dazu geschaltet und kann ihr alles mitteilen, was man gerade sieht. Jedoch ist man selbst dabei Herr darüber, was man Delilah sagt und was nicht. Das gilt auch für diverse Dialog-Optionen, die über das gesamte Spiel verteilt werden. Dadurch bekommt man eine ganz eigene Spielerfahrung, die sich vor allem im Dialog von anderen Spielern abgrenzen wird. Das wird wahrscheinlich kaum jemanden dazu bringen, das Spiel noch einmal zu spielen, wenn man durch ist, aber so bekommt man das Gefühl, etwas ganz eigenes und individuelles erlebt zu haben. Sowieso liegt die Stärke von „Firewatch” mehr in den Dialogen als in allen anderen Aspekten.

Mau im Abgang

Leider verliert das Spiel aber nach dem wirklich starken Prolog etwas an Spannung. Danach wird es zwar nicht direkt langweilig, jedoch wartet man lange darauf, bis wieder etwas größeres passiert. Ein weiteres, großes Problem ist, dass alle Auflösungen der Mysterien eher schwach ausfallen und die Erwartungen nicht erfüllen können. Die Geschichte startet wirklich stark, wird dann etwas langsamer, kann dann wieder durch die Twists etwas an Fahrt aufnehmen. Am Ende des knapp dreistündigen Abenteuers muss man sich selbst aber die Frage stellen, ob sich dafür dieses wirklich langweilige Gameplay gelohnt hat – wir müssen dies leider mit einem nein beantworten.

Unausgereifte Technik

Stilistisch hat es Campo Santo geschafft, eine schöne Atmosphäre zu erschaffen. Leider wird das ganze aber durch die Technik stark getrübt. Denn auch wenn alles nicht gerade gut aussieht und längst nicht in der Riege eines „Everybody’s Gone to the Rapture” ist, ruckelt das Spiel fast die gesamte Zeit stark vor sich hin. Wo „Firewatch” wirklich punkten kann ist der Sound. Zunächst wären da die Synchronstimmen von Delilah und Henry, die wirklich einen tollen Job machen, wodurch die Charaktere einem sofort ans Herz wachsen. Doch auch der Soundtrack, der nur selten genutzt wird, kann vollends überzeugen und findet in den wenigen Momenten wirklich immer genau den passenden Track, um das Geschehen perfekt zu untermalen. Zudem gibt es noch eine gute Nachricht für diejenigen, die dem Englisch nicht so mächtig sind: Zwar nicht zur Veröffentlichung aber später sollen zudem auch noch deutsche Untertitel angeboten werden.