Die deutsche Spielelandschaft ist alles andere als tot. Das beweisen sowohl kleine als auch große Entwicklerstudios schon seit Jahren. Dennoch sorgte 2012 das kleine Indie-Studio SideQuest Studios für Verwunderung, als sie das taktische Rollenspiel „Rainbow Moon“ für die PlayStation 3 veröffentlichten. Der Titel konnte damals sowohl Kritiker als auch Spieler überzeugen und fand ein Jahr später auch auf der PlayStation Vita ein Zuhause. Da das Team schon fleißig am Nachfolger „Rainbow Skies“ arbeitet, ist es nicht allzu verwunderlich, dass nun auch PlayStation 4-Besitzer die Chance erhalten, den Titel nachzuholen. Hat sich „Rainbow Moon“ aber tatsächlich gut gehalten, oder hätten sich die Entwickler die Portierung sparen können? Das haben wir für euch herausgefunden.

Böse Monster, böser Feind, guter Held

Eigentlich würde man ja von einem Rollenspiel eine interessante Geschichte erwarten. Leider macht „Rainbow Moon“ sehr früh deutlich, dass der Plot nur dazu dient, einen Grund für das Gameplay zu bieten. In dem Spiel geht es nämlich um den Helden Baldren, der sich jährlich ein erbittertes Duell mit seinem Erzfeind Namoris liefert. Ihr Schlachtfeld ist von mysteriösen Portalen umgeben, und genau in dem Moment, in dem Baldren einem davon seine Aufmerksamkeit schenkt, wird er von Namoris in dieses geschubst. Er findet sich auf dem mysteriösen Rainbow Moon wieder, von dem er nun entkommen möchte. Leider wurden zusammen mit seiner Ankunft auch gefährliche Monster freigelassen, die die unschuldigen Bewohner tyrannisieren. Es liegt also an Baldren, Rainbow Moon zu retten, einen Weg in seine Heimat zu finden und seinen Nemesis zu besiegen.

Zugegeben, in „Rainbow Moon“ geht es hauptsächlich um das Gameplay. Dennoch wäre es schön gewesen, ein paar spannende Twists, interessante Charaktere und allgemein einen abwechslungsreicheren Story-Verlauf zu erleben. Das alles fehlt jedoch, denn vor allem die Helden und Schurken sind viel zu austauschbar und ihre Motivationen so stereotypisch, dass man eigentlich ganz auf die Dialoge verzichten könnte. Glücklicherweise ist das Gameplay da deutlich besser geraten.

In einer fernen Welt

Die Spielwelt hat auch nach der Erstveröffentlichung auf der PlayStation 3 nichts an ihrem Charme einbüßen müssen. In knallbunten, malerischen Landschaften durchsucht der Spieler alles nach Items, Quests und Monstern. Die Gebiete sind dabei sehr abwechslungsreich, so dass man sich nie zu lange in ähnlicher Optik herumtreiben muss. Zusätzlich gibt es noch Orte, die man erst im späteren Spielverlauf erreichen kann, weshalb es sich durchaus lohnt, immer wieder zurück zu kehren. Trifft man auf einen NPC, hat dieser meist eine Quest für den Spieler. Ob es sich dabei um eine Haupt- oder Nebenaufgabe handelt, wird im entsprechenden Menü angezeigt, so dass der Überblick eigentlich nie verloren geht.

Die verschiedenen Aufgaben bringen die Heldentruppe sowohl über Land als auch auf dem Wasser in die riesige Spielwelt. Die meisten Aufgaben beschränken sich zwar auf die genretypischen Such- und Kampf-Quests, dennoch bleibt das Abenteuer stets spannend. Das liegt am tollen Questdesign, das durch die Gestaltung der Umgebungen immer wieder diverse Überraschungen bereithält. Wer also gerne Spielgebiete erforscht, ist hier bestens aufgehoben.

Die guten alten Zeiten

Das Herzstück des Titels bleibt natürlich das Kampfsystem, das sich am besten mit „Final Fantasy Tactics“ vergleichen lässt, dabei aber durchaus viele Unterschiede bietet. Interessant wird es schon vor dem eigentlichen Kampf, denn auf der Oberwelt herrscht ein Mix aus sichtbaren und zufälligen Kämpfen. Die starken Gegner sind meist aus der Ferne zu erkennen, und dem Spieler wird hier die Möglichkeit geboten, nicht nur direkt in den Kampf zu gehen, sondern sich um diese herumzuschleichen. Dabei wird die Stärke sowie die Anzahl der Gegner eingeblendet, was ein taktisches Vorabplanen ermöglicht. Dazu gesellen sich die Zufallskämpfe, die sich jedoch jederzeit überspringen lassen, wenn man einfach nur von Punkt A nach B laufen möchte. Das ist sehr angenehm und bietet eine gute Balance aus aufleveln und erforschen. Zusätzlich lassen sich diese Gegner neu auswürfeln, falls man für eine Aufgabe bestimmte Monster besiegen muss. Das macht die Nebenquests weniger lästig und sorgt für genug Vielfalt.

Die Kämpfe selber finden in einem separaten Kampfbildschirm statt, der in Form eines Rasters daherkommt. Hier steuert der Spieler seine Helden rundenbasiert über den Bildschirm, um sie richtig zu positionieren, anzugreifen, zu verteidigen, ihre Fähigkeiten anzuwenden und was noch alles dazu gehört. Leider sind die Informationen auf dem Bildschirm nicht gerade optimal, denn besondere Konstellationen, die mehr Schaden ausrichten, lassen sich nur außerhalb der Kämpfe einblenden. Ebenso muss man sich die Reichweite der feindlichen Angriffe merken, was dazu führt, dass vor allem der Einstieg sehr mühselig ist. Wer sich jedoch in das System eingearbeitet hat, kann das Kampfsystem vollkommen genießen. Vor allem diejenigen, die sich die „gute alte Zeit“ zurückwünschen, werden die fehlenden Informationen als besonderes Extra werten. Wer nicht nur die rund 40 Stunden lange Geschichte verfolgt, wird durchaus über 100 Stunden in dem RPG verbringen können.

Probleme im Paradies

Leider ist nicht alles so wunderbar in „Rainbow Moon“. Mit der Zeit schließen sich immer mehr Charaktere dem Helden an, was erstmal wunderbar klingt. Die neuen Helden kommen mit individuellen Fähigkeiten daher, die die Kämpfe noch taktischer gestalten. Leider lassen sich immer nur drei von ihnen auf das Schlachtfeld führen. Und noch schlimmer, nur Charaktere, die zum tödlichen Treffer ausholen, erhalten die wertvollen Fähigkeitspunkte. Das bedeutet natürlich, dass die passiven Helden, die die Truppe aus der Entfernung unterstützen, auf der Strecke bleiben. Noch schlimmer ist allerdings, dass die Charaktere, die nicht in den Kampf ziehen, auch nicht mitleveln. Wer also wirklich ein gleichmäßiges Team haben möchte, wird viele Stunden auf dem Schlachtfeld verbringen müssen, was auf Dauer ohne klares Ziel zur Tortur wird.

Wirklich ärgerlich wird das Ganze, wenn man den Store berücksichtigt, der zum Zeitpunkt des Tests zwar noch nicht verfügbar war, jedoch genauso wie auf der PlayStation 3 und PlayStation Vita aussehen wird. Hier lassen sich gegen echtes Geld Fertigkeitspunkte und Gold erwerben, wodurch das Grinden abgeschafft wird. Diese Mikrotransaktionen sind noch immer eine Frechheit und verfälschen nicht nur die Online-Ranglisten, sondern verdeutlichen auch, wieso das Aufleveln so mühsam ist. Dass dieses Manko nach so vielen Jahren noch nicht überarbeitet wurde, ist mehr als ärgerlich.

Technik

Optisch merkt man dem Spiel leider sein Alter an. Was damals noch wie eine leichte Modernisierung der klassischen Titel wirkte, hat heutzutage viel von seinem Stil verloren. Den Charakteren fehlt es an Details, die Welt sieht zwar schön, aber zu altbacken aus und allgemein haben Spiele in den vergangenen Jahren gezeigt, dass das Genre optisch besser umgesetzt werden kann. Dafür ist die Bildrate stabil, und der Soundtrack recht gut gelungen, mit einigen wunderbaren Stücken, die man sich auch nach dem Spieler noch anhören möchte. Die Steuerung ist ebenso simpel gehalten. Zwar gibt es eine Cross-Save-Funktion, jedoch kein Cross-Buy.

Ebenso ärgerlich ist die noch immer nicht vorhandene deutsche Lokalisierung. Alle Texte und die gelegentliche Sprachausgabe sind nur in englischer Sprache vorhanden, was vor allem deshalb fragwürdig erscheint, da das Spiel von deutschen Entwicklern kommt.