Erinnert sich noch jemand an die Ankündigung von “The Witness”, zusammen mit der Enthüllung der PlayStation 4? Lange mussten wir nun auf das Puzzle-Spiel warten, doch lasst euch jetzt schon gesagt sein: Das Warten hat sich gelohnt! Warum, das erzählen wir euch in unserem Hand-in-Hand-Review!

Daniel: Als ich das Spiel gestartet habe, war ich erst einmal ein wenig perplex. Es gibt kein Intro, keinen erklärenden Text, rein garnichts. In Ego-Perspektive steht man in einem langen Tunnel, und drückt instinktiv den linken Joystick nach vorne. Die hallenden Schritte sorgen dabei schon einmal für eine sehr intensive Stimmung. Marco, wie ging es dir in den ersten Augenblicken des Spiels?

Marco: Mir ging es ähnlich. Ich war verwundert, wie plötzlich der Einstieg war und hatte wirklich die Befürchtung, dass ich mich erst mühsam einarbeiten muss. Tatsächlich findet man nach den ersten Schritten aber schon die erste Tür, die sich durch eine Tafel öffnen lässt. Einmal X gedrückt, und instinktiv eine Linie vom Kreis zum Ende gezogen, und schon war die Tür auf. Dasselbe bei der nächsten Tür, nur mit einer kleinen Kurve. Und plötzlich hat man schon die Grundlagen für das ganze Spiel erlernt! Das wird dann nochmal deutlicher, wenn man aus der Dunkelheit in das erste Gebiet kommt. Wie hast du diese Einleitung wahrgenommen, Daniel?

Daniel: Die war wirklich unglaublich intuitiv, obwohl sie so simpel war. Auch der geschlossene Bereich direkt danach machte direkt ohne auch nur ein Wort weitere Prinzipien deutlich: Kabel verbinden Puzzle, und manchmal gibt es mehr als eine Lösung, wodurch unterschiedliche Ergebnisse hervorgerufen werden. Als ich dann raus ins Freie bin, stand ich vor einer Tür mit einem Rätsel, bei dem ich trotz des gleichen Grundprinzips mit dem Linien zeichnen wie der Ochs’ vorm Berg stand. Diverse Symbole hatten wohl was zu bedeuten. Also erst einmal links liegen gelassen, und schon ein paar Meter weiter gab es das passende “Tutorial”: eine Reihe von Rätseln mit diesen Symbolen. Das erste so simpel, dass man quasi nichts falsch machen kann. Das nächste Rätsel ein wenig schwieriger, und so weiter. So lernt man auf einem ganz natürlichen Weg, wie genau man diese neue Variante angehen muss. Damit ging dann das Spiel erst richtig los! Wie sind deine ersten Schritte in der Welt verlaufen? 

Marco: Sobald ich mich frei bewegen durfte, war ich etwas platt. Zwar habe ich das nächste Gebiet schnell entdeckt, die Rätsel gelöst und anschließend das Ziel entdeckt, gelbe Maschinen zu aktivieren, die Laser auf den großen Berg werfen. Danach habe ich mich allerdings erstmal verloren. Ich wollte unbedingt zu den nächsten Rätseln, wusste jedoch oft nicht, ob ich die richtige Reihenfolge einhalte und ob ich die Rätsel lösen kann. Das mag sich zunächst chaotisch anhören, aber tatsächlich war das der Moment, in dem ich die Genialität der Welt entdeckt habe. Es gibt nämlich eigentlich keine richtige oder falsche Reihenfolge – sitzt man mal bei einem Rätsel fest, sucht man sich einfach ein neues und kommt später zurück. Die Gebiete sind nicht nur durch die Rätsel-Elemente sehr unterschiedlich, sondern auch optisch wunderschön anzusehen. Egal ob der alte Tempel, der kleine Dschungel, die Wüste, ich hatte nie das Gefühl, dass sich die Elemente auf der Insel wiederholen. Beim Erkunden habe ich übrigens zahlreiche Rätsel gefunden, die ich im späteren Verlauf lösen konnte. Das motiviert so unglaublich, dass ich selbst nach vielen Stunden nicht gelangweilt war. Wie haben denn die Rätsel auf dich gewirkt? Ich hatte nämlich vor dem Start wirklich Angst, dass diese sich zu sehr ähneln würden.

Daniel: Mir ging es genauso. Zig hundertmal eine Linie durch ein Labyrinth zu führen, müsste sich ja eigentlich abnutzen. Aber die Variationen sind wirklich so zahlreich, dass nie das Gefühl aufkommt, immer das gleiche zu machen. Das Highlight dabei ist die Integration der Spielwelt. Viele Rätsel sind nur durch entsprechende Hinweise zu lösen. Das kann ein Apfel im Baum sein, Spiegelungen im Wasser oder solche Kleinigkeiten wie der Glanz der Oberfläche, auf der das Puzzle liegt, um nur ein paar der unzähligen Varianten zu nennen. Wer also denkt, dass man die ganzen Rätsel auch einfach aus einem Menü heraus auswählen könnte und die Spielwelt nur leeres Beiwerk ist, liegt total falsch. So eine Symbiose aus Spielwelt und Puzzles ist mir bislang noch nicht untergekommen!

Marco: Ich muss allerdings zugeben, dass ich manchmal einfach nur stehen geblieben bin und gar nicht weiterspielen wollte. Das lag aber nicht an langweiligen Rätseln, sondern an der Optik. Es ist einfach atemberaubend, wie fantastisch das Spiel aussieht. Jeder Fels, jeder Baum, das Wasser, alles sieht perfekt aus. Man fühlt sich mitunter sogar in einem dynamischen Kunstwerk, das durch eine leichte Brise in Bewegung gebracht wird, wie man an dem Gras oder den Bäumen sieht. Auch ansonsten weiß die Technik zu begeistern. Das Spiel kann, wenn man alles finden möchte und sich dabei keine Lösungen im Internet anschaut, durchaus über die 70 Stunden-Marke gehen. Im Durchlauf ist dabei nicht ein einziger Ruckler aufgefallen, das gesamte Spiel läuft butterweich. Auch die Ladezeiten sind hervorragend, mit einer kurzen Wartezeit vor dem Spielstart. Anschließend wird aber nichts mehr nachgeladen, sodass der Spielspaß zu keiner Zeit unterbrochen wird. Gekrönt wird das durch ein gutes Speichersystem, das jederzeit automatisch den Fortschritt speichert, wenn ein Rätsel abgeschlossen oder das Spiel beendet wird. Das wirklich einzige, das man auch nur ansatzweise kritisieren können, wäre die fehlende Musik. Doch durch die großartigen Ton-Effekte vermisst man diese zu keiner Zeit. Es ist schon lange her, dass ich so ein makelloses Spiel gespielt habe.

Daniel: Beim letzten Satz kann ich dir mal wieder einfach nur zustimmen. Ich habe lange überlegt, wo ich denn einen Kritikpunkt ansetzen könnte, und nichts was auch nur im Ansatz erwähnenswert ist gefunden. Daher würde ich sagen: gehen wir über zum Fazit!