„The Walking Dead: Michonne“ erzählt die bislang unbekannte Geschichte der Reise von Michonne, die sie zwischen den Comic-Ausgaben 126 und 139 unternommen hat. Die Geschichte wird dabei in Form eine Mini-Serie, bestehend aus drei Episoden, erzählt. Dadurch möchte Telltale Games die Wartezeit auf das Erscheinen von „The Walking Dead: Season 3“ überbrücken. Doch ist das Episoden-Format überhaupt dazu geeignet, einen bekannten Charakter, der nicht sterben kann, in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen? – Wir wollen es euch verraten.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. Da bei „The Walking Dead: Michonne“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir in diesem Review den Handlungsrahmen, das Gameplay und die Technik ohne Spoiler vorstellen. Danach folgt zu jeder Episode ein kurzes Fazit. Weiterführend gibt es dann einen Link zum ausführlichen Review jeder einzelnen Episode, in der wir dann auf die Handlungsentwicklung und Entscheidungen genauer eingehen. Wir haben uns bemüht, auf Spoiler zu verzichten. Allerdings muss jeder ein Stück weit für sich selbst entscheiden, ob er das Spiel vollkommen ohne Vorwissen angehen möchte.

Allein in der Wildnis, zusammen auf See

Mit den drei Episoden von „The Walking Dead: Michonne“ schließt Telltale Games in den nächsten Wochen eine Handlungslücke, die sich in den Comics ergeben hat. In der Mini-Serie schlüpft man in die Rolle von Michonne, die unter Halluzinationen in Form ihrer beiden verstorbenen Töchter leidet. Kämpft sie sich zuerst alleine durch die Wildnis, wird sie kurz darauf auf eine Gruppe von Überlebenden treffen, die auf einem Segelboot herumreisen und nach Bekannten suchen. Als die Gruppe auf eine alte Fähre stößt, nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Berühmtheit als Fluch

Tatsächlich wandelt „The Walking Dead: Michonne“ auf den Spuren der ersten beiden Staffeln und macht dabei von Beginn an deutlich, dass Michonne die Hauptfigur ist und alle anderen Charaktere lediglich Nebenfiguren sind, denen man sich schnell erledigen kann. Dass die Hauptfigur in diesem Fall natürlich nicht sterben kann, führt allerdings dazu, dass man bei Entscheidungen, die das Leben eines anderen Charakters betreffen, sich eher dafür entscheidet, mit Michonne vorauszugehen. Dadurch werden derartige Entscheidungsangebote überflüssig. Deshalb steckt man beispielsweise die Hand von Michonne durch die Fahrertür, damit Pete nicht gebissen, oder richtet die Waffe auf Michonne, damit Greg nicht erschossen wird. Insgesamt bricht dadurch schon direkt am Anfang mit dem bedrohenden Spielgefühl, das Telltale Games seit „The Walking Dead: Season I“ eingeführt und mit „Game of Thrones“ nahezu perfektioniert hat.

Zombies und Bösewichte

Auffällig ist auch, dass „The Walking Dead: Michonne“ gerade dann gut ist, wenn die Lage brenzlig ist, wenn Zombies in der Nähe sind. Wenn Menschen stattdessen die potentielle Gefahr darstellen, bleibt die Mini-Serie blass. Vielleicht liegt es daran, dass die menschlichen Bösewichte aktuell auch nicht sonderlich überzeugen. Auch wenn Michonne auf den Spuren von George Stobbart wandert, glänzt das Spiel, allerdings sind diese Passagen nur in geringer Anzahl vorhanden. Zum Glück ist die Handlungsfähigkeit der Mini-Serie höher als es beispielsweise in „The Wolf Among Us“ der Fall war, das streckenweise von ganzen Gesprächspassagen ohne wirkliche Aktion beherrscht war. Auch beim Kampfsystem setzt man wieder auf die bekannten Quick Time-Events, die nun anstatt einer Taste auch schon einmal eine dreier Tastenkombination erfordern können.

Technik und Sprache

Positiv fällt zunächst aus, dass „The Walking Dead: Michonne“ nach dem Prolog ein eigener Titelsong spendiert wurde. Auch die deutschen Bildschirmtexte zum Release und der Erhalt des Grafikstils aus den ersten beiden Staffeln werden hiesige Fans erfreuen. Zu ersterem Punkt scheint seit „Minecraft: Story Mode“ ein Umdenken eingesetzt zu haben. Auch die Tatsache, dass man sich nicht ständig mit irgendwelchen Rucklern herumschlagen muss, fällt angenehm auf. Nur ab und zu sinkt die Bildrate etwas ein. Auch die Sprecher, allen voran der von Pete, runden den positiven, technischen Gesamteindruck ab.

Fazit zur Episode Eins: „Zu tief drinnen“

Mit der ersten Episode der Mini-Serie zeigen sich die Stärken und Schwächen des Episoden-Formats eindrucksvoll auf. Bis zur Gefangennahme von Michonne und den Anderen steigert sich der Spannungsbogen von „Zu tief drinnen“ kontinuierlich, lässt dann aber sehr schnell nach, ohne zum Ende der Episode noch einmal die Höhe der Episoden-Halbzeit zu erhalten.

» Zur ausführlichen Review der ersten Episode