Alle Fans der „Digimon“-Reihe der ersten Stunde und jene, die durch die aktuell laufende OVA-Serie „Digimon Adventure Tri“ dabei sind, sollten jetzt aufpassen! Obwohl den digitalen Monstern nie ein vergleichbarer Durchbruch wie „Pokémon“ gelungen ist, haben die Digimon bis heute bei vielen Videospielern einen besonderen Platz im Herzen. Um diesen Platz zu erhalten, ist „Digimon Story: Cyber Sleuth“ seit Februar 2016 für PlayStation 4 und PlayStation Vita erhältlich. Ob dieses Vorhaben dem Rollenspiel im Visual-Novel-Mantel gelingt, erfahrt ihr in unserem Testbericht zur Heimkonsolenfassung.

Ein Detektiv zwischen realer und digitaler Welt

In diesem Abenteuer wird der Spieler sowohl in die japanische Hauptstadt Tokio, als auch in eine von einer ominösen Firma entwickelte digitale Welt namens EDEN eintauchen. Die Menschen besitzen in EDEN ein virtuelles Leben, das parallel zu ihrem Realen-Ich existiert. Entsprechend bilden sich innerhalb der digitalen Welt unumgänglich verschiedene Organisationen und Hacker-Gruppierungen wie Zaxon, die ihre Interessen in EDEN durchsetzen und gleichzeitig Einfluss auf das von der digitalen Welt abhängige reale Leben besitzen möchten.

In der Rolle des namenlosen Hauptcharakters endet man nach einem Angriff durch Digimon, die aus unerklärlichen Gründen aus ihrer DigiWelt entkommen sind, als Assistent der Detektivin Kyoko Kuremi. Mit der Fähigkeit, über verschiedene Sicherheitsvorkehrungen zwischen digitaler und realer Welt wechseln zu können, geht man der Verpflichtung nach, das Mysterium um die plötzlich auftauchenden Digimon zu lösen und die rätselhaften Machenschaften der für EDEN verantwortlichen Firma aufzudecken.

Scan sie alle!

Bösartige Digimon übernehmen in Tokio zahlreiche Menschen sowie digitale Geräte und wirken dabei wie Viren. Der Spieler muss in seinem Abenteuer Freundschaften mit guten Digimon eingehen, diese trainieren und schließlich entwickeln, um es mit den Gegnern aufnehmen zu können. Um Digimon zu fangen, muss man sie vollkommen gescannt haben, was automatisch bei jeder Begegnung erfolgt. Allerdings empfiehlt es sich, ein Monster nicht bereits bei 100 % Scan zu fangen, sondern die maximalen 200 % abzuwarten, damit das Digimon bessere Statuswerte besitzt.

Das Kampfsystem ist wie auch das Fangen sehr einfach gehalten. Der Spieler kann höchstens drei Digimon in den Kampf senden, die dann alle die vier Möglichkeiten Attacke, Fähigkeit, Item oder Verteidigung besitzen. In dem rundenbasierten System entscheiden die Initiativwerte der Teilnehmer über die Reihenfolge, die die ganze Zeit über auch im rechten Bildschirmrand angezeigt wird. Es gibt zudem ein einfaches Schere-Stein-Papier-Prinzip, das festlegt, welche der drei Digimon-Typen Vaccine, Data oder Virus gegen einen anderen Typ Vor- und Nachteile besitzt. Es erfolgt auch eine weitere Unterteilung nach Attributen wie Wasser, Feuer, Wind und weitere, die ebenfalls mit einem Faktor von 0.25 bis 3.0 zur Schadensberechnung beitragen können.

Das reale & digitale Tokio

Die Missionen, ob Haupt- oder Nebenmission, gestalten sich in dem Spiel stets nach dem selben Muster und fallen damit auch sehr eintönig aus. Grundsätzlich beginnt eine Quest damit, dass ein Klient in der Detektei anfragt und eine Angelegenheit untersucht haben möchte. Daraufhin bewegt sich der Spieler in der Rolle des Assistenten durch verschiedene Ortschaften Tokios wie Nakano, Akihabara oder Shinjuku, um in der realen Welt erste Hinweise zu sammeln. Die einzelnen Gebiete sind den Originalen selbstverständlich gut nachempfunden worden und versuchen diese, bestens in animierter Form wiederzugeben. Die meisten Charaktere und Orte lassen sich jedoch nur oberflächlich untersuchen und bieten keine Tiefe.

Sobald die Quelle des Problems halbwegs ausgemacht ist, versucht man jenes, über die digitale Welt zu lösen und taucht hierfür in EDEN ein. Die Dungeons unterscheiden sich allerdings nur in ihrer Erscheinung, sind aber fast ausschließlich einfach zu erkunden – ähnlich wie in der „Persona“-Serie.

Die DigiFarm

Mit den eigentlichen Missionen und der Story gelingt es dem Titel jedenfalls nicht, den Spieler allzu sehr zu überraschen. Die Tiefe, die den Dungeons und den Kämpfen fehlt, findet man aber als „Digimon“-Fan im Trainieren der Lieblingsmonster wieder. Neben der erwähnten Auswahl an Digimon hat man nämlich auch die Möglichkeit, diese aufzuziehen und über die DigiFarm zu trainieren. In letzterer kann man mehreren gelagerten Digimon verschiedene Anweisungen wie Investigieren vorgeben und diese dann wachsen sehen.

Da sich ein Digimon in verschiedene Digimon höherer Stufe entwickeln kann, manche Entwicklungen aber bestimmte Mindestwerte voraussetzen, muss der Spieler also häufig ein Digimon wieder in einer niedrigere Stufe zurückentwickeln, damit es nach einem überdachtem Training die nötigen Werte erhält. Das System ist jedenfalls praktisch und ermöglicht sehr früh den Zugang zu vielen beliebten Digimon. Andererseits wird das Level nach jeder Entwicklung auf Level 1 zurückgesetzt, wodurch weiterentwickelte Digimon merkwürdigerweise zunächst niedrigere Werte haben als vor der Digitation.

Werde der Allerbeste!

Das Spiel besitzt auch einen Online-Multiplayer-Modus, in dem weltweit Kämpfe ausführen kann. Dafür sind verschiedene Regeln festgelegt, wie etwa eine Zeitbeschränkung für jede Aktion und das Setzen der Digimon auf Level 50. Da das Trainieren und Kämpfen im Mittelpunkt des Titels steht, lohnt es sich auch definitiv, den Online-Kampf zu wagen, um die eigenen Fähigkeiten zu messen. Einen Mehrwert zur Story bietet dieser Modus allerdings nicht, der derweil auf der Vita auch lokal unterstützt werde.

Technik

Die Grafik gehört zu den Stärken des Spiels und ist insbesondere durch seinen Stil schön anzusehen. Andererseits sind die meisten Dungeons und auch Städte sehr steril und einfach gehalten worden, so dass der Eindruck kein dynamischer ist. Genauso verhält es sich innerhalb der Kämpfe, in denen die 3D-Sprites der Digimon beeindrucken, aber ihre Attacken visuell nichts hergeben. Der Soundtrack besitzt ein paar Musikstücke, die in Erinnerung bleiben und damit gelungen sind.